Diese sanfte, komplementärmedizinische Methode kann Schmerzen lindern und bei einer Vielzahl von Beschwerden unterstützend helfen. Sie eignet sich für Jung und Alt.
Meereswellen, zunehmender und abnehmender Mond, Jahreszeiten, Sprechen, Atmen, der Herzschlag – viele Vorgänge in der Natur und im Körper folgen einem Rhythmus. Bei der Craniosacral-Therapie erspürt die Therapeutin rhythmische Bewegungen der Hirn- und Rückenmarksflüssigkeit (Liquor genannt). Der Liquor umgibt und schützt das Gehirn und die Nervenstränge, die sich im Rückenmark befinden. Umgeben wird er von dünnen Hüllen (Membranen), die mit dem restlichen Körper im Austausch stehen. Wie symmetrisch der Liquor pulsiert, wie stark, wie schnell … – all das beeinflusst alle Körperzellen und gibt der Craniosacral-Therapeutin Auskunft über den Zustand des Organismus.
Der Name Craniosacral-Therapie leitet sich ab von Cranium = Schädel und Sacrum = Kreuzbein. Vor allem an diesen beiden Körperstellen nimmt die Therapeutin die Rhythmen des Körpers wahr und unterstützt die Selbstheilungskräfte im ganzen Körper mit feinen Impulsen. Das Ziel der Craniosacral-Therapie ist, dass die Selbstheilungskräfte wieder in Fluss kommen. Sie leitet die Eigenregulierung ein und stärkt die Ressourcen der Klientin und des Klienten.
Geeignet ist die Craniosacral-Therapie für Menschen jeden Alters, vom Neugeborenen über die schwangere Frau bis zum Hochbetagten. Sie kann unter anderem bei stressbedingten Beschwerden helfen, zur Rehabilitation (auch nach einem Unfall), bei Schmerzen oder Erkrankungen am Bewegungsapparat oder Kopfschmerzen und auch bei psychosomatischen Beschwerden. Bei Babys und Kindern kann sie sowohl bei Drei-Monats-Koliken guttun als auch bei Lernschwierigkeiten und weiteren Problemen. Auf der Website der «Schweizerischen Gesellschaft für Craniosacral Therapie» findet man mehr Informationen.
Nicht geeignet ist die Craniosacral-Therapie bei Verletzungen und Erkrankungen, die eine Notfallversorgung brauchen, sowie bei akuten Entzündungen. Auch bei aktuellen oder früheren Psychosen oder starken psychischen Veränderungen sollte sie nur nach vorhergehender Abklärung angewendet werden.
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Eine Behandlung dauert meist 60 bis 90 Minuten. Zu Beginn werden das persönliche Anliegen und wichtige medizinische Fragen geklärt. Dann legt sich die Klientin oder der Klient in bequemer Kleidung auf die Therapieliege. Mit ruhenden, achtsamen Berührungen behandelt die Therapeutin / der Therapeut den ganzen Körper. Den Abschluss bildet ein Gespräch, in dem sich Klientin/Klient und Therapeut/in austauschen über das Erlebte. Es wird reflektiert und kann so in den Alltag integriert werden. Manche Menschen bauen dann zum Beispiel Pausen in ihren Tagesablauf ein, atmen ein paar Mal tief durch und spüren dabei in sich hinein oder sie «sprechen» mit ihrem Körper und danken ihm.
Entdeckt wurde die Craniosacral-Therapie zu Beginn des 20. Jahrhunderts vom osteopathischen Arzt William Garner Sutherland. Ihm fiel auf, dass der Liquor zwischen Gehirn und Kreuzbein rhythmisch pulsiert. Diesen Rhythmus bezeichnete er als «Primären Respirationsmechanismus». Der Lebensatem («Breath of Life») ist die Kraft, die sämtliche Zellen und Flüssigkeiten bewegt.
Diese pulsierenden Bewegungen werden durch eine bestimmte Kraft, die er den «Lebensatem» nannte, in Gang gesetzt. Inzwischen haben mehrere Studien eine Wirksamkeit der Craniosacral-Therapie bei Schmerzen gezeigt.
Einige Menschen fühlen sich nach der Behandlung leicht wie auf einer Wolke oder sie nehmen ein wunderbares, lebendiges Fliessen im ganzen Körper wahr. Oft kommt – auch im übertragenen Sinn – etwas in Bewegung. Besonders Männer, insbesondere Sportler, sind am Tag nach der Craniosacral-Therapie oft sehr erstaunt über den Muskelkater am ganzen Körper – obwohl die Therapeutin doch scheinbar nicht viel gemacht hat.
Wie sich die Craniosacral-Therapie anfühlt, ist mit Worten schwer zu beschreiben. Das ist etwa so, als wollte man erklären, wie eine Nektarine oder ein Apfel schmeckt – schwierig bis unmöglich, wenn man es nicht selbst ausprobiert.
Viele Menschen sind nicht mehr geübt darin, ihren Körper und seine Signale zu spüren. Um gehört zu werden, muss der Körper sich immer stärker bemerkbar machen. In der Craniosacral-Therapie bekommen diese Signale Raum, sodass die Klientin oder der Klient über die Eigenerfahrung und Selbstwahrnehmung körperlich, seelisch und auch geistig neue Erkenntnisse gewinnt, vergleichbar einer Meditation. Das ist ein wichtiger Unterschied zur Osteopathie, die vor allem körperlich-strukturelle Beschwerden therapiert.