Die Hälfte der Raucherinnen und Raucher entwickelt eine chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD). Obwohl diese Krankheit nicht heilbar ist, können Betroffene einiges tun, um ihre Lebensqualität zu verbessern.
Eingefleischte Raucherinnen und Raucher nehmen die ersten Anzeichen oft gar nicht ernst. Sie denken sich wohl, dass etwas Atemnot beim Treppensteigen und gelegentlicher Husten bei jahrelangem Zigarettenkonsum einfach dazugehören. Deshalb wird die schwere Lungenerkrankung namens Chronic Obstructive Pulmonary Disease (COPD) häufig erst in fortgeschrittenem Stadium erkannt − zum Nachteil der Betroffenen.
Die vier Buchstaben COPD stehen für den englischen Begriff Chronic Obstructive Pulmonary Disease. Früher sprach man hierzulande von einer Raucherlunge. Die Lungenerkrankung geht mit einer dauerhaften Verengung der Atemwege und einer Schädigung des Lungengewebes einher. Die feinen Lungenbläschen (Alveolen), in denen der Gasaustausch zwischen Blut und Lunge stattfindet, sind aufgebläht und überdehnt (in der Fachsprache heisst das Emphysem). Zudem kommt es zu einer chronischen Entzündung der Bronchialschleimhaut mit vermehrter Schleimproduktion.
Die Schädigung der Alveolen und der Bronchialschleimhaut führen zu einem geringeren Luftaustausch: Das Lungenvolumen sinkt und weniger Sauerstoff kann ins Blut übertreten. Betroffene spüren dies in Form von Atemnot bei körperlicher Anstrengung. Anders als bei Asthma, das sich durch sporadische Anfälle äussert, macht sich Atemnot bei COPD stetig bemerkbar. Im Anfangsstadium nur bei schwererer körperlicher Betätigung, später schon beim Heraufsteigen einer einzigen Treppe oder beim Geradeausgehen. Zudem kommt es zu Hustenanfällen mit Auswurf. In fortgeschrittenem Stadium leiden Betroffene sogar im Ruhezustand unter Atemnot. Zudem kann es zu überdurchschnittlich starkem Muskelabbau und Gewichtsverlust kommen. Diese Stadien sind auch unter GOLD-Stadien bekannt. COPD tritt aber selten isoliert auf. Jahrelange Raucherinnen und Raucher leiden meist unter diversen Spätfolgen wie etwa Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes.
Die GOLD-Stadien beruhen auf zwei Lungenfunktionswerten. Sie werden durch den Lungenarzt festgestellt. Einerseits geht’s darum, wie viel Luft pro Minute jemand einatmen kann. Im Fachjargon spricht man von Einsekundenkapazität FEV1. Dieser Wert ist mit einer Zahl hinterlegt (siehe unten). Dann ist auch wichtig, wie viel Luft jemand ausatmen kann. Konkret spüren die Patientinnen und Patienten die GOLD-Stadien folgendermassen:
In der Schweiz sind es grossmehrheitlich Raucherinnen und Raucher, die eine COPD entwickeln. Ab etwa 40 Jahren tritt die Krankheit bei jeder zweiten regelmässig rauchenden Person auf, wobei Frauen noch etwas häufiger erkranken als Männer. In seltenen Fällen ist COPD aber auch genetisch bedingt. Ein höheres Risiko haben weiter Menschen, die deutlich vor dem regulären Geburtstermin auf die Welt gekommen sind. Hierzulande leiden rund 400 000 Menschen an COPD und jährlich sterben etwa 4000 Menschen daran. In anderen Ländern tragen auch andere Ursachen erheblich zu dieser Erkrankung bei, etwa offene Feuer zum Heizen und Kochen sowie andere Belastungen der Atemluft.
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Die beste Prävention ist, nicht zu rauchen sowie verrauchte Räume zu meiden. «Ein Rauchstopp lohnt sich in jedem Alter noch», sagt Jaroslav Hrenák, Leiter des Medbase Gesundheitszentrums Bern Westside. Bereits geschädigtes Lungengewebe könne zwar nicht repariert werden, gibt der Arzt zu bedenken. «Doch die Lungenfunktion kann sich insgesamt wieder etwas verbessern.» Wichtig sei es zudem, zusätzliche Belastungen wie Grippe oder Lungenentzündung möglichst zu vermeiden. Für Menschen mit beginnender COPD sind deshalb Impfungen gegen Grippe, Pneumokokken und Covid besonders wichtig. Auch eine gesunde, ausgewogene Ernährung und ein Körpergewicht im Normbereich helfen, die Krankheit besser zu bewältigen.
«Eine Heilung des geschädigten Lungengewebes ist nicht möglich», stellt Jaroslav Hrenák klar. Dennoch gebe es verschiedene Möglichkeiten, um das Atemvolumen zu vergrössern und damit die Lebensqualität zu verbessern und die Lebenserwartung zu verlängern. Zum Beispiel stehen Inhalationssprays zur Verfügung, welche die Atemwege weiten. Je nach Art und Ausprägung der Erkrankung sind auch Cortison-haltige Sprays indiziert, um die Entzündung zu hemmen. In stark fortgeschrittenem Stadium benötigen Patientinnen und Patienten zudem ein Sauerstoffgerät, das die Atmung erleichtert. In den seltenen Fällen, in denen eine genetische Ursache vorliegt, die zu einem Mangel eines bestimmten Enzyms führt, hilft eine Enzymtherapie.
Ja, regelmässige Bewegung, die den Kreislauf in Schwung bringt, ist sogar sehr wichtig, um die Lungenfunktion zu verbessern. Betroffene würden zum Beispiel von leichtem Jogging profitieren, sagt der Facharzt für Allgemeine Innere Medizin, oder von weniger intensiven Aktivitäten wie wandern oder Velo fahren in nicht allzu steilem Gelände, schwimmen oder Spaziergängen. «Damit kann man Lunge und Herz trainieren und erreicht einen besseren körperlichen und psychischen Allgemeinzustand.»
In der Regel verläuft COPD fortschreitend. Halten die kontinuierlichen Schädigungen durch Rauchen oder hohe Konzentrationen an Feinstaub anderen Ursprungs weiter an, kann die Krankheit zum Tod führen. Wer COPD hingegen früh entdeckt und sich günstig verhält, kann den Verlauf verlangsamen und oft noch lange gut damit leben.