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11 Mythen zu Rückenschmerzen

Rückenschmerzen sind ein weit verbreitetes Phänomen, nicht nur in der Schweiz. Viel wird geschrieben, empfohlen und gesagt, doch was stimmt wirklich? Was ist dran an den Mythen rund um den Rückenschmerz?

Statistisch betrachtet hat nahezu jede Schweizerin und jeder Schweizer innerhalb von zwei Jahresperioden einmal Schmerzen im unteren Rücken. Die meisten Schmerzen verschwinden innerhalb von vier bis sechs Wochen wieder, ein kleiner Teil erweist sich aber als hartnäckig und kann die Betroffenen für längere Zeit begleiten.

Doch was tun bei Rückenschmerzen? Mehr Krafttraining? Eine (vermeintlich) bessere Sitzposition einnehmen? Wer hat nicht schon einmal einen gut gemeinten Ratschlag bei Rückenproblemen bekommen? Die zahlreichen Tipps, Behandlungen und auch Meinungen zum Thema spiegeln dessen gesellschaftliche Relevanz wider.

Fakt ist aber: eine einfache und allgemeingültige Antwort gibt es nicht. Zeit also, um mit den elf häufigsten Mythen rund um das Thema Rückenschmerz aufzuräumen und sie auf den wissenschaftlichen Prüfstand zu legen. (Lesen Sie unten weiter …)

So bleibt der Rücken gesund

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1. Rückenschmerzen bedeuten etwas Schlimmes

Unser Rücken ist ein sehr zentraler und empfindlicher Teil des Körpers. Wenn es klemmt und zwickt in der Wirbelsäule, machen wir uns deshalb schnell Sorgen, dass ein unreparierbarer Schaden entstanden sein könnte. Doch in den meisten Fällen bessern die Beschwerden innerhalb von zwei bis drei Wochen von selber wieder. Die Plage ist stark verbreitet. Etwa jede zweite Person leidet einmal jährlich darunter. In Studien zeigt sich aber, dass bei weniger als einem Prozent eine schwerwiegende körperliche Ursache dahintersteckt. Krebs und Tumore sind sehr selten der Grund für Rückenschmerzen.

2. Je älter man wird, desto weniger macht der Rücken mit

Es trifft zu, dass schwerwiegende körperliche Ursachen wie etwa Verengung des Spinalkanals oder Wirbelbrüche im Zusammenhang mit Osteoporose mit zunehmendem Alter häufiger vorkommen. Doch unspezifische Rückenschmerzen sind bereits bei jungen Menschen verbreitet.

3. Häufig ist die Bandscheibe schuld an Rückenschmerzen

Überraschenderweise vermag die Anatomie die auftretenden Symptome häufig nicht zu erklären. Bandscheibenvorfälle (Diskushernien) sind bei Gesunden gleich häufig wie bei Rückenpatienten. Bereits bei 50 Prozent der 21-Jährigen findet man degenerative Veränderungen im MRI. Unnötige und unwirksame Behandlungen wegen eines Befunds im MRI sind teuer. In der Schweiz liegen die Kosten für Rückenschmerzen jährlich bei rund 11 Milliarden Franken.

4. Den Rücken sollte man schonen und wenig belasten

Man könnte meinen, der Rücken sei besonders gefährdet für das Auftreten von Schmerzen und dadurch zu schonen und nicht zu viel zu belasten. Ein genauer Blick auf die Anatomie des Rückens hilft hier weiter: Der Rücken ist dafür ausgelegt sich zu bewegen, und zwar in alle Richtungen. Vermeidet man gewisse Bewegungen, namentlich das Bücken und Drehen, so verliert der Rücken seine Fähigkeit diese Bewegungen auszuführen. Kommt man doch mal in die Verlegenheit des Bückens oder Drehens, kann dies nun den Rücken situativ überfordern und er macht sich bemerkbar. Vergleichen Sie es mit dem Gefühl im Knie nach einer anstrengenden Wanderung! Beschwerden sind häufig eher muskulär – also nicht gefährlich!

5. Gerades Sitzen ist gut für den Rücken

Die Annahme ist verbreitet, dass krummes Sitzen oder ein falscher Stuhl zu Rückenschmerzen führen können. Überraschenderweise gibt es aber keinen wissenschaftlichen Zusammenhang zwischen der Sitzposition und dem Auftreten von Rückenweh. Die ideale Haltung oder der perfekte Stuhl existieren also nicht. Beim geraden Sitzen sind die Spannung und Kompression im Rücken am grössten. Besser sind deshalb ein häufiges Wechseln der Sitzposition und regelmässige Bewegung.

6. Je mehr der Rücken schmerzt, desto schlimmer ist es

Dieser Vergleich klingt einleuchtend: je mehr etwas schmerzt, desto schlimmer ist die zugrundeliegende Verletzung. Was auf den ersten Blick Sinn macht, stimmt zum Glück nicht. Der Körper generiert Schmerzen, wenn er eine Situation als tatsächlich oder vermeintlich gefährlich empfindet. Dies lässt sich im akuten Fall gut nachvollziehen: ein verstauchter Knöchel tut sehr weh und muss im ersten Moment geschont werden. Bleiben Schmerzen über längere Zeit bestehen, wird Schmerz zum unangebrachten Begleiter. Seine Schutzfunktion verliert ihre Bedeutung, Schmerzen können vorhanden sein, obwohl keine Gewebeschädigung mehr vorliegt.

7. Schwere Lasten heben schadet dem Rücken

Sogar diese weit verbreitete Annahme ist falsch. Ein trainierter Rücken kann sogar sehr schwere Lasten heben und tragen. Wichtig ist einfach eine ergonomische Haltung: Den Rücken gerade halten und die Kraft aus den Beinen holen. Und natürlich muss man die Muskeln kontinuierlich aufbauen – also beim Krafttraining oder Hanteln Stemmen mit leichteren Gewichten beginnen und dann steigern.

8. Eine harte Matratze ist besser

Diese oft gehörte Volksweisheit muss aus einer Märtyrer-Haltung heraus entstanden sein. Denn hart heisst nicht unbedingt gut. Welche Matratze passt, ist eine individuelle Angelegenheit. Besonders für gut bewegliche Personen ist ein weiches Bett meist besser, weil es sich besser der Neigung der Wirbelsäule anpasst. Allzu stark durchhängen sollte diese aber auch nicht. Bei der Wahl einer Matratze gilt: ausprobieren. Am besten während mehrerer Nächte.

9. Brustschwimmen und Joggen sind schlecht für den Rücken

Wer hat das nicht schon einmal gehört? Joggen sei aufgrund der Schläge schlecht für den Rücken? Oder dass Brustschwimmen wegen des hohlen Kreuzes schädlich sei? Fakt ist: Die beste Sportart bei Anfälligkeit für Rückenschmerzen gibt es nicht. Eher ungünstig wirken sich Stop-and-go-Sportarten wie etwa Fussball, Tennis oder Squash aus. Sportarten wie Joggen, Schwimmen, Yoga, Pilates oder Training der Bauchmuskulatur dagegen zeigen in Studien alle einen vergleichbaren Effekt in Bezug auf Rückenschmerzen. Wichtig ist: es muss sich gut anfühlen.

10. Wärme lindert Rückenschmerzen

Wenn die Beschwerden neu auftreten, ist meist eher Kühlung angezeigt – zum Beispiel mit einem Coldpack. Nach ein, zwei Tagen kann hingegen Wärme angenehm sein, weil es die Muskeln entspannt. Eine warme Bettflasche oder ein Wickel können Linderung verschaffen. Aber auch hier gilt: ausprobieren.

11. Bei Rückenschmerzen muss man röntgen oder in die Röhre

Bildgebende Verfahren wie ein Röntgenbild oder eine Magnetresonanztomographie (MRI) sind nur in den seltensten Fällen notwendig und auch hilfreich bei der Diagnose und Behandlung von Rückenschmerzen. Zahlreiche Studien konnten zeigen, dass Veränderungen auf einem Röntgen- oder MRI-Bild nur selten mit dem Ausmass der Schmerzen zusammenhängen. Im Gegenteil, Veränderungen der Bandscheibe beispielsweise treten zu einem hohen Prozentsatz auch bei Personen ohne Rückenschmerzen auf.

von Andrea Söldi und Prof. Dr. phil. Hannu Luomajoki,

veröffentlicht am 11.04.2018, angepasst am 15.09.2020

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