Gärtnern tut Körper und Geist gut. Die Arbeit mit Pflanzen reduziert Stress, fördert die Erholung und ist hilfreich für Knochen und Muskeln.
Zum einen sind wir an der frischen Luft, tanken Sonnenlicht. Sonnenlicht hat einen Einfluss auf die Bildung von Vitamin D und das ist auch hilfreich für den Knochenaufbau. Im Garten bewegen wir den ganzen Körper, wir hocken, knien, gehen herum und arbeiten mit den Händen. Dazu kommt: Der Blick ins Grüne kann sehr entspannend wirken.
Es gibt eine Studie, in der Patienten mit Blick ins Grüne früher gesund wurden und weniger Schmerzmittel brauchten als solche mit Blick an eine Häuserwand. Das hat mit Ablenkung zu tun, mit Aufmerksamkeit. Wir unterscheiden zwei Arten: Wenn ich meine Aufmerksamkeit auf etwas lenke, etwa wenn ich auf eine Prüfung lerne, dann ist das eher anstrengend. Anders, wenn ich in den Garten gehe und meine Aufmerksamkeit zufällig abschweift. Diese ungerichtete Aufmerksamkeit geschieht nebenbei, sie hat einen ausgleichenden Effekt auf den Hormonhaushalt und hilft der Erholung.
Pflanzen und Tiere im Garten ziehen den Blick auf sich, lenken ab. So wird möglicherweise die Schmerzwahrnehmung reduziert, nicht der Schmerz selbst. Mit der ungerichteten Aufmerksamkeit wird ein Teil unseres Nervensystems aktiv, der das Hormonsystem wieder ins Gleichgewicht bringt. Es wurde nachgewiesen, dass ein zu hoher Gehalt des Stresshormons Cortisol im Blut signifikant sinkt. Der Puls wird verlangsamt, die Herzfrequenz nimmt ab, der Atem wird ruhiger.
Eine Studie hat ergeben: Je artenreicher der Garten, desto erholsamer. Ich denke, auch da spielt wieder die Ablenkung mit, die Faszination an der Vielfalt.
Gartenarbeit ist auch Muskeltraining, das ist gut. Doch nach zwei Stunden jäten habe ich Rückenweh. Wichtig sind Pausen und Ergonomie: Dosiert arbeiten, öfter pausieren. Und sich dabei mit geradem Rücken bücken und heben oder sich mit Sitzkissen oder Knieschonern behelfen.
Es gibt verschiedene Gartentypen. Ich bin überzeugt, dass sich zumindest Gemüsegärtner, die oft auch biologisch anpflanzen, gesünder ernähren.
Bis zu einem gewissen Grad bestimmt. Man hat die Rolle des Pflegenden, übernimmt Verantwortung für Pflanzen, also Lebewesen, das kann einem viel geben. Säen, jäten – das geht auch mit Töpfen oder am Hochbeet. Und vielleicht spielt auch der soziale Aspekt, die Nachbarskontakte, wenn man sich über Pflanzen austauscht.
Zwei Lieben wachsen in Christoph Rhyners Naturgarten: Südafrikanische und mediterrane Pflanzen sind seine Passion. Mit den Exoten experimentiert er im milden Föhnklima im Rheintal. Da ist aber auch seine Liebe zum insekten- und vogelfreundlichen Naturgarten. Biodiversität ist ihm sehr wichtig. Diese will er fördern, mit gutem Beispiel vorangehen und inspirieren. Gärtnern ist für ihn eine kreative Tätigkeit: Mit den Händen in der Erde wühlen, etwas erschaffen. «Es ist konstruktiv», lacht er, «und ich sehe sofort, was ich gemacht habe.» Anders als etwa in der Schule, wo er oft erst später erfahre, was von seinem Unterricht gefruchtet hat. Der Garten ist Ausgleich und Psychohygiene zum Lehreralltag. Ihn begeistert die Schönheit im Kleinen: Eine Blüte, ein Duft. Wenn es nach Rosmarin und Lavendel riecht. Wenn im Garten die Farben wandern. Am liebsten würde er jede neu entdeckte Pflanzenart gleich einsetzen. «Gut, schaut meine Frau, dass es nicht aussieht wie bei einem Pflanzenmessie.»
Instagram-Impressionen unter @christophsgaertli
Wenn Karin Lee Walther in ihren Schrebergarten kommt, lauscht und beobachtet sie erst einmal: Was summt am Lavendelweg? Was krabbelt am Apfelbaum? Was ist frisch gewachsen? Allein dies sei Entspannung pur. Ihren Garten bewirtschaftet sie naturnah. Fördern will sie ein vielfältiges Leben mit Insekten, vor allem Nützlingen, Vögeln und Pflanzen. «Mein Stückchen Land soll auch wilde Ecken haben.» Sie hat ein- und mehrjährige Kulturen wie Himbeeren, Johannisbeeren, Weinbergpfirsiche, Artischocken und Spargeln gepflanzt. Dazwischen setzt sie essbare und von Schnecken verschmähte Gewächse wie Ringelblume und Kapuzinerkresse: «Ich mache mir das Leben nicht extraschwer», lächelt sie. Nicht alles gedeiht. Anderes wuchert. Manchmal spriesst Interessantes. Dazu sammelt sie Informationen und teilt sie auf Instagram. Geistig und körperlich sei man stets in Bewegung: Kauern, strecken, hacken, statt am Computer sitzen. Etwa dreimal pro Woche fährt sie mit dem Velo zum Garten. Dieser ist nicht weit entfernt, «und doch bin ich dort in einer anderen Welt.»
Instagram-Impressionen auf @garteninspirationen
Für den Bio-Kräuteranbau gilt: Starkzehrenden Kräutern wie Schnittlauch, Basilikum, Estragon und Minzen dem Giesswasser alle 14 Tage etwas organischen Flüssigdünger beimischen. Schwachzehrer wie Lavendel, Majoran, Oregano, Rosmarin, Salbei, Thymian und Zitronenmelisse nur sparsam düngen.
Lust auf ein farbiges Blütenmeer den ganzen Sommer lang? Geranien sind unkomplizierte Dauerblüher. Dipladenien überstehen auch kurze Trockenheit. Fleissige Lieschen (Impatiens walleriana) blühen sogar an schattigen Standorten.