Über 6500 Jahre ist die Hanfpflanze bereits in der Schweiz. Dann wurde sie kriminalisiert. Heute feiert sie ein grossartiges Comeback. Was alles für die Pflanze spricht.
Hanf zählt zu den ältesten Nutzpflanzen der Welt. Die Schweiz gehörte lange Zeit zu den grössten Anbaugebieten Europas und der Hanfanbau war hierzulande dementsprechend von grosser wirtschaftlicher Bedeutung. Hanf war Rohstoff für Kleidung, Hanfseile, Verbandsstoffe, Papier, Speiseöl, Lampenöl, Farbware, Viehfutter und Medizin.
1951 wurden Anbau, Verkauf und Konsum von Hanf und seinen Produkten aber verboten. Der Grund war der Inhaltsstoff Tetrahydrocannabinol (THC), der zu den Betäubungsmitteln zählt. Erst 50 Jahre später wurden vom Bundesamt für Landwirtschaft elf THC-freie Hanfsorten für den legalen Anbau wieder freigegeben.
Hanf ist eine heimische Pflanze, die sehr robust ist. Sie gedeiht auch bei einer Höhe von 1500 Metern über dem Meer problemlos und benötigt weder Pestizide noch Herbizide für den Anbau. Ökologisch bringt die Hanfpflanze den Vorteil mit, dass sie fast zu 100 Prozent verwertet werden kann. Schweizer Bauern erhalten momentan jedoch keine Subventionen für den Hanfanbau vom Staat.
THC: Tetrahydrocannabinol (THC) ist einer der am meisten vorkommenden Inhaltsstoffe der Hanfsorten, die für die Cannabis-Droge gebraucht werden. Hanfsorten mit mehr als 1 Prozent THC sind nach Betäubungsmittelgesetz verboten. Die erlaubten Hanfsorten nach EU-Sortenkatalog enthalten <0,2 % THC.
CBD: Cannabidiol (CBD) ist neben dem THC einer der wichtigsten Inhaltsstoffe der Hanfpflanze. Medizinisch wirkt er entkrampfend, entzündungshemmend, angstlösend und gegen Übelkeit. Er ist in der Schweiz jedoch nicht als Heilmittel zugelassen. Anbau, Handel und Konsum dieses Stoffes sind nicht reguliert. Die erlaubten Hanfsorten nach EU-Sortenkatalog enthalten <4 % CBD.
Quelle: tabula N°2 02/2018
Die Hanfsamen, die sowohl als Rohstoff für Hanföl dienen als auch ganz geröstet gekauft werden können, enthalten keine psychoaktiven Stoffe. Die Hanfsorten, die in der Schweiz angebaut werden dürfen, sind THC-frei. Auch Tee aus Hanfblättern hat keine berauschende Wirkung.
Laura Koch, Ernährungsberaterin BSc, hat in ihrer wissenschaftlichen Arbeit unter anderem die Fettqualität von Hanföl untersucht: «Es besteht zu fast 80 Prozent aus mehrfach ungesättigten Fettsäuren, wobei das Verhältnis von Omega-6-Fettsäuren zu Omega-3-Fettsäuren 3:1 beträgt. Im Vergleich dazu liefert Rapsöl nur 30 Prozent mehrfach ungesättigte Fettsäuren mit einem Verhältnis von 2,5:1.» Ideal ist ein Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren von 5:1. (Fortsetzung weiter unten...)
Das steckt in ungeschälten Hanfsamen:
Quelle: J.C. Callaway “Hempseed as a nutritional resource: An overview”, Euphytica, 2004
Hanföl besteht aus:
Die seltene Gamma-Linolensäure (GLA) macht das Hanföl zusätzlich besonders wertvoll. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass die GLA eine antientzündliche Wirkung hat. Somit wird vermutet, dass sie sich positiv auswirken kann im Bezug auf rheumatische Erkrankungen oder entzündliche Hauterkrankungen wie beispielsweise Neurodermitis.
Die Hanfsamen bestehen zu knapp je einem Drittel aus Fett, Protein und Ballaststoffen. Das Hanfprotein enthält alle 20 Aminosäuren, es liefert also auch alle acht Aminosäuren, die für unseren Körper essentiell sind. Je nach Sorte variiert der Mikronährstoffgehalt stark. Besonders ins Auge stechen aber die hohen Vitamin-E-Gehalte, die eine gute antioxidative Wirkung haben. Die Vitamine B1 und B2 und Kalium, Kalzium, Magnesium und Eisen sind weiter erwähnenswert.
Ernährungsberaterin Laura Koch empfiehlt das Hanföl all ihren Klienten als Alternative zu Leinöl. Insbesondere Patienten mit entzündlichen Erkrankungen oder Hautproblemen können profitieren. Sie betont, dass sich Hanföl nicht für die warme Küche eignet. Hanföl ist im Kühlschrank gelagert rund sechs Monate haltbar. Weist es eine gelbe Verfärbung oder einen lackähnlichen Geschmack auf, ist es nicht mehr geniessbar.