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Gesünder leben?

Gesünder leben?

Wenn Jugendliche pumpen und Proteine futtern

Ein gut definierter Bizeps und ein Waschbrettbauch ist unter jungen Männern gerade sehr angesagt. Doch wie gesund sind hartes Training und Ernährungszusätze für Heranwachsende?

Mit 15 begann Robin (Name geändert) plötzlich intensiv zu trainieren. Fast jeden Abend verbrachte er mit Freunden in einem Kraftraum. Zudem schaute er Bodybuilding-Videos auf Youtube. Allmählich nahm sein Oberkörper Form an. Der gross gewachsene Jugendliche präsentierte seine Bizepse und das Sixpack gerne in einem engen T-Shirt. 

«Mein Sohn war wie besessen vom Pumpen», sagt seine Mutter. Zudem achtete Robin zunehmend auf eine proteinreiche Ernährung. Fleisch, Eier und Quark mussten täglich reichlich auf den Teller. Darüber hinaus beschaffte er sich im Internet Ergänzungsmittel. «Die Büchsen begannen sich in der Küche zu stapeln», erzählt Robins Mutter. Neben Protein-Pulvern enthielten sie auch diverse Pillen wie etwa Fettverbrenner, Vitamine, Mineralien und Koffein.

Anabolika sind gefährlich

«Ich machte mir Sorgen», sagt die Zürcherin. «Ich hatte schon gehört, dass gewisse Substanzen schwere Nebenwirkungen haben oder sogar zum Tod führen können.» In manchen Bodybuilder-Szenen sind sogenannte Anabolika gängige Mittel, um den Muskelaufbau an den gewünschten Stellen zu forcieren. Die männlichen Sexualhormone können aber zu Akne, Herzmuskelschädigungen, Potenzproblemen und Unfruchtbarkeit führen. Zur Erleichterung seiner Mutter fanden sich unter Robins Präparaten jedoch keine derartigen Mittel.

(Fortsetzung weiter unten...)

Krafttraining mit Mass ist ok

Bodybuilding ist unter Jugendlichen sehr angesagt. Vor allem junge Männer wollen Muskelpakete, aber auch bei Mädchen liegen gut definierte Körper im Trend. Doch wie gesund ist das eigentlich? Ab welchem Alter ist Krafttraining ratsam? «Früher riet man davon ab, weil man negative Effekte auf das Knochenwachstum befürchtete», sagt Billie Josephine Stump, Sportwissenschaftlerin und Ernährungsberaterin beim Medbase Checkup Center in Zürich.

Unterdessen sei aber erwiesen, dass ein massvolles, ausgewogenes Training bereits ab 12 Jahren möglich und auch sinnvoll ist. Jugendliche brauchen jedoch eine professionelle Anleitung mit angepassten Übungen. «Kinder sind keine kleinen Erwachsenen», so die Fachfrau. Die meisten Geräte seien nicht für Minderjährige gemacht, ausser sie verfügten über spezielle Einstellungen.

Ganzheitlich statt einseitig

Stump empfiehlt daher eher Übungen mit dem eigenen Körpergewicht. «Mit der Zeit kann man mal eine Hantel dazunehmen.» Wichtig sei zudem, dass man nicht nur einzelne Muskeln isoliert trainiere, sondern ganzheitlich, betont die Fachfrau. Baut man zum Beispiel die Brust- und Bauchmuskulatur auf, sollte man auch die Rückenmuskeln stärken. Sonst riskiert man Rückenschmerzen. Und auch Kondition und Koordination sollten nicht vernachlässigt werden.

(Fortsetzung weiter unten...)

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Dossier zum Thema

Zu viele Proteine schaden

Von Proteinpulvern und -riegeln hält die Ernährungsberaterin wenig. «Die meisten Produkte enthalten Konservierungsstoffe sowie Zucker oder künstliche Süssstoffe und oft sogar Schwermetalle.» Bei einer guten Ernährung seien Supplemente unnötig, ausser vielleicht bei Personen mit Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten, die zuweilen zu Mangelerscheinungen neigen. Neben Eiern, Fleisch und Milchprodukten sind auch Tofu, Hülsenfürchte, Nüsse und Vollkornprodukte gute Eiweiss-Lieferanten.

Jugendliche benötigen mindestens 0,9 Gramm Protein pro Kilogramm Körpergewicht, jedoch maximal 1,5 Gramm. Zu viel ist ungesund: Überschüssige Proteine werden als Energie genutzt oder über die Nieren ausgeschieden, was diese jedoch belasten kann. Zu einer ausgewogenen Ernährung würden zudem auch Ballaststoffe, gesunde Fette und Kohlehydrate gehören, betont Stump.

Besser als gamen

Robin trainiert mittlerweile in einem seriösen Fitnesscenter, wo ihn ein ausgebildeter Trainer berät. Dass er beim Fitnesstest des Militärs nicht allzu gut abgeschnitten hat, gab dem mittlerweile 18-Jährigen zu denken. Langsam wird ihm klar, dass ein etwas ganzheitlicheres Training wohl sinnvoller wäre als das einseitige Pumpen der Oberkörpermuskeln. Seine Mutter ist unterdessen zuversichtlich, dass ihr Sohn zu einem gesunden Mass findet. Dem Bodybuilding-Trend kann sie auch etwas Positives abgewinnen: «Es ist immer noch viel besser, als wenn sie nur rumhocken und gamen.»

von Andrea Söldi,

veröffentlicht am 10.03.2021


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