Wer die Augen regelmässig entspannt, tut sich viel Gutes. Kurze Pausen mit einfachen Übungen helfen, trotz Computerarbeit fit zu sein. Tipps vom Experten.
Markus Grunder: Sehen ist ein lebendiger Prozess. Über 70 Prozent des Sehens findet im Gehirn statt. Ein Seh- oder Augentraining beschränkt sich deshalb nicht nur auf die Augen, sondern betrifft den ganzen Körper. Mit entspannenden und stärkenden Übungen werden Auge und Gehirn zunächst entspannt und dann trainiert.
Nehmen wir das Beispiel der Computerarbeit. Hier hilft eine kurze Trainingseinheit, die Augen aus dem monotonen Nah-Sehen zu lösen. Das geht so: Beide Füsse gut auf den Boden stellen, sich strecken, recken und gähnen. Dann einen Daumen dicht vor die Augen halten. Den Blick vom Daumen in die Ferne gleiten lassen – idealerweise aus dem Fenster – und wieder zurück. Diesen Blickwechsel mehrmals wiederholen. Augen rund eine Minute schliessen und die Hände dabei über die Augen legen. Einfache Entspannungsübungen wie diese fördern ein lebendiges und aktives Sehen. Das visuelle System wird so individuell gestärkt, stabilisiert oder entwickelt.
Im ganzheitlichen Sehtraining werden alle äusseren Augenmuskeln sowie die beiden inneren Muskeln trainiert.
Heutzutage werden die Augen oft den ganzen Tag sehr einseitig beansprucht. Bei Stress reagieren sie empfindlich, die Muskeln können sich verkrampfen, die Pupille reagiert teilweise nicht mehr angemessen. Ein Training aus Achtsamkeit, Entspannung und Vitalisierung ist eine ideale Möglichkeit, selber etwas für seine Augen zu tun. Die Mehrheit der arbeitstätigen Menschen sitzt vor dem Computer – das ermüdet die Augen stark, weil die Distanz stets dieselbe bleibt. Zu kleine Schrift, künstliches Licht und die Reflexionen auf dem Bildschirm tragen zusätzlich zur Ermüdung bei.
(Fortsetzung weiter unten…)
Die Schnur mit verschiedenfarbigen Holzperlen ist nach ihrem Erfinder Frederick W. Brock (1899–1972) benannt. Heute wird die Perlschnur sowohl in Sehtrainings wie auch zu Testzwecken bei der Analyse im Sehtraining eingesetzt. Mit der Perlschnur wird unter anderem die Konvergenz trainiert. Konvergenz heisst: die Augen richten sich auf einen Punkt in der Nähe, zum Beispiel beim Lesen. Beim Training werden die Perlen in verschiedenen Distanzen mit dem Auge angeschaut. Mit diesem Wechsel trainieren die Augen das abwechselnde Fixieren nah und fern.
Es gibt keine wissenschaftlichen Untersuchungen, die das belegen würden. Sehtraining ist aber in jeder Lebensphase auch präventiv einsetzbar.
Bereits kleine Kinder können mit lustigen Sehspielen die natürliche Sehentwicklung anregen, zum Beispiel mit Klatsch- und Ballspielen und mit Überkreuzbewegungen. Zum Beispiel ein Luftballonspiel: 3–4 farbige Ballone werden von 2 Kindern so lange als möglich am Schweben gehalten.
Während der Ausbildung oder im Studium können entspannte Augen für entspanntes Arbeiten sorgen. Im Sport wird Augentraining zur Verbesserung der Blicksteuerung eingesetzt, was zur Optimierung von Timing und Speed Control beitragen kann. Im Alter hilft Augentraining, die Augen-Beweglichkeit zu fördern und zu erhalten.
Ein «faules Auge», genauer gesagt die Amblyopie, wird auch als «Lazy-Eye-Störung» bezeichnet. Diese Sehstörung tritt meist im frühen Kindesalter auf. Es können ein oder beide Augen davon betroffen sein. Mit einer verordneten Pflastertherapie und allenfalls einer Brille wird das sehschwache Auge trainiert. Ein begleitendes oder anschliessendes Sehtraining kann eine grosse Unterstützung sein, um beide Augen gut in den visuellen Wahrnehmungsprozess einzubinden, dies im Einvernehmen mit dem behandelnden Arzt.
(Fortsetzung weiter unten…)
Ein Sehtraining wird nach einer Analyse durch den Sehtrainer auf die persönlichen Bedürfnisse abgestimmt. Das Auge sollte immer wieder trainiert werden. Darum ist es wichtig, das Training kurzweilig und abwechslungsreich zu gestalten. Dadurch lässt es sich einfach in den Alltag integrieren. Die Art des Trainings wird mit dem Augentrainer individuell besprochen und auf das jeweilige Sehthema abgestimmt.
Die Augenoptiker sind die Ansprechpartner für scharfes Sehen und individuelle Sehlösungen. Die Spezialisten beraten, machen Sehanalysen und Sehtests. Mit modischen Brillen und Kontaktlinsen begegnen sie den gestiegenen Sehanforderungen unserer Zeit. Alle Erkrankungen, Verletzungen und sonstige Beschwerden rund ums Auge müssen von einem Augenarzt abgeklärt werden. Im Zweifelsfall sollte immer der Augenarzt zu Rate gezogen werden. Der Augenarzt ist für verschiedenste Vorsorgeuntersuchungen zuständig, bei Kindern etwa stellt er Sehschwächen fest, bei Menschen ab 40 Jahren etwa zu hohen Augendruck.