Schmerzen, die bis in die Beine hinunter ziehen: Ein eingeklemmter Ischiasnerv ist eine eine grosse Belastung. Trotzdem gilt: Bewegung ist besser als Bettruhe.
Unsere Wirbelsäule ist ein hochkomplexes Wunderwerk. Sie besteht aus 24 freien Wirbeln, die von den dazwischenliegenden Bandscheiben zusammengehalten werden. Nerven, die aus jedem Wirbel austreten, nehmen Signale – etwa Schmerzreize – auf und leiten sie an das Gehirn weiter.
Der vom Ischiasnerv, dem längsten Nerv unseres Körpers, übertragene Schmerz kann vom Kreuz über das Gesäss bis in die Zehen ausstrahlen. Teile der Beine können sich kribbelig anfühlen, als ob sie eingeschlafen wären. Beim Husten oder Niesen verschlimmert sich der Schmerz. Einige Menschen verspüren nur leichte Schmerzen, während sich andere kaum noch bewegen können.
«Der Ischiasschmerz strahlt nur selten beidseits ins Gesäss und in die Beine aus», so Dr. Martin Spoendlin, Spezialarzt für Allgemeine Innere Medizin FMH an der Merian Iselin-Klinik in Basel. «Bei einem sehr grossen Bandscheibenvorfall kann die Nervenaustrittsstelle beidseits eingeengt werden, was zu beidseitigem Ischias führt. Meist ist dies ein schwerwiegendes Krankheitsbild.»
Ischias-Beschwerden sind dadurch bedingt, dass ein Nerv an der Austrittsstelle aus dem Rückenmarkskanal unter Druck kommt. Dies kann durch einen Bandscheibenvorfall oder durch Knochenwucherungen infolge von Abnützungen der kleinen Wirbelgelenke bedingt sein.
Ein erhöhtes Risiko haben gross gewachsene Menschen, ferner Raucher und Menschen, die unter überdurchschnittlichem Stress leiden und sich körperlich zu stark anstrengen. Die meisten Betroffenen sind beim ersten Schmerz zwischen 45 und 65 Jahre alt.
Ärzte können mit einem einfachen Test herausfinden, ob die Rückenschmerzen wirklich etwas mit dem Ischiasnerv zu tun haben. Dabei liegt der Patient auf dem Rücken. Der Arzt hebt dessen gestrecktes Bein nach oben. Wenn bei einem Winkel von rund 45 Grad ein starker Schmerz in Gesäss und Oberschenkel spürbar wird, der bis unter das Knie ausstrahlt, dann deutet dies auf einen eingeklemmten Nerv in der Lende hin.
Je nach Stärke der Schmerzempfindung drängen sich zusätzliche Abklärungen auf. Computertomografie (CT) und Magnet-Resonanz-Tomografie können Aufschluss über einen allfälligen Bandscheibenvorfall geben. «Zusätzliche Abklärungen sind notwendig, wenn der Nerv so stark unter Druck steht, dass seine Funktion beeinträchtigt ist», so Spoendlin. Dies zeige sich in Muskelschwächen und Gefühlsstörungen an den Füssen und Beinen. Vor allem bei Muskelschwächen müsse je nach Ausmass operiert werden, bevor der Nerv bleibend geschädigt ist.
Der erste Abklärungsschritt ist meist die Durchführung eines MRI. Wenn die Ischiasschmerzen trotz Medikamenten und Physiotherapie nicht abklingen, sind weitere Abklärungen nötig. Auch bei Hinweisen auf ein infektiöses Rückenleiden als Ursache der Schmerzen, etwa bei Fieber oder bei Patienten mit gewissen Tumorleiden, sind frühzeitige Abklärungen angezeigt.
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Obwohl recht schmerzhaft, sind die Beschwerden in der Regel nicht chronisch. Weniger als ein Drittel der Betroffenen wird auch ein Jahr nach dem ersten Auftreten noch von Schmerzen geplagt. «Ein Bandscheibenvorfall, eine Diskushernie, wird vom Körper oft innerhalb von einigen Monaten abgebaut», so. Dr. Martin Spoendlin. Selten müsse eine Operation erwogen werden, etwa wenn Lähmungen an den Beinen auftreten.
Fast immer ist bei akutem Ischias zusätzlich eine entzündliche Reizung und teilweise eine Schwellung des betroffenen Nervs vorhanden. Auch dies heilt meist spontan ab. Entzündungshemmende Medikamente beschleunigen hier aber die Heilung. Schmerzverstärkend sind auch begleitende Verspannungen der Rückenmuskulatur. Physiotherapie, Schmerzmittel und Muskelentspannungsmittel können helfen.
Abhilfe kann bisweilen eine leichte Übung schaffen: Man legt sich flach auf den Rücken und lagert die Beine mit den Knien im 90-Grad-Winkel auf einem Stuhl hoch. Mit einer Wärmeflasche unter dem Becken und nach ein paar Minuten bewusstem Atmen wird der Körper mit mehr Sauerstoff versorgt, was zu einem sukzessiven Lösen der Verspannung führen kann.
Auf keinen Fall ist Schonung angesagt: Ärzte raten dringend von dieser Strategie ab und empfehlen stattdessen möglichst viel Bewegung. Die Bettruhe sollte auf ein Minimum beschränkt werden. Sie lindert zwar die Symptome, hilft den Betroffenen aber nicht schneller wieder auf die Beine.
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