Frauen und Männer unterscheiden sich in vielen Bereichen des Lebens – ganz besonders auch beim Essen. Wir werfen einen Blick auf die typischen Teller.
Wenn wir an geschlechterspezifisches Essen denken, kommen uns ganz bestimmte Rollenbilder in den Sinn. Wie zum Beispiel dieses von früher: Die Männer gehen auf Jagd und erbeuten wilde Tiere und deren Fleisch. Die Frauen sammeln Beeren, Getreide und Wurzeln und bereiten diese zu. Auch heute gibt es noch viele Klischees, aber gibt es auch echte Unterschiede in der Ernährung von Frauen und Männern?
Was wir auf unseren Tellern haben, sagt etwas darüber aus, wer wir sind und wie wir wahrgenommen werden möchten. Dass dies bei Frauen anders aussieht als bei Männern, zeigen auch Studien. Die letzte in der Schweiz durchgeführte Ernährungserhebung menuCH konnte die folgenden Unterschiede aufzeigen:
Eine Verzehrsstudie aus Deutschland konnte sogar zeigen, dass diese Unterschiede beim Fleischkonsum bereits im Kindesalter ausgeprägt sind.
Doch es ist nicht nur das Essen selbst, sondern auch die Einstellung dazu. Für die meisten Männer ist das Thema gesunde Ernährung viel weniger wichtig als für Frauen. Ein Unterschied, der sich auf dem Teller bemerkbar macht.
Nicht nur was, sondern auch wie. Typischerweise achten Frauen mehr auf ausgewogene Mahlzeiten und kalorienbewusste Gerichte auf ihrem Teller.
Mädchen und Frauen essen öfter figurbetont und haben auch mehr Diäterfahrung. Sie sind öfter streng mit sich bei der Auswahl, zügeln ihren Appetit oder zählen akribisch Kalorien. Ausserdem greifen Frauen öfter zu Nahrungsergänzungsmitteln (schweizweit 56%), als Männer (38%) dies tun. Fakt ist auch, dass Essstörungen bei Frauen häufiger sind als bei Männern.
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Streng und selektiv bei den Frauen stehen herzhaft und lustbetont bei den Männern gegenüber. Das zeigt sich vor allem in grösseren Portionen (bis zu 200 g pro Tag mehr), anderen Lebensmitteln (Gemüse essen gilt nicht wirklich als männlich), aber auch bei der Getränkeauswahl: Männer konsumieren weniger kalorienarme Kräuter- und Früchtetees, dafür aber mehr Süssgetränke und Alkohol.
Die Körper von Männern und Frauen sind unterschiedlich gebaut. Männer sind im Durchschnitt grösser und besitzen mehr Muskelmasse als Frauen. Dadurch benötigt ihr Körper meist auch mehr Energie. Frauenkörper besitzen hingegen einen wesentlich höheren Fettanteil als Männer bei durchschnittlich geringerem Körpergewicht. Weil Muskeln mehr Kalorien als Fett verbrennen, benötigen Männer demnach im Ruhezustand mehr Nahrungsenergie als Frauen. Somit ist ein höherer Anteil an energiearmen Lebensmitteln für Frauen intuitiv richtig, weil automatisch auch kalorienärmer. Das erklärt auch, warum Frauen ihre tägliche Kalorienzufuhr stärker reduzieren müssen als Männer, um ein paar Kilo abzunehmen.
Die Körper von Frauen erfüllen biologisch die Funktion von hocheffizienten Fettspeichern, um für widrige Situationen gewappnet zu sein und so auch in einer Mangelsituation schwanger werden und Kinder gebären zu können. Vielleicht können viele Frauen daher auch Hunger besser wegstecken als Männer und werden nicht so leicht «hangry»?
Weniger Energie bedeutet aber nicht auch gleichzeitig weniger Nährstoffe. Im Gegenteil: Bei vielen Empfehlungen für Vitamine und Nährstoffe gelten für Frauen die gleichen oder ähnliche Werte wie für Männer – oder sogar noch höhere. Aufgrund ihres geringeren Energiebedarfs benötigen Frauen also eine höhere Nährstoffdichte. Das bedeutet konkret: mindestens genauso viel Nährstoffe in der Nahrung bei weniger Energiezufuhr, um mit allen wichtigen Nährstoffen ausreichend versorgt zu sein. Von manchen Nährstoffen benötigen Frauen sogar deutlich mehr als Männer. In Situationen wie Schwangerschaft und Stillzeit haben Frauen einen erhöhten Bedarf an verschiedenen Vitaminen und Mineralstoffen. Ausserdem können physiologische Unterschiede die Zufuhrwerte sowohl bei Männern als auch Frauen beeinflussen: Frauen haben aufgrund der Blutverluste im gebärfähigen Alter einen höheren Eisenbedarf; bei Männern machen sich die höheren Verluste von Zink über den Schweiss in höheren Zufuhrempfehlungen bemerkbar.
«Fleisch macht kleine Jungs gross und stark!» Ob das so korrekt ist, sei dahingestellt. Da sich aktuelle Ernährungstrends und unsere Essgewohnheiten aber immer weiter in Richtung «gesund und nachhaltig» entwickeln, könnten diese Geschlechterklischees in Zukunft immer schwächer werden oder sich sogar auflösen. Vielleicht erzählen nachfolgende Generationen ihren Kindern nicht mehr, dass Fleisch, sondern viel Gemüse und Tofu gross und stark machen. Oder mehr Frauen essen öfter mal entspannt und lustbetont, dafür verzichten die Männer öfter mal auf grosse Fleischportionen. Wie wäre das?