Es wird gezählt, getrackt und marschiert: Denn 10’000 Schritte sind das Nonplusultra der Fitness-im-Alltag-Aficionados. Aber: Sind 10’000 Schritte wirklich besser?
In den 1960er-Jahren hatte ein japanischer Technologiekonzern eine brillante Idee. Wer noch heute Antworten auf die Frage «Muss ich wirklich täglich 10’000 Schritte gehen?» sucht, landet irgendwann unweigerlich bei einem Gerät namens «Manpo-kei». Diese technische Innovation war ein simpler Schrittzähler. Zu Promo-Zwecken brachte das Unternehmen die 10’000-Schritte-Challenge in Umlauf. Was mit einem Werbebluff startete, ist nun fest in unserem Alltag verankert. Dabei – und Menschen mit einem Bürojob werden jetzt vermutlich zustimmend nicken – ist das gar nicht mal so wenig.
Quelle: «Jama Internal Medicine»
Denn je nach Schrittlänge und Körpergrösse kommen bei 10’000 Schritten ca. sechs bis acht Kilometer zusammen. Mit dem üblichen in Ratgeberkolumnen kolportierten Ansatz, einfach eine Busstation früher auszusteigen, bleibt man im Durchschnitt kilometerweit vom Schrittziel entfernt. Ein Grund zum Weinen? Nein, nicht unbedingt. Denn: Verschiedene medizinische Studien legen nahe, dass die allgemeine Gesundheit bereits von weniger Schritten profitiert.
So zeigt eine 2019 im «Journal of the American Medical Association» erschienene Untersuchung, dass die Sterblichkeitsrate der Probandinnen bereits ab 3000 Schritten sank. Das Problem an dieser Studie? Die Probandinnen waren im Schnitt 72 Jahre alt. Ob das Ergebnis also für Männer oder jüngere Menschen aussagekräftig ist, bleibt strittig.
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Intuitiv wissen wir: Sich im Alltag vernünftig zu bewegen, ist sicher richtig. Das Britische Ministerium für Gesundheit und Soziales rät allerdings, sich nicht ausschliesslich auf 10’000 Schritte zu verkrampfen, sondern wirft mit der Intensität der Bewegung eine neue Variable in die Gleichung. Zehn Minuten zügiges Gehen am Tag gilt als gute Faustregel. Warum die Intensität wichtig ist? Wer einfach vom Schreibtisch zur Kaffeemaschine schlurft, wird seinen Ruhepuls nur unwesentlich verändern. Um aber das Herz-Kreislauf-System anzukurbeln, wäre eine erhöhte Pulsfrequenz dienlich.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat hierzu einen praktischen Leitfaden verfasst. Als Faustregel raten die Gesundheitsexperten zu mindestens 150 Minuten moderater Bewegung pro Woche. Als «moderate Bewegung» qualifizieren sich etwa Radfahren, Schwimmen oder eben Gehen. Alternativ sind 75 Minuten intensive Bewegung pro Woche empfohlen – zum Beispiel Joggen, Fussballspielen oder Tennis. Das ist sozusagen das Minimum, um sich gemäss WHO «ausreichend» zu bewegen. Denn wer aktiv seine Gesundheit verbessern wolle, müsse das Pensum verdoppeln. Also 300 Minuten moderate oder 150 Minuten intensive Bewegung in die Wochenplanung aufnehmen.