Entzündungen sind am Augenlid häufig. Meist handelt es dabei um ein Hagelkorn oder um ein Gerstenkorn.
Talgdrüsen hat der Mensch auch an den Augenlidern. Genau wie die Talgdrüsen in der Haut können auch sie verstopfen. Dann fliesst der Talg nicht mehr ab, sondern staut sich innerhalb mehrerer Wochen. Das Resultat: Ein Knötchen am Ober- oder Unterlid – ein sogenanntes Gerstenkorn oder Hagelkorn. Das Knötchen fühlt sich derb an und lässt sich ein wenig verschieben.
Beim Hagelkorn (auch Chalazion genannt) entzünden sich Talgdrüsen am Augenlidrand allmählich und chronisch. Das Hagelkorn entwickelt sich langsam über Tage bis Wochen, es tut selten weh und ist nur leicht gerötet.
Beim Gerstenkorn (Hordeolum) kommen zusätzlich Bakterien ins Spiel. Sie setzen sich in diesen Talg- und Schweissdrüsen des Augenlids fest und befeuern die Entzündung zusätzlich. Das ist der Grund, weshalb sich das Gerstenkorn schnell entwickelt. Es ist ein schmerzhaftes, rotes und mit Eiter gefülltes Knötchen, das oft ein Spannungsgefühl hervorruft und druckempfindlich ist. Meist sind Staphylokokken-Bakterien für die Entzündung verantwortlich. Komplikationen wie eine Bindehautentzündung, ein Lidabszess oder eine Augenhöhlenentzündung sind zum Glück aber selten.
Das Hagel- als auch das Gerstenkorn bilden sich in der Regel von allein wieder zurück. Beim Hagelkorn dauert es erfahrungsgemäss zwei bis acht Wochen, beim Gerstenkorn eine bis zwei Wochen.
In dieser Zeit öffnet sich das Gerstenkorn meist von selbst, der Eiter entleert sich und es heilt. Keinesfalls sollte man daran herumdrücken oder es massieren.
Beschleunigen lässt sich der Verlauf mit feucht-warmen Auflagen, zum Beispiel mit Schwarztee. Man legt sie zwei- bis dreimal täglich für jeweils fünf bis zehn Minuten auf die geschlossenen Augenlider. Alternativ kommt auch Wärmetherapie mit Rotlicht in Frage (dreimal täglich für jeweils Minuten bei geschlossenen Augen).
In der entzündlichen Phase helfen beim Gerstenkorn antiseptische Mittel wie Biprocathol Augensalbe sowie entzündungshemmende und antibiotische Augentropfen und Augensalben. Sie wirken gegen die Bakterien und verhindern, dass sich die Entzündung weiter ausbreitet. Bei starkem Spannungsschmerz kann die Augenärztin oder der Augenarzt mit einem kleinen Schnitt die Eiterentleerung herbeiführen.
(Fortsetzung weiter unten…)
Hagelkörner, die unangenehm drücken oder die Sehschärfe beeinträchtigen, werden in einem kleinen Eingriff chirurgisch entfernt. Bei manchen Menschen verursacht das Hagelkorn durch den Druck, den es aufs Auge ausübt, eine Hornhautverkrümmung und damit eine Sehverschlechterung. Sollte das Hagelkorn bei Kindern längerfristig die Sehachse verdecken, muss es operiert werden, damit die Sehentwicklung normal verläuft.
Wenn ein Hagelkorn sehr hartnäckig ist und nicht von selbst wieder verschwindet, wird die Augenärztin oder der Augenarzt in einem Minieingriff sicherheitshalber eine Gewebeprobe entnehmen, um einen bösartigen Lidtumor auszuschliessen.
Alles, was den Talgabfluss behindert, begünstigt Hagel- und Gerstenkörner. Äussere Faktoren sind zu dick aufgetragener Kajal oder zu viel Mascara. Die Schminke kann die Haut am Lidrand reizen und / oder die Ausführungsgänge der Talgdrüsen verstopfen, wenn man beides abends nicht abschminkt.
Ein erhöhter Spiegel des männlichen Geschlechtshormons Androgen beeinflusst die Talgproduktion und die Beschaffenheit des Talgs. In den ersten zwei Lebensdekaden, wenn der Androgenspiegel höher ist, sind Hagel- und Gerstenkörner deshalb häufiger. Sie können aber in jedem Lebensalter und bei allen Geschlechtern vorkommen.
Häufig sind Gerstenkörner eine Begleiterscheinung bei der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus). Ebenso führt ein geschwächtes Immunsystem zu wiederkehrenden Talgdrüsenentzündungen.
Manche Hauterkrankungen im Gesicht gehen häufiger mit Lidrandentzündungen einher. Dazu zählen die Rosazea und die seborrhoische Dermatitis. Sie begünstigen ebenfalls einen Talgstau.