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Gesünder leben?

Gesünder leben?

Zum ersten Mal campen: Drei Camping-Newcomer erzählen

Nicht Strand, nicht Meer, nicht Italien. Nein, ein Campingplatz in der Schweiz. So sehen die Sommerferien dieses Jahr für viele Schweizer aus. Drei Familien, die zum ersten Mal überhaupt campieren, erzählen, worauf sie sich besonders freuen.

Es ist einer dieser lauen Frühsommerabende, die Wärme der Sonne bleibt in der Luft hängen. Pullover bleiben im Schrank, Regenjacken im Haus. Optimales Campingwetter also. Lia (8) und Luna Aschmann (6) sind eifrig dabei, ihr Zelt einzurichten. Es steht im Vorgarten eines Einfamilienhauses in Zürich-Leimbach. Die beiden Mädchen rollen jetzt ihre Isomatten aus und drapieren die Kuscheltiere in den Seitentaschen des Zeltes. Vater Silvio Aschmann dreht eine Runde um die temporäre Behausung, prüft, ob die Seile gespannt sind. Er nickt. Es ist sein stiller Applaus.

Variante 1: Zelt statt Hotel

Eine Familie in einem Zelt

Lia (links) und Luna sind schon in heller Vorfreude auf die Zeltferien mit ihrem Vater Silvio Aschmann. (Foto: Niels Ackermann)

Zum ersten Mal überhaupt werden Aschmanns ihre Sommerferien in der Schweiz verbringen, wegen der Corona-Krise. Aus einer Woche auf Mallorca werden vier Tage am Hallwilersee. Zelt statt Hotel. Und weil sie das noch nie gemacht haben, üben sie das Campen jetzt im Garten. Es ist eine Generalprobe für die Ferien. «Wenn das Wetter so ist wie heute, dann wird es bestimmt super. Am meisten Angst habe ich aber vor vier Tagen Dauerregen», sagt Aschmann, der im Technischen Dienst einer Stiftung arbeitet.

Die Ausrüstung hat die Familie neu gekauft. Das Zelt bietet Platz für vier Personen und war Aktion. Der 38-Jährige wollte nicht das teuerste kaufen. «Ich weiss ja nicht, ob es den Kindern überhaupt Spass macht.» Auch deswegen sind nur vier Tage geplant. Aschmanns wollen sich nicht mit einem zweiwöchigen Zelturlaub übernehmen, nicht riskieren, dass am Ende «alle frustriert nach Hause kommen».

Ich verbinde Zelten mit Lagerfeuerromantik und Vogelgezwitscher.

Tipps hat sich der Zürcher im Internet und bei Freunden geholt. «Ich bin schon gespannt, was dann alles fehlen wird.» Mutter Petra Rickenbach (43), die beim Campingausflug nicht dabei sein wird, sondern sich eine kinderfreie Zeit mit Freundinnen gönnt, hat letzte Woche noch Imprägnierspray und Mückenspiralen gekauft. (Alles dabei? Unsere Camping-Packliste hier)

Er freue sich extrem auf das Abenteuer und die Familienzeit mit seinen Töchtern. «Ich verbinde das Zelten mit Lagerfeuerromantik und Vogelgezwitscher.» Es werde aber sicher Dinge geben, an die er sich gewöhnen müsse. «Ich bin gespannt, wie das mit dem Abwaschen und dem Duschen genau funktionieren wird.»

Auch der Nachwuchs kann die Ferien im Juli kaum erwarten. Luna, weil der Schlafsack so bequem ist und Lia, weil sie sich freut, am Morgen Gipfeli zu holen. Ein weiterer Tipp, den die Camping-Newcomer erhalten haben: Geht unbedingt auf einen Campingplatz mit Restaurant. Wenn wider Erwarten mehr schiefgeht als geplant, könne eine Portion Pommes frites Wunder wirken. (Fortsetzung weiter unten…)

Camping-Boom nicht nur wegen Corona

VW-Campervan

Familie Filippin mit ihrem VW-Bus. (Foto: Niels Ackermann)

Familien wie Aschmanns sind mit ein Grund, warum viele der rund 400 Campingplätze der Schweiz für die Sommerferienzeit längst ausgebucht sind. Doch der Camping-Boom war schon vor der Corona-Krise feststellbar. Vor allem im Bereich der Wohnwagen und VW-Busse ist die Nachfrage in den letzten Jahren stark gestiegen.

Zwischen 2010 und 2019 hat sich die Zahl der Wohnwagen gemäss dem Bundesamt für Statistik von 33 000 auf 65 000 verdoppelt. Allein im letzten Jahr gab es 5300 Neuregistrierungen. Was einen Anstieg von fast 20 % im Vergleich zu 2018 bedeutet. Ein ähnliches Wachstum zeigt sich beim Absatz der VW-Busse.

Für Walter Bieri, Vorstandsmitglied des Schweizerischen Camping und Caravaning Verbands (SCCV) und selber Verwalter eines kleinen Campingplatzes im Naturpark Gantrisch (BE), spricht vor allem die Flexibilität für diese Art von Ferien. «Viele verbinden mit Camping ein Gefühl der Freiheit. Es ist eine Gegenbewegung zur permanenten Beschleunigung. Man ist draussen in der Natur, flexibel und zeitlich ungebunden.»

Normalerweise zieht es Schweizer Campingurlauber nach Italien, Frankreich und Österreich. Weil es da günstiger ist. Wie Bieri sagt, hat sich aber schon früh abgezeichnet, dass die Schweizer dieses Jahr auf heimischen Plätzen Ferien machen werden. «Seit Jahren kämpfe ich dafür, dass ich meinen überschaubaren Platz in den Sommerferien füllen kann. Und jetzt muss ich viele Menschen wegschicken.»

Besonders beliebte Campingplätze in der Schweiz sind auch in einem Sommer ohne Corona ausgebucht. Im Engadin, an schönen Seen und Flüssen, im Tessin und rund um den Genfersee sei es immer voll gewesen, sagt Bieri. «Jetzt aber merken wir, dass die Lust auf Camping so gross ist, dass die Leute auch auf die vermeintlich weniger attraktiveren Plätze ausweichen.» Also auch in den Naturpark Gantrisch. (Fortsetzung weiter unten…)

Noch mehr praktische Camping-Tipps

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Variante 2: Mit dem VW-Bus unterwegs

Eine Familie in einem Campervan

Chantal und Tobias Filippin werden schon bald mit ihren beiden Kindern Elin (links) und Jaro im neuen VW-Bus nach Dänemark aufbrechen – wenn nichts dazwischenkommt ... (Foto: Niels Ackermann)

Zu den Newcomern gehören auch Chantal (30), Tobias (26), Jaro (2) und Elin (7 Monate) Filippin aus Winterthur (ZH). Die Familie hat sich im letzten Jahr einen neuen VW T6 gekauft. Vor allem Chantal Filippin hat lange von einem Camper-Van geträumt.

Als Jaro noch kleiner war, verbrachten sie die Ferien mit ihm in einem Tessiner Hotel. «Er hat oft geschrien und es war mir total unangenehm wegen der anderen Gäste. Ich wünschte mir mehr Flexibilität und Freiheit.» Sechs Monate beriet sich das Ehepaar über die Anschaffung eines VW-Busses. «Man muss viele Dinge bedenken. Occasion oder neu? Mit Küchenausstattung oder ohne?»

Wir wissen, dass wir quasi ein Hotel auf Rädern besitzen und einfach in der Schweiz bleiben können.

Ihre erste Probenacht verbrachte die Familie im letzten Jahr in Agno (TI). Für Tobias Filippin war es das erste Mal auf einem Campingplatz: «Es gefiel mir sehr. Aber wir merkten, dass wir nicht optimal vorbereitet waren.» So hatten sie nur einen Gasgrill dabei. «Es dauerte viel zu lange, bis wir damit die Milch für die Kinder warm hatten.» Jetzt gehört ein Herd mit zwei Kochplatten zur Ausrüstung dazu.

Zudem fehlte es an Stauraum. Tobias Filippin, der gelernter Strassenbauer ist und heute als Lokführer arbeitet, zimmerte daraufhin kurzerhand ein Möbel, um den Herd und die Kochutensilien platzsparend versorgen zu können.

Im September wollen sie nun zum ersten Mal mit dem VW-Bus in die Ferien fahren: Für einen Monat nach Dänemark. Sofern die Corona-Krise ihnen keinen Strich durch die Rechnung macht. Für Chantal Filippin hat sich der Kauf des Busses so oder so schon gelohnt: «Wir wissen, dass wir quasi ein Hotel auf Rädern besitzen und auch einfach in der Schweiz bleiben können, falls die Grenzen wieder zu sein sollten.» Das sei genau die Art von Flexibilität und Freiheit, die sie sich erhofft habe. (Fortsetzung weiter unten…)

Variante 3: Gediegen mit dem Wohnmobil

Frau mit Playmobil-Camper

Pauline Cornille wird mit ihrer Familie erstmals im Wohnmobil durch die Schweiz touren. (Foto: Niels Ackermann)

Auch für die Cornilles aus Nods (BE) war klar, dass diese Sommerferien anders werden. Seit zehn Jahren leben Pauline (42) und Arnaud Cornille (43) mit den Kindern Jeanne (12) und Justin (10) in der Schweiz. Normalerweise fahren sie im Sommer nach Frankreich zu ihren Familien. Dieses Jahr bleiben sie wegen der Corona-Krise in ihrer Wahlheimat. «Wir sind früher viel zelten gegangen. Mein Mann und ich waren Pfadfinder.»

Die Familie sehnte sich aber nach einer komfortableren Variante und entschied sich für ein Wohnmobil. Auf der Plattform MyCamper.ch mieteten sie im April einen Fiat Chausson Titanium EB, ein vollausgestattetes Modell mit Veloträgern. «Das war für uns sehr wichtig, weil wir vor Ort Ausflüge mit den Fahrrädern machen wollen.» Ihre Tour quer durch die Schweiz führt die Familie nach Graubünden, ins Tessin und ins Wallis.

Pauline Cornille hat Respekt davor, als Familie auf so engem Raum zusammenzuleben. «Aber ich freue mich auf das Abenteuer.» Genau wie die Kinder. Sie wollen schon die erste Nacht im Wohnmobil schlafen, auch wenn es noch vor dem Haus parkiert sein wird.

von Manuela Enggist und Pierre Wuthrich,

veröffentlicht am 14.07.2020


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