Von Haus aus eher faul, hat unser Autor Hans Schneeberger plötzlich Freude an der Bewegung. Dem E-Bike sei Dank. Lesen Sie, wie genau er das Glück auf Rädern erlebt.
Ich bin ja von Haus aus eine ziemliche faule Nummer. Bewegung ist für mich keine Herzensangelegenheit, sondern mehr eine der vernünftigen Einsicht. Man soll was für seine Gesundheit tun. Das ist so logisch wie Zähne putzen. Und für mich genau so lustfrei. Velo fahren erfüllt mich etwa so stark mit Glücksgefühlen wie Schlange stehen am Kaffeeautomaten.
Und nun dies: Ich habe mir ein E-Bike gekauft. Und dann noch ein starkes, 45 km/h schnelles. Erstmals muss ich mich nicht mehr «den Hoger» zu unserem Häuschen raufquälen. Nein, ich fliege! Stürme die Tannerstrasse hoch! Die wohlbeleibte Dame, deren Gesäss sich so formbildend über den Sattel stülpt, dass es sich unten fast wieder schliesst, schiesst nicht mehr pfeifend an mir vorbei (das Pfeifen macht sie mit Absicht, ich schwörs!). (Lesen Sie unten weiter...)
Ich bin wieder Herr der Strasse, der König des Seitenstreifens! Mein formschönes, schwarzes Bike trägt mich über Hügel, durch Täler und Auen, ich reite buchstäblich durch die Landschaft, geniesse die Sonne, habe den Blick in die Landschaft und nicht keuchend auf den Boden gerichtet. Kurz: Es ist ein Genuss!
Bis der Akku schlapp macht. Und das geht schnell. Sehr schnell. Wie war das noch mit den Reichweiten? 180 Kilometer? Hah, da fällt sogar Cancellara lachend aus dem Sattel. Wenn ich mit meinem 500 kWh-Akku 100 Kilometer weit komme, bin ich mehr als happy und wenn ich im Turbo-Modus über die Strassen knalle, dann sinds eher 40 bis 50 Kilometer. Aber das zwingt einem, eher im Touring- oder Eco-Modus zu fahren. Stromsparend halt. Auf dass das E-Biken wenigstens ein wenig sportlich bleibt.
Doch sonst? Mal ehrlich: Sportlich bringt das E-Biken etwa soviel wie ein Spaziergang an den Schaufenstern der Bahnhofstrasse lang. Nach 50 Kilometern bin ich etwa so kaputt wie nach einem Pingpong-Mätschchen mit meinem Göttibub. Aber immerhin: Ich hab mich bewegt, war in der Natur und an der frischen Luft.
Dabei ist der Energieverbrauch der Teile unglaublich tief. Mit der Energie, die ich benötige, einen halben Liter Wasser auf 100 Grad zu erhitzen (das ist etwa die Menge, die die beste Ehefrau von allen immer zuviel in den Teekocher schüttet), fahre ich mit meinem Bike etwa 50 Kilometer weit. Eine ganze Akkuladung kostet etwa 15 Rappen. Wenn ich da an die 90 Stutz beim letzten Mal tanken denke … (Lesen Sie unten weiter...)
Und Spass machts halt schon, das «Elektro-Velölen». Wenn ich denn noch die Gelegenheit dazu habe. Denn das erste Bike wurde mir schon nach 11 Monaten am Bahnhof geklaut. Obwohl dreifach gesichert. War sicher auf irgend einer osteuropäischen Bestellliste: Bitte einen Flyer, quasi im Neuzustand mitbringen. Da haben sie ja gerade kürzlich wieder so einen Lastwagen aus Rumänien mit einer ganzen Ladung E-Bikes an der Grenze gestoppt. Vielleicht müsste ich mal nachfragen, ob meines auch da drin war.
Inzwischen habe ich ein neues E-Velo und ein hammerhartes Schloss. Das kriegen die kriminellen Jungs nicht mehr auf. Diese Erfahrung haben sie gemacht, als sie mein zweites Bike klauen wollten. Abus-Faltschloss Granit – das kriegst du nur auf, wenn du etwa vier Sägeblätter dabei hast. Und jede Menge Zeit. Hat nicht geklappt. Sie haben mir dafür einfach den Akku rausgebrochen ...
Habe ich schon erzählt, dass E-Biken ein teures Vergnügen sein kann?