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Gesünder leben?

Gesünder leben?

«Das Selbstvertrauen lässt sich trainieren»

Menschen mit einem gesunden Selbstvertrauen ruhen in sich selbst, strahlen Sicherheit aus und wirken anziehend auf andere. Die Psychologin Andrea Werlin erklärt, wie man es ein Leben lang weiterentwickeln kann.

Selbstbewusste Menschen strahlen Sicherheit aus. Und: Wenn wir uns selbst schätzen, achten wir auch besser auf uns. Wir ernähren uns gesünder und bewegen uns mehr. Diese Faktoren können unsere Lebenserwartung um mehrere Jahre erhöhen.

Andrea Werlin, wenn man auf Social Media sieht, wie sich die Menschen gekonnt in Szene setzen, hat man das Gefühl, alle würden nur so vor Selbstbewusstsein strotzen. Stimmt dieser Eindruck?

Nein, dieser Eindruck trügt, denn auf Social Media wird vor allem das gezeigt, was im Aussen eines Menschen geschieht, und dazu praktisch nur Positives. Das ergibt ein absolut verzerrtes Bild einer Person, das mit ihrer Wirklichkeit nicht viel zu tun hat. In der Psychologie versteht man unter dem Begriff Selbstvertrauen etwas anderes.

Nämlich?

Selbstvertrauen ist eng an Selbstwirksamkeit gekoppelt. Je häufiger ich erlebe, dass meine Handlungen etwas bewirken, etwas in Gang setzen oder verändern können, desto grösser wird mein Selbstvertrauen. Das beginnt schon ganz früh: Wenn ein Baby beispielsweise merkt, dass es von A nach B krabbeln kann, verleiht das seinem Selbstvertrauen einen unglaublich grossen Schub.

Ist Selbstvertrauen eher angeboren oder wird es erworben?

Die heutige Forschung kann dazu noch keine eindeutige Antwort geben. Ich denke, es gibt eine angeborene Komponente, die man aber sicherlich noch verstärken kann, vor allem in der Kindheit, aber auch später noch.

Wie können Eltern das Selbstvertrauen ihres Kindes gezielt fördern?

Eltern sollten ihrem Kind einerseits genug Sicherheit vermitteln, andererseits sollten sie nicht überbeschützend sein, sondern ihm Freiheit geben. Sie sollten zulassen, dass ihr Kind Erfahrungen machen und die Welt erkunden kann, dass es beispielsweise etwas Sand auf dem Spielplatz isst oder den Schulweg zu Fuss läuft. Das sind ganz wichtige Erlebnisse, um ein gesundes Selbstvertrauen aufzubauen.

Ist Selbstvertrauen auch eine Frage des Mutes?

Ich würde eher sagen, dass Selbstvertrauen Mut generiert, und Mut schafft wiederum Selbstvertrauen. Wenn ich weiss, dass ich etwas gut gemeistert habe, kann ich die nächste Aufgabe mit mehr Sicherheit anpacken.

Woran erkennt man, ob jemand ein gesundes Selbstbewusstsein hat?

Es sind Menschen, die neue, herausfordernde, vielleicht auch unangenehme Situationen in Angriff nehmen können, ohne dadurch in Stress zu geraten. Ein gewisser Adrenalinschub gehört manchmal durchaus dazu und ist nötig, damit wir überhaupt ins Handeln kommen. Aber selbstbewusste Menschen wissen, was bei ihnen funktioniert und dass sie es schaffen werden. Darum sind sie nicht gestresst.  

Können Menschen auch zu viel Selbstvertrauen haben?

In Politik und Wirtschaft finden wir ganz viele Beispiele dafür. Wobei ich sagen muss, dass es auch solche Menschen braucht, die sich durch nichts und niemanden beirren lassen. Mit ihrer Haltung bewirken sie, dass wir uns als Gesellschaft immer weiterentwickeln.

Oft sind aber solche Menschen nicht besonders empathisch oder sympathisch ...

Wichtig ist, dass jemand, der mit viel Selbstvertrauen ausgestattet ist, andere nicht überrollt, sondern sie immer noch respektvoll behandelt. Das ist essenziell. Auf der Welt sollte es Platz haben für alle, für ausführende Menschen genauso wie für selbstsichere Macher und Macherinnen.

(Fortsetzung weiter unten…)

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Gibt es Ereignisse oder Faktoren im Leben eines Menschen, die sein Selbstvertrauen schwächen können?

Absolut. Es sind die sogenannten kritischen Lebensereignisse, wie z. B. eine schwere Krankheit, ein Unfall, eine ungewollte berufliche Veränderung, eine Scheidung oder der Tod eines nahen Angehörigen. In einem solchen Moment kann jeder Mensch den Boden unter den Füssen verlieren. Wichtig ist, wie er diese schwierige Situation überwinden kann, z.B. indem er sich Hilfe bei seinem persönlichen Netzwerk oder bei einer externen Fachperson holt.

Wie wirkt sich das Selbstbewusstsein auf unsere Gesundheit aus?

Wenn ich mich selbst gerne habe und schätze, achte ich auf mich. Ich ernähre mich gesund, bewege mich ausreichend und sorge für geistige Aktivitäten. Diese Faktoren können unsere Lebenserwartung um mehrere Jahre erhöhen. Darüber hinaus haben selbstbewusste Menschen eine positive Ausstrahlung, die anziehend wirkt, so dass sie über ein grösseres soziales Netz verfügen. Die Vorteile zeigen sich auf vielen Gebieten!

Wahrscheinlich auch im beruflichen Umfeld, nicht?

Ja, im beruflichen Umfeld ist es ausgesprochen wichtig, dass man selbstbewusst auftritt. Ich bin auch als Job-Coach tätig und stelle immer wieder fest, wie schwer es manchen Menschen fällt, ihre eigenen Verdienste und Stärken als solche zu erkennen und herauszustreichen.

Leiden diese Menschen vielleicht unter dem sogenannten Hochstapler-Syndrom?

Das Hochstapler-Syndrom zeigt sich tatsächlich vor allem im beruflichen Umfeld. Die Betroffenen zweifeln an sich selbst und fragen sich, ob sie wirklich dazu befähigt sind, die ihnen auferlegten Aufgaben zu erfüllen. Aber eigentlich ist es eine gute Frage, die sich hoffentlich jede Person mal stellen sollte.

Tatsächlich?

Unbedingt. Man sollte nie das Gefühl haben, man habe die Weisheit mit Löffeln gefressen. Man darf ruhig an sich zweifeln und sich fragen, ob man es nicht noch besser machen könnte. Das ist nicht als negative Kritik gedacht, sondern hilft, den eigenen Horizont zu erweitern.

Tipps für mehr Selbstvertrauen
  • Vergleiche dich nicht ständig mit anderen Menschen in Bezug auf Äusserlichkeiten wie Aussehen, Alter, Gewicht, Geld, Reisen, Status. Das tut den meisten Menschen nicht gut.
  • Versuche, die Dinge leichter zu nehmen. Es gibt schon genug wirklich Schweres auf dieser Welt.
  • Lenke deinen Fokus auf das Positive und entwickle ein gutes Auge für alles, was dir gelingt.
  • Fehler sind keine Tragödie. Pflege einen liebevollen, humorvollen Umgang mit dir selbst und deinen Schwächen.
  • Durch unsere äusserliche Haltung können wir unsere innere Haltung positiv beeinflussen: Stehe oder sitze aufrecht, rolle deine Schultern zurück und halte deinen Kopf mit dem Kinn parallel zum Boden, atme tief in den Bauch.
  • Lächle, so oft es geht. Es verbessert deine eigene Stimmung und du wirst von deiner Umgebung positiver wahrgenommen.

Wie kann man sein Selbstvertrauen aktiv fördern?

Das lässt sich zum Glück einfach trainieren. Eine schöne und wirksame Methode ist es, sich jeden Abend drei Dinge zu überlegen – und vielleicht auch aufzuschreiben –, die man im Verlauf des Tages gut gemacht hat. Das können ganz unterschiedliche und auch kleine Sachen sein: Ich habe eine Aufgabe angepackt, die ich lange vor mir hergeschoben habe. Ich habe mir Zeit genommen und mit der alleinstehenden Nachbarin geplaudert. Ich habe nur einen statt zwei Teller Spaghetti gegessen. So fokussieren wir bewusst auf alle die tollen Sachen, die uns jeden Tag gelingen.

Gibt es eine Menschengruppe, die Ihrer Meinung nach mehr Selbstvertrauen an den Tag legen sollte?

Ja, ich denke da vor allem an Hausfrauen und -männer. Sie leisten jeden Tag so viel für ihre Familien und für unsere Gesellschaft und stehen kaum je im Rampenlicht. Sie alle dürften viel selbstbewusster auftreten im Wissen um ihre grosse Leistung, die manchen Manager und manche Managerin überfordern würde.

von Nadia Fernández,

veröffentlicht am 06.11.2023, angepasst am 06.11.2023


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