Was ist eigentlich besser? Importierte, trendige «Superfoods» oder einheimische Pflanzen und Früchte? Wir machen den Vergleich und sagen, ob regionale Sorten auch «super» sind.
In Fitnessstudios, Trainingszirkeln, Yoga-Gruppen und Kochkursen sorgen die wundersamen Eigenschaften von Superfood für Gesprächsstoff. Und sie sind allgegenwärtig, sei es als Superbowl, im Smoothie, als Power-Riegel oder als Snacks. Von der Aufmerksamkeit, die den Exoten entgegengebracht wird, können das gemeine Radieschen und die gewöhnliche Gartenerdbeere nur träumen.
Japanischer Matcha-Tee etwa soll die Fettverbrennung anregen, Manuka-Honig aus Neuseeland vor Erkältung schützen. Mexikanische Chia-Samen sowie Goji- und Açai-Beeren aus China und vom Amazonas sollen wahre Nährstoffwunder sein. Und auch die aus den Anden stammende Quinoa ist unseren heimischen Stärkequellen angeblich in vielen Belangen weit überlegen. Alles nur Hype oder steckt ein Körnchen Wahrheit drin? Wir machen den Vergleich.
Die Beere des Bocksdornstrauches hat eine relativ hohe Dichte an wertvollen Nährstoffen wie verschiedene Vitamine. Zusätzlich sind getrocknete Goji-Beeren ballaststoffreich und eine Quelle für pflanzliches Eiweiss. Goji-Beeren schmecken aber ungewohnt, also anders als heimische Beeren.
Diese einheimischen Vertreter haben teilweise sogar höhere Konzentrationen an Nährstoffen zu bieten. Vor allem dann, wenn sie frisch gepflückt auf den Teller kommen. Exotische Beeren haben oft eine lange Reise hinter sich. Dabei können wertvolle Stoffe verloren gehen.
Diese Palmfrucht bietet tatsächlich viele Nährstoffe, aber auch recht viele Kalorien. Besonders der Gehalt an Fett, Eiweiss und Ballaststoffen ist relativ hoch.
Heidelbeeren haben eine ähnliche Zusammensetzung an Vitaminen, dabei jedoch deutlich weniger Kalorien. Natürlich enthalten sie weniger gesunde Eiweisse und Fette. Den Bedarf an diesen Nährstoffen können wir aber problemlos mit heimischen Baumnüssen decken.
Chia-Samen enthalten viele Nahrungsfasern, weisen einen hohen Gehalt an wertvollen Fetten (mehrfach ungesättigte Fettsäuren) auf und sind eine Eiweiss-Quelle.
Leinsamen enthalten etwas weniger der pflanzlichen Omega-3-Fettsäuren, haben ansonsten aber eine ähnliche Zusammensetzung wie Chia-Samen.
Das Fuchsschwanzgewächs bietet Samen mit einer Nährstoffzusammensetzung, die derjenigen von Weizen in vielem überlegen ist.
Die Antwort darauf bekommt, wer die Lebensmittel genauer unter die Nährwert-Lupe nimmt. Die erfreuliche Nachricht: Himbeeren, Heidelbeeren & Co. können mit den «Superfoods» mithalten. Letztere werden teilweise überbewertet, weil die Angaben zu den enthaltenen Nährstoffen nicht auf dem unbehandelten Produkt, sondern auf daraus hergestellten Extrakten wie Pulver oder Tabletten beruhen. Diesen wurde das Wasser entzogen, was automatisch zu einer Nährstoffkonzentration führt. Würde man Rüebli oder Broccoli trocknen und pulverisieren, erhielte man mitunter sogar eine höhere Nährstoffkonzentration als sie in vielen Superfood-Extrakten zu finden ist. (Fortsetzung weiter unten...)
Es gibt keine Definition dafür, was unter einem Superfood zu verstehen ist. Ob neuartig oder altbekannt, einheimisch oder aus fernen Ländern, gemeinsam ist den «Superfoods», dass sie im Trend liegen und als besonders gesund wahrgenommen werden. Tatsächlich weisen sie meistens auch einen besonders hohen Gehalt an wertvollen Inhaltsstoffen wie Vitaminen, Mineralstoffen, sekundären Pflanzenstoffen oder Ballaststoffen auf. Die hohen Erwartungen, welche der Begriff Superfood weckt, kann ein einzelnes Lebensmittel zwar nicht erfüllen; «Superfoods» helfen aber mit, den Körper mit wertvollen Inhaltsstoffen zu versorgen.
Trotzdem: Chia-Samen sind nicht nur fein, sondern sind in der Tat eine gute Quelle für Ballaststoffe, wertvolle Fette und liefern Eiweisse. Die Losung im Umgang mit Superfood ist also kein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch. Seit die Welt zum Dorf geworden ist, werden neuartige Lebensmittel schnell zu einem Bestandteil unserer täglichen Ernährung. Viele «Superfoods» sind anspruchslos und kommen gut mit dem Schweizer Klima zurecht.
Das erleichtert die Integration als Kulturpflanze. Und natürlich sind neue Früchte und Gemüse, Samen und Getreide eine Bereicherung für uns. Sie erweitern die kulinarische Vielfalt, lassen uns beim Kochen auf Entdeckungsreise gehen und beglücken unsere Sinne mit bisher unbekannten Geschmacksnoten. Zürcher Geschnetzeltes mit Quinoa? Amarant-Polenta? Ein Bocksdornstrauch im Schrebergarten? Alles ist möglich.