Schenken macht im Idealfall Freude, manchmal führt es aber auch zu Stress. Warum das so ist, was ein perfektes Geschenk ausmacht und was es mit dem Altruismus auf sich hat.
Wir schenken, um Beziehungen zu schaffen und vor allem um Beziehungen zu erhalten und zu stärken. Es gilt dabei das Prinzip der Gegenseitigkeit: Wir schenken und werden wiederum beschenkt.
Nicht immer, aber in den meisten Fällen schon. Das Geschenk, das ich gebe, sollte im echten oder symbolischen Wert in einem angemessenen Verhältnis zum Geschenk stehen, das ich erhalten habe. Es sollte weder zu klein noch zu gross sein.
Ja, das kann es. Nehmen wir beispielsweise an, dass eine wohlhabende Frau ihrem Bruder, der finanziell nicht so gut gestellt ist, ein sehr grosses Geschenk macht. Wenn sie ihm damit einfach eine Freude machen will, dann ist es ja gut. Aber wenn sie damit nochmals beweisen möchte, dass sie ihm finanziell überlegen ist, verkommt das Ganze zu einem demütigenden Akt.
Das gilt in vielen Fällen. Schenken ist stark mit positiven Emotionen verbunden wie Zuneigung, Freude, Zufriedenheit, Spass. Manche Menschen geniessen es sehr, sich in andere hineinzuversetzen. Sie freuen sich auf die Freude der anderen Person, und wenn diese bei der Annahme des Geschenks ihre Begeisterung und Wertschätzung zeigt, verstärkt sich wiederum das positive Gefühl der schenkenden Person.
Mit einem Geschenk will man, wie gesagt, Freude bereiten, aber man weiss, dass es nicht immer gelingt. Das erzeugt Stress. Und es gibt Menschen, die wirklich schwer zu beschenken sind. Sie sagen beispielsweise, sie hätten schon alles, oder sie haben keine Interessen, an die man anknüpfen könnte: Sie lesen nicht, hören keine Musik, treiben keinen Sport, haben keine Hobbys. Da wird es schwierig.
Unter anderem wie aufmerksam oder grosszügig die schenkende Person ist. Geschenke enthalten aber auch eine Botschaft über die Rolle, die der Geber dem Beschenkten zuweist, oder über die Art ihrer Beziehung. Wenn mir jemand beispielsweise ein Buch über gesunde Ernährung oder über nachhaltiges Leben schenkt, dann weiss ich, dass diese Person mich belehren möchte.
Nicht unbedingt, denn auch als Beschenkter hat man einige Verpflichtungen. Bei der Annahme des Geschenks sollte man überrascht, interessiert, neugierig und aufmerksam sein. Ein Geschenk angemessen zu würdigen – das ist emotionale Arbeit und kann auch kompliziert werden.
Man darf es sich beispielsweise nicht anmerken lassen, wenn man vom Geschenk enttäuscht ist. Denn man weiss, dass die Enttäuschung des Beschenkten zur Enttäuschung des Schenkenden wird. Und dann ist die gute Stimmung hin.
Ich glaube, dass auch Gastgeber, die sagen, dass sie nichts möchten, zum Teil ein wenig enttäuscht wären, wenn sie tatsächlich nichts bekommen würden. Für die Gäste sind solche Aussagen kompliziert. Du musst einerseits einschätzen, wie ernst der Gastgeber diese Bitte gemeint hat, und andererseits, ob sich die anderen Gäste tatsächlich daran halten werden. Denn als einzige Person ohne Geschenk dazustehen, wäre den meisten ziemlich peinlich.
Ja, den Satz kann man sich wirklich sparen. Es ist nur natürlich, dass sich die Gäste für die Grosszügigkeit der Gastgeber mit einer Geste bedanken möchten. (Fortsetzung weiter unten…)
Das Geschenk muss dem Empfänger gefallen und nicht in erster Linie dem Geber. Es sollte nicht darum gehen, dass der Gebende sich im besten Licht präsentieren kann, sondern, dass das Geschenk dem Empfänger Freude macht.
Ja, es ist eines, das erstens exakt die spezifischen Wünsche des Beschenkten erfüllt, zweitens positiv überrascht und bei dem drittens ersichtlich ist, dass sich der Schenkende Mühe gegeben hat. Wenn alle drei Punkte erfüllt sind, ist das Geschenk ein Volltreffer!
Spenden sind freiwillige Gaben ohne Verpflichtung zur Erwiderung an eine Institution, nicht an Menschen, die wir persönlich kennen. Dabei geht es vor allem um den altruistischen Zweck, etwas Gutes und Sinnvolles zu tun, nicht um die persönliche Beziehung.
Nein, es gibt auch die Form des altruistischen Schenkens, bei der man überhaupt nicht an ein Gegengeschenk denkt. Das ist häufig in romantischen und in gewissen familiären Beziehungen der Fall, z. B. wenn Grosseltern ihren Enkelkindern viel grössere Geschenke machen als umgekehrt oder auch wenn Eltern so tun, als kämen die Geschenke für die Kinder vom Weihnachtsmann oder dem Christkind und nicht von ihnen. Das ist altruistisches Schenken.
Hier können viele Faktoren einer Rolle spielen, z. B. Alter und Geschlecht. Konkret sind ältere Menschen häufig grosszügiger als jüngere, wenn ihre Vermögenssituation es zulässt. Frauen sind in der Regel grosszügiger als Männer. Entscheidend aber sind Persönlichkeitseigenschaften, vor allem das Ausmass an Empathie, Einfühlungsvermögen und das Interesse an persönlichen Beziehungen.
Ja, und das ist nicht einfach nur anerzogen, sondern liegt auch daran, dass Frauen stärker an Beziehungen und ihrem Erhalt interessiert sind.
Meine Frau hat mir vor vielen Jahren einen Stoffumschlag für ein Fotoalbum mit den eingestickten Initialen unseres ersten Sohnes geschenkt − im Album waren Bilder des Kindes. Meine Frau hat dafür extra das Sticken erlernt. Es war ein rundum perfektes Geschenk, das ich heute noch habe!