Schimmel im Badezimmer, in der Küche oder im Keller: Wie schädlich ist Schimmelpilz für die Gesundheit, wie entsteht er und wie kann man vorbeugen?
Schimmel auf Baumaterialien setzt sich aus verschiedenen Organismen zusammen. «Es handelt sich um eine Art Wohngemeinschaft», erklärt Claudia Vassella, Stv. Leiterin Fachstelle Wohngifte, beim Bundesamt für Gesundheit. Zwar sind Schimmelpilze die Leitorganismen. Dazu kommen jedoch Hefen, Bakterien, unter anderem sogenannte Mykobakterien, die ähnlich aussehen wie Schimmelpilze oder Hausstaubmilben, die sich von Schimmelpilzen ernähren. «Im Schimmel gibt es demnach verschiedene Organismen, die Substanzen, Sporen oder Zellfragmente in die Luft abgeben. Und diese wiederum können die Gesundheit beeinträchtigen.»
Im Schlafzimmer, im Badezimmer, in der Küche und im Keller. Oder überall dort, wo sich viel Feuchtigkeit bildet oder die Wände oder Fenster kalt sind, so dass sich Feuchtigkeit niederschlägt. Das passiert zum Beispiel, wenn die Temperatur im Schlafzimmer tief gehalten und nicht gelüftet wird. Gefährdet sind laut Vassella auch Häuser, die vor 1980 gebaut und deren Fenster zwar isoliert, die Wände aber nicht genügend gedämmt wurden und deshalb kalt sind.
Schimmelpilzsporen gelangen durchs Lüften in die Innenräume. Man hat in der Aussenluft immer eine gewisse Anzahl an Schimmelpilzen. «Im Sommer, nachdem es einige Tage geregnet hat und wenn es anschliessend warm und windig ist, dann fliegen besonders viele Sporen und gelangen auch ins Haus», erklärt Vassella. «Das ist ein normaler Vorgang. Probleme entstehen erst, wenn es in den Innenräumen längere Zeit feucht ist.»
Schimmel kann die Schleimhäute der Augen und der Atemwege reizen, was zu tränenden Augen oder Husten führen kann. Er wird auch im Zusammenhang mit häufigen Erkältungen diskutiert. Je nach Veranlagung der Betroffenen können auch Allergien, Asthma oder chronischer Husten die Folge sein.
Es kommt – neben der Veranlagung und Vorerkrankungen – auch darauf an, in welchem Ausmass die Betroffenen dem Schimmel ausgesetzt sind. «Wenn jemand neben einer verschimmelten Wand schläft, sind gesundheitliche Folgen viel wahrscheinlicher als bei Schimmelspuren am Badezimmerfenster, die relativ problemlos beseitigt werden können», erklärt Vassella. Schimmel kann auch Stresssymptome wie Kopfschmerzen hervorrufen. Deshalb sind in jedem Fall rasches Handeln und eine Sanierung angesagt. Denn nur schon der Geruch von Schimmel kann dazu führen, dass Menschen sich zurückziehen und sozial isolieren, weil sie sich nicht mehr getrauen jemanden einzuladen. Für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem kann Schimmel lebensgefährlich sein.
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Wer Schimmel entdeckt, soll dies dem Vermieter melden oder – als Hauseigentümer – den Befall von einem Fachmann beurteilen und entfernen lassen. Entscheidend ist, dass auch die Ursache für die übermässige Feuchtigkeit behoben wird. Informationen dazu gibt es in der Broschüre «Schimmel in Wohnräumen», die das BAG zusammen mit dem Schweizerischen Mieterinnen und Mieterverband MV, dem Hauseigentümerverband Schweiz HEV und dem Schweizerischen Verband der Immobilienwirtschaft SVIT herausgegeben hat.
Wenn bei Schimmelverdacht gesundheitliche Probleme auftreten. Unabhängig jedoch von der ärztlichen Diagnose müssen die Ursachen für die erhöhte Feuchtigkeit behoben und der Schimmel entfernt werden.
Weil man sich in der Regel nicht lange im Keller aufhält, ist er nicht so gefährlich wie in der Wohnung. Die Geruchsbildung ist trotzdem sehr unangenehm und feuchte Keller lassen sich schlecht nutzen. Deshalb heisst es auch hier: Wenn man Schimmel im Keller entdeckt, den Vermieter informieren oder einen Fachmann kommen lassen. Ansonsten trägt der Mieter die Verantwortung für Schäden.
Grundsätzlich sind Minergie Häuser gut gedämmt und durch die Komfortlüftung werden die Räume automatisch belüftet. Aber auch in diesen Räumen kann es zu Schimmel kommen. «Wenn der Bau vor dem Einzug nicht gut ausgetrocknet ist, zum Beispiel. Oder wenn jemand in einem kleinen Raum einen Fitnessraum einrichtet und diesen nach dem Training nicht gut lüftet», sagt Vassella. Denn: «Eine Komfortlüftung ist auf eine normale Nutzung ausgerichtet.»
Indem sie die Wohnung regelmässig lüften und dafür sorgen, dass sich keine Feuchtigkeit an den Wänden oder Fenstern niederschlägt. Beim Kochen, Duschen oder Baden den Dampfabzug oder die Abluftventilatoren einstellen. Wäsche nicht in der Wohnung trocknen und Luftbefeuchter vorsichtig und nur im Winter verwenden. Das heisst: Wer einen Luftbefeuchter einsetzt, sollte die Luftfeuchtigkeit mit einem Hygrometer überwachen und sie gezielt auf maximal 40 Prozent anheben.
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