Weniger Kohlehydrate und mehr Eiweiss in der Ernährung macht toleranter bei Entscheidungen, zeigt jetzt eine neue Studie.
Low carb soll nicht nur trendy sein. Möglicherweise beeinflusst der Verzicht auf zu viele Kohlehydrate auch unser Sozialverhalten positiv. Darauf deuten zumindest neue Forschungsergebnisse der Universität Lübeck hin. Demnach könnte weniger Brot, Nudeln und Kartoffeln und stattdessen mehr Fisch, Fleisch, Milchprodukte und Nüsse zu toleranteren und milderen Entscheidungen und Diskussionen führen.
Um das herauszufinden teilten die deutschen Forscher um die Sozialpsychologin Soyoung Park 90 Testpersonen in zwei Gruppen ein: die eine erhielt zum Frühstück viel Eiweiss und wenig Kohlehydrate, die andere Gruppe genau umgekehrt. Danach traten jeweils 2 Personen aus der Gruppe zum Ultimatum-Spiel an, das Verhaltensforscher gerne zur Untersuchung von Altruismus und Egoismus einsetzen. Zu Beginn des Spiels erhalten die beiden Teilnehmer Geld geschenkt. Aber nur wenn sie es fair teilen, dürfen sie es behalten. Person A muss dafür Person B einen Teil des Geldes anbieten, den er für fair hält. Nur wenn Person B das Angebot annimmt, gehört beiden ihr Anteil, sonst gehen beide leer aus.
Bisherige Studien zeigten, dass im Schnitt Person A seinem Mitspieler zwischen 40 und 50 Prozent des Geldes anbietet. Kritisch wird es bei 30 Prozent und weniger, denn damit lassen sich die meisten Mitspieler nicht mehr abfinden – sie verzichten dann lieber gleich ganz auf das Geld und wollen damit Person A eine Lehre erteilen. (Lesen Sie unten weiter...)
Doch die Lübecker Forscher konnten nun erstmals den Einfluss der Ernährung auf das Spiel zeigen: wer low carb und proteinreich gefrühstückt hatte, reagierte im Spiel toleranter und nahm auch niedrige Geldangebote an. Wer hingegen viele Kohlehydrate gefrühstückt hatte, reagierte sensibler und damit aggressiver auf ungerechte Angebote seines Mitspielers und strafte ihn mit Ablehnung ab.
Den Grund fanden die Forscher im Blut der Probanden: Wer statt Kohlehydrate mehr Eiweiss verzehrt, der versorgt seinen Körper auch mit mehr Tyrosin. Die Aminosäure ist ein Vorläufer des Botenstoffs Dopamin, das im Gehirn eine wichtige Rolle beim Treffen von Entscheidungen spielt.
Sich nur von Eiweiss alleine zu ernähren mache jedoch auch keinen Sinn, rät Soyoung Park. Auch Kohlehydrate seien für die Bildung wichtiger Substanzen im Gehirn notwendig. Dazu gehört unter anderem der Botenstoff Serotonin, der auch als Glückshormon bezeichnet wird und für gute Laune sorgt.
Quelle: PNAS - Impact of nutrition on social decision making