Bist du immer wieder mal auf 180? Dann haben wir gute Nachrichten für dich: Gelassenheit kann man lernen! In diesem Beitrag findest du drei effektive Strategien, um gelassener zu werden und das Leben etwas leichter zu nehmen.
Der Hund des Nachbarn bellt gerne, die eigene Familie produziert laufend Chaos. Auf dem Weg zur Arbeit hat es Stau, und im Büro angekommen, funktioniert der Computer nicht. Was du jetzt brauchst, ist vor allem eins: Gelassenheit! Denn wenn du in solchen Fällen merkst, wie dir das Blut vor Ärger in den Kopf schiesst, dass du dich wie ein Dampfkochtopf fühlst, der kurz vor der Explosion steht, dann lohnt es sich, daran zu arbeiten, gelassener zu werden.
Wie man das macht, weiss Juliana Kernen. Sie ist nicht nur Yogalehrerin, sondern auch Mental-, Entspannungs- und Achtsamkeitstrainerin und unterrichtet unter anderem an der Klubschule Migros. «Innere Gelassenheit erreicht man, indem man im Kopf entspannt ist. Dafür braucht es unter anderem kleine, aber bewusste Pausen», sagt sie. Pflege man einen harmonischen Anspannungs- und Entspannungs-Lifestyle, sei man nicht mehr so schnell gestresst. «Sich immer wieder eine Auszeit und Pausen von der Anspannung zu erlauben, ist elementar. Nicht nur für einen gesunden Körper, sondern ebenso für die Seele. Denn Schönheit kommt ja bekanntlich von innen.»
Ein simples, aber sehr effektives Mittel, um geistig zur Ruhe zu kommen, ist Atmen. «Der Atem steht einem immer zur Verfügung, solange man lebt», sagt Juliana Kernen. Gedanken scheinen wie wilde Affen, die im Kopf von Ast zu Ast turnen. «Über das Atmen kann man sie besänftigen. Es ist ganz einfach. Man braucht nur ein bisschen Disziplin, um seine Achtsamkeit zu kultivieren.»
Weil Menschen sich gerne übernehmen, betont sie: «Nur schon kurze Übungen können Wunder bewirken.» So zum Beispiel ein, zwei Minuten bewusstes Atmen. «Man kann sich drei Punkte setzen pro Tag, zum Beispiel morgens, mittags und abends.» Bewusstes Atmen bringe einen ins Hier und Jetzt und führe in die Selbstwahrnehmung. «So gewinnt man Abstand zu den Dingen, die einen stressen, und kann bewusster und achtsamer handeln.»
Sehr entspannend sei, gleich lang ein- wie auszuatmen. Eine etwas anspruchsvollere Atemtechnik hilft ebenfalls: «Man kann beim Einatmen auf vier zählen, den Atem anhalten und dabei auf zwei zählen, dann beim Ausatmen auf sechs zählen, dann nochmals den Atem anhalten und auf vier zählen, bevor man mit einem neuen Zyklus beginnt.»
Wer Mühe hat, seinen Atem wahrzunehmen, kann eine Hand aufs Brustbein und die andere auf den Bauchnabel legen und den Atem anhand der Bewegung erspüren. Tut man sich schwer damit, Zeit zum Üben zu finden, kann man sich beispielsweise im Kalender automatische Erinnerungen setzen oder ein Post-it an den Bildschirm oder Spiegel kleben.
Wer etwas Neues lernt, sollte sich mindestens drei Wochen Zeit geben und regelmässig üben. «Es dauert 21 Tage, bis sich im Gehirn neurologische Trampelpfade bilden und ein neues Verhalten zu einer neuen Gewohnheit werden kann», sagt Juliana Kernen. Aus dieser Gewohnheit kann sich das Bedürfnis entwickeln, die Atemübungen regelmässig zu machen. (Fortsetzung weiter unten...)
Aufs Atmen zu achten, kann auch helfen, wenn man sich ärgert, zum Beispiel in einem Gespräch. «Indem man sich erlaubt, erst einmal bis in die Fusssohlen zu atmen, gewinnt man etwas Abstand. Dies befähigt zu reflektieren, was einen gerade ärgert, und somit achtsamer und bewusster zu reagieren, ohne sich selbst oder dem Gegenüber zu schaden.»
Gibt man sich der Wut hin, kann das in eine Abwärtsspirale führen. Das vegetative Nervensystem befindet sich im Alarmzustand, der Blutdruck steigt, der Puls rast, man schwitzt. Man zerschlägt Porzellan, im übertragenen oder vielleicht auch im wahrsten Sinne. Setzt man sich in so einem Zustand ins Auto, kann noch mehr Ungemach drohen. Besser wäre es, sich vorher zu bewegen: beim Sport oder bei einem Spaziergang. Doch alleine schon ein lautes Ausatmen durch den Mund kann stressabbauend wirken. Der Fokus durch bewusstes Atmen ist auch eine Methode, die Juliana Kernen zur Heilung und Befreiung von Trauer und Angst empfiehlt. Denn der Fokus auf den Atem und eine wertfreie Wahrnehmung können helfen, Abstand zu Emotionen zu gewinnen.
Gute Methoden sind aber auch autogenes Training, ein sanftes Yoga oder die Progressive Muskelentspannung. Wie diese funktioniert, zeigt sie in diversen Videos auf ihrem Youtube-Kanal oder in ihren Kursen an der Klubschule Migros.
Eine tiefe Entspannung könne man auch im Stand-up-Paddling-Yoga, kurz SUP-Yoga, finden, das Juliana Kernen ebenfalls unterrichtet. «Durch das Schaukeln des Bretts auf dem Wasser, während man von Sonne und Wind berührt wird, kann helfen, schneller im Hier und Jetzt sowie bei sich anzukommen.»
Aber man könne auch zu Hause etwas für sein Wohlbefinden tun. «Reise unter der Dusche zum Beispiel mit dem Wasserstrahl mit. Wie fühlt es sich an, wenn er über deinen Körper gleitet? Nimm bewusst den Duft deines Duschmittels wahr: Nimmt er dich gedanklich mit ans Meer? Oder an einen anderen Ort, an dem du Erholung findest? Lass deiner Fantasie freien Lauf!» (Fortsetzung weiter unten…)
Juliana Kernen hat auch einen Tipp für Menschen parat, die mit ihrem Perfektionismus kämpfen: «Mach extra etwas ‹falsch›! Schneide beispielsweise die Karottenscheiben unterschiedlich dick, anstatt zu versuchen, alle exakt fünf Millimeter breit hinzubekommen, falls dir deine Genauigkeit manchmal das Leben schwer macht.»
Und was empfiehlt sie all denjenigen, denen es an Disziplin zum Üben mangelt? «Ich schenke meinen Klientinnen und Klienten jeweils eine Muschel oder einen goldenen Stein. Damit sie jedes Mal, wenn sie diesen Gegenstand anschauen oder in der Hosentasche fühlen, daran erinnert werden», sagt Juliana Kernen. «Es soll ihnen aber auch ins Gedächtnis rufen, dass noch kein Meister vom Himmel gefallen ist und man mit sich selbst grosszügig, geduldig und liebevoll umgehen sollte.» Wichtig seien auch Humor und ein Lächeln. Kernen: «So geht man um einiges leichter durchs Leben.»
Wir hoffen, dass diese Geheimtipps von Juliana dir bereits helfen, gelassener zu werden. Wir haben dir noch einige weitere hilfreiche Tipps zusammengestellt: