Im Frühling, wenn sich die Knospen der Apfel- und Kirschbäume öffnen, verwandelt sich die Schweiz in ein Blütenparadies. Die wohl schönste Jahreszeit mit saftig-grünen Wiesen und wundervoller Blütenpracht. Wandernd – auf Blueschtfahrt – lässt sich das Naturspektakel besonders gut beobachten.
Jeder dritte Schweizer Apfel stammt aus dem Thurgau. Zur Blütezeit im April verwandelt sich die Landschaft am Bodensee in ein schneeweisses und zartrosafarben leuchtendes Meer. Auf dem Panoramaweg um Langrickenbach entzücken prächtige Hochstamm-Apfelbäume, dazu laden Sitzbänke und Feuerstellen mit Aussicht aufs tiefblaue Wasser, den Säntis, die Churfirsten und die Vorarlberger Alpen zur Rast. Nahezu ohne Steigungen quert man lauschige Wälder und blühende Obstwiesen – und weiss am Schluss, warum der Thurgau mit seinen 210’000 Hochstamm-Apfelbäumen «Mostindien» heisst.
Der Baselbieter Chirsiweg 471 bietet auf kurze Distanz ein Feuerwerk an Landschaftsbildern. Das Chrindeltal entführt in die Wildnis eines renaturierten Auenwalds, am Rünenberger Giessen stürzt das Wasser 18 Meter in die Tiefe, im Eital verstecken sich in den steilen Flanken Bärenhöhlen und auf den Plateaus sonnen sich behäbige Dörfer mit altehrwürdigen Bauten. Und dort stehen auch die Kirschen – stattliche Hochstammbäume im schneeweissen Kleid. Der Tafeljura mit seinen durchlässigen, warmen und nährstoffreichen Böden ist seit Jahrhunderten bevorzugtes Anbaugebiet für Kirschen.
Nirgends sonst im Tafeljura zeigt sich der traditionelle Obstanbau so schön wie zwischen Nuglar und St. Pantaleon. Rund 10’000 Hochstämmer bilden einen riesigen Obstgarten, dazwischen breiten sich Streuobstwiesen mit einzigartiger Blumenpracht aus. Hochstamm-Obstbäume sind wertvolle Lebensräume für Vögel und Kleintiere, für Turmfalken etwa oder den seltenen Wendehals. Mit Glück erspäht man sie auf der spannenden Wanderung rund um das Gempenplateau, das mit seinen Höhlen, Tälern und Bergstürzen zu den Landschaften und Naturdenkmälern von nationaler Bedeutung zählt.
Kaum ist der Schnee weg, überziehen Krokusse wie Teppiche die noch kahlen Wiesen. Wichtig sind die Blumen auch für Wildbienen, von denen es hierzulande um die 600 Arten gibt. Sie liefern ihnen früh im Jahr Nahrung, damit sie ihre wertvolle Bestäubungsarbeit verrichten können – zum Beispiel bei Apfel- oder Kirschbäumen. Ohne Bienen würden diese keine Früchte tragen, genauso wie die meisten unserer Kulturpflanzen. Der Rämisgummehoger im Emmental ist ein Eldorado für Krokusfans. Die Wanderung führt durch manchen dunkeln «Chrachen» und über aussichtsreiche Höhen – und fordert ordentlich Kraft.
Zuger Kirschen sind weltberühmt – in Form der legendären Zuger Kirschtorte etwa. 1915 von Konditor Heinrich Höhn erfunden, wird sie bis heute im Familienbetrieb der Konditorei Treichler nach altem Rezept hergestellt und in alle Welt geliefert. Sogar zum Papst. Kirschen reifen seit über 600 Jahren an den milden Hängen des Zugerbergs, an prächtigen, alten Hochstammbäumen und umgeben von stolzen Bauernhöfen. Die Panorama-Standseilbahn führt Wandernde auf den Gipfel, danach heisst es entspannen und die Aussicht geniessen – auf den See, die Berge und das Meer an schneeweissen Kirschblüten.
Die mit den Steinen machen den Auftakt, dann folgen die mit den Kernen. Zwischen Ende März und Anfang Mai hüllen sich die Obstbäume in ihr leuchtendes Blütenkleid: Aprikose, Zwetschge, Kirsche, gefolgt von Apfel und Birne. Das Schauspiel ist von kurzer Dauer, und so haben die Obstbauregionen News-Ticker und Blütentelefone lanciert, um die Ausflügler an die schönsten Punkte zu lotsen. Im Thurgau heisst der Service «Madame Bluescht». Auf der dazugehörenden Wanderung im Apfelblütenland passiert man zwischen Sulgen und Amriswil hübsche Dörfer sowie den Kirchturm von Sommeri, dessen buntes Dach mit den Bäumen um die Wette strahlt.
Infos dazu gibt es hier: