Was wir essen, wie viel wir uns bewegen und wie wir uns erholen, beeinflusst unsere Gesundheit. Doch wie gesund leben die Schweizerinnen und Schweizer tatsächlich? In einer landesweiten Umfrage hat die Migros der Bevölkerung den Puls gefühlt.
Zwei Jahre Pandemie haben unser Bewusstsein für Gesundheitsfragen verändert und deutlich gemacht, dass unser Verhalten und unsere Gesundheit zusammenhängen. Die Migros wollte deshalb wissen: Wie gesund leben die Schweizerinnen und Schweizer? Welche Ziele setzen sich die Menschen, wenn es um einen gesunden Lebensstil geht? Was hilft ihnen dabei, diese Ziele zu erreichen und wo bestehen Defizite?
Um das herauszufinden hat sie das Forschungsinstitut Sotomo mit einer landesweiten Studie beauftragt und knapp 4700 Leute befragt*. Die Umfrage zeigt: Die Schweizerinnen und Schweizer kochen zwar viel selber, essen aber zu wenig Gemüse und Früchte. Wenn es darum geht, auf Süsses zu verzichten, fällt ihnen das schwer. Und: Wenn sie sich mehr bewegen wollen, nehmen sie schon mal die Treppe anstatt den Lifts. Das Erfolgsrezept, Routinen zu entwickeln und sich regelmässig zu bewegen, nutzen bisher jedoch erst wenige.
Gemüse und Früchte sind beliebt. 78 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer haben am Vortag Gemüse gegessen und mehr als die Hälfte hatte Früchte oder Beeren auf dem Teller.
Die Schweizerinnen und Schweizer mögen Milchprodukte. 71 Prozent haben am Vortag Käse, Joghurt und Milch konsumiert.
Bei den Kohlehydraten halten sich die ungesünderen raffinierten Getreideprodukte und die gesünderen Vollkornprodukte die Waage. Beide landeten jeweils bei rund 40 Prozent der Befragten auf dem Speiseplan.
Nimmt man Frauen und Männer zusammen, haben 40 Prozent am Vortag etwas Süsses gegessen. Am meisten Süsses und Weissmehlprodukte konsumieren junge Frauen zwischen 18 und 24 Jahren (rund drei Viertel). Mit zunehmendem Alter essen sie jedoch immer gesünder und nehmen mehr Nüsse, Vollkornprodukte, Gemüse und Früchte zu sich.
35 Prozent haben am Tag zuvor Fleisch oder Wurstwaren gegessen. Männer essen häufiger Fleisch als Frauen, und zwar rotes Fleisch, Wurstwaren und Geflügel. Junge Frauen konsumieren mehr Milch- und Fleischalternativen.
28 Prozent haben am Vortag Alkohol getrunken, 13 Prozent in grossen, 15 Prozent in kleinen Mengen. Am häufigsten Alkohol trinken ältere Männer: Bei den über 65-Jährigen haben beinahe 50 Prozent am Vortag Alkohol getrunken. Junge Männer trinken weniger Alkohol, dafür mehr Süssgetränke.
Fast ein Viertel (23 Prozent) verzichtet auf ein Frühstück. Das gilt vor allem für unter 65-Jährige und an Arbeitstagen. Immerhin 72 Prozent aller Befragten haben allerdings zuhause ein selbst zubereitetes Frühstück gegessen und nur 5 Prozent haben morgens unterwegs ein Gipfeli oder etwas Ähnliches gekauft.
Das Abendessen wird in der Schweiz besonders häufig selbst zubereitet. 86 Prozent haben am Vorabend selber gekocht. Davon haben 11 Prozent Reste gegessen und 6 Prozent mit vorgefertigten Produkten gekocht. Ins Restaurant gehen die Schweizerinnen und Schweizer am häufigsten am Mittag.
52 Prozent der Befragten essen immer am Tisch. 37 Prozent gelegentlich an einem anderen Ort, 11 Prozent tun dies sogar häufig. Ob man am Tisch isst oder nicht, ist eine Generationenfrage. 25- bis 44-jährige essen gelegentlich oder sogar oft anderswo. Die TV-Mahlzeit ist bei den Frauen (62 Prozent) besonders beliebt, das Essen vor dem Computer bei den Männern (29 Prozent).
Am häufigsten nehmen sich Schweizerinnen und Schweizer vor, weniger Zucker zu konsumieren, an zweiter Stelle steht der Vorsatz, genügend Früchte und Gemüse zu essen. Der Verzicht auf Süsses fällt ihnen aber besonders schwer – von den 57 Prozent, die ihren Zuckerkonsum herunterfahren möchten, hat mehr als die Hälfte Mühe, das umzusetzen.
42 Prozent der Befragten bewegen sich zwischen 6 und 15 Stunden pro Woche, 28 % treiben mehr als 6 Stunden Sport pro Woche so, dass die Herzfrequenz steigt. Geht es um alltägliche Bewegung wie Spazieren oder Fahrradfahren, scheinen Frauen und Männer beinahe gleich häufig aktiv zu sein. Dagegen zeigen sich bei intensiverem Sport geschlechtsspezifische Unterschiede. 53 % der Männer bewegen sich mehr als 4 Stunden pro Woche intensiv, bei den Frauen sind es 38 %.
Am beliebtesten ist Treppensteigen. 65 Prozent aller Befragten haben schon versucht, ihre Fitness zu verbessern, indem sie auf den Lift verzichten. Die Erfolgsquote dieser Strategie ist mit 68 Prozent recht gut. Noch wirksamer ist es, feste Routinen zu entwickeln. Über 80 Prozent von denen die es ausprobierten konnten damit nachhaltig die Fitness verbessern, genutzt wird dies jedoch bisher nur von einem Viertel aller Befragten. Alltagsstrecken zu Fuss oder mit dem Velo statt mit dem Auto oder den öffentlichen Verkehrsmitteln zurückzulegen, hilft ebenfalls vielen, ihre Fitness zu verbessern.
35 % der Befragten fühlen sich gar nicht gestresst, 3 % sind sehr gestresst. In der Alterskategorie 25 bis 44 ist der Anteil derjenigen, die gar nicht gestresst sind, am tiefsten. Am stärksten gestresst sind junge Frauen, während junge Männer noch relativ entspannt sind und ihren Belastungsgipfel zwischen 25 und 44 Jahren erreichen.
58 Prozent berichten, dass sie wegen Stress schlecht schlafen, bei 30 Prozent führt Stress zu Kopfschmerzen. Gestresste Frauen beobachten häufiger körperliche Stressreaktionen, so leiden zum Beispiel 62 Prozent der Frauen unter schlechtem Schlaf. Sie haben auch öfter Rückenschmerzen, leiden unter Verdauungsproblemen oder Libidoverlust. Bei Kopfschmerzen und Herzrhythmusstörungen ist der Unterschied zwischen den Geschlechtern weniger gross.
Knapp 80 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer schlafen unter der Woche mehr als sieben Stunden und damit genug.
31 Prozent kämpfen gelegentlich mit Schlafproblemen, 12 Prozent oft oder sogar immer. Dabei fällt auf, dass Männer viel seltener schlecht schlafen als Frauen. Von den männlichen Befragten geben 66 Prozent an, selten oder nie Schlafprobleme zu haben, bei den weiblichen 47 Prozent.
38 Prozent der Befragten versuchen, regelmässige Schlafzeiten einzuhalten, 60 Prozent von ihnen haben Erfolg damit. Gleich wirksam sind Entspannungsübungen, nur 22 Prozent haben diese jedoch schon ausprobiert.
Im Schnitt haben Männer und Frauen im Lauf des Monats im Schnitt 1,9-mal Sex. Lässt man die Wenigen, die sagten, sie hätten sehr oft Sex, weg, sinkt die Zahl auf 1. Übergewichtige sind sexuell leicht aktiver als Normalgewichtige. Untergewichtige hatten am wenigsten Sex. Weiter fällt auf, dass Paare, die minderjährige Kinder haben, mehr Sex haben als alle Haushaltsformen.
31 % Prozent der Befragten haben in der Woche der Umfrage niemanden umarmt. Bei den Männern waren es 36 Prozent, bei den Frauen 25. Menschen über 65 haben nicht nur weniger Sex, sondern weniger Körperkontakt überhaupt: 40 Prozent aus dieser Altersklasse haben in der Vorwoche gar niemanden umarmt.
Die meisten Schweizerinnen und Schweizer sind überzeugt, dass sie relativ gesund leben: 70 Prozent beurteilen ihren Lebensstil als eher oder sehr gesund. Lediglich 3 Prozent denken, dass ihre Lebensweise eher oder gar nicht gesund ist, ein Viertel sieht sich im mittleren Bereich.