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Andersrum!

Warum man sich entspannter fühlt, wenn man mit der falschen Hand die Zähne putzt und sich wie ein Einbrecher verhält.

Seit ich vor einem Jahr mit dieser Kolumne begonnen habe, hat sich meine Erwartungshaltung, was neue Entspannungsmethoden betrifft, langsam verändert. Heute messe ich eine Übung, die Ruhe und inneren Frieden verspricht, nicht mehr nach ihrem kurzfristigen Effekt, sondern nach der anhaltenden Wirkung. Ich habe gelernt, dass es zwar Entspannungsmethoden gibt, die mich den Stress des Alltags blitzschnell vergessen lassen. Leider ist die Hektik nach der Übung aber oft genauso schnell wieder da, wie sie weg war.

Dabei kommen mir meine Versuche mit Virtual-Reality-Entspannung und Naturgeräuschen ab CD in den Sinn. Beides führt einen unmittelbar in ungewohnte Sinneswelten, was im Moment ganz entspannend sein kann, für unser Hirn aber eine zusätzliche Anstrengung zu sein scheint.

Jedenfalls habe ich mich danach jeweils müde und energielos gefühlt. Andere Entspannungsmethoden hingegen, Yoga Nidra oder Autogenes Training etwa, hatten den gegenteiligen Effekt: Hier fiel es mir oft etwas schwerer, in die Entspannung hineinzufinden, die Belohnung in Form mentaler Frische und körperlicher Erholung war dafür umso grösser und hielt deutlich länger an. (Fortsetzung weiter unten...)

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Wilde Elefanten

In diesem Zusammenhang möchte ich dir ein Buch empfehlen, das ich kürzlich geschenkt bekommen habe. Es heisst «How to train a wild elephant» und widmet sich dem Thema Achtsamkeit. Die Autorin Jan Chozen Bays erklärt darin, wie man mit kleinen Übungen im Alltag zu einem anhaltend entspannten, ausgeglichenen Wesen werden kann.

Sie plädiert für Achtsamkeit als Methode, um den Autopiloten auszuschalten, mit dem wir täglich durch unseren stressigen Alltag brausen. Die Idee ist so einfach wie einleuchtend: Je mehr Dinge wir im Leben ganz bewusst tun, umso zufriedener, wacher und entspannter fühlen wir uns.

Ich habe einige der Übungen, die in dem Buch empfohlen werden, ausprobiert, und war von deren Wirkung verblüfft. Da soll man zum Beispiel ganz viele Dinge mit der «falschen» Hand tun, also als Rechtshänder mit links die Zähne putzen, das Essbesteck verkehrtrum halten oder eine handschriftliche Notiz verfassen.

Die Übungen klingen leicht, erfordern aber Konzentration und Aufmerksamkeit. Genau das wirkt entspannend, denn man denkt während dem Zähneputzen eben nicht an den anstehenden Geschäftstermin, sondern konzentriert sich darauf, mit der Zahnbürste, die sich in der falschen Hand wie ein absolut ungeeignetes Objekt für die Mundhygiene anfühlt, keine bleibenden Schäden anzurichten.

Auf Einbruchstour im eigenen Bad

Eine andere Übung fordert einen auf, die Küche oder das Badezimmer so zu verlassen, dass keinerlei Spuren darauf hinweisen, dass man den Raum benutzt hat. Im Stile eines Einbrechers, quasi. Auch das erfordert totale Präsenz im Hier und Jetzt: Wie hing das Frotteetuch noch gleich über der Stange?

Die anhaltend entspannende, ausgleichende Wirkung dieser Achtsamkeits-Übungen tritt ein, wenn man möglichst viele von ihnen ganz natürlich in den Alltag integriert. Man nutzt ein Telefon, das klingelt, für eine bewusste Atemübung, das Warten an der Bushaltestelle für eine Gelegenheit, Geräusche und Gerüche bewusst wahrzunehmen. Der Effekt ist nicht ganz so spektakulär, wie mit virtuellen Füssen im seichten Wasser eines weissen Sandstrands zu stehen. Aber das Entspannungsgefühl ist echt. Und es kommt, um zu bleiben.

von Lukas Hadorn,

veröffentlicht am 09.03.2018, angepasst am 19.02.2024


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