LSF, UVA, UVB, IR-A: Beim Thema Sonnenschutz gibt es einiges zu wissen und zu beachten. Wir zeigen dir, wie du einem Sonnenbrand effektiv vorbeugen kannst. Denn: Jeder Sonnenbrand ist ein Sonnenbrand zu viel.
Ein Sonnenbrand ist nicht nur schmerzhaft, sondern auch gefährlich. Er kann bleibende Schäden hinterlassen oder gar zu Hautkrebs führen. Die Schädigung der Haut entsteht dabei durch die UV-Strahlung. Es entwickelt sich eine Entzündung, die sich in einer schmerzhaften Rötung der Haut zeigt. Bei der UV-Strahlung werden dabei zwei unterschiedliche Typen unterschieden:
Neben den UV-Strahlen gibt es aber auch noch Infrarot-A-Strahlen. Auch sie dringen tief in die Haut ein und beschleunigen die Hautalterung.
«Die Unterscheidung zwischen UVA- und UVB-Strahlen ist entscheidend, um die Haut effektiv zu schützen und gesund zu erhalten» betont Dr. med. Brigitte Kalbacher, Dermatologin und Leiterin des Medbase Medical Centers St. Gallen am Vadianplatz.
Das bekannteste Sonnenschutzmittel überhaupt ist die Sonnencreme. Sie bietet effektiven Schutz vor den schädlichen UV-Strahlen. Doch was gilt es bezüglich Lichtschutzfaktor, Filter und Auftragen zu beachten?
Der Lichtschutzfaktor (LSF) – auf Englisch Sun Protection Factor (SPF)– gibt an, wie lange ein Produkt vor UVB-Strahlen schützt beziehungsweise um wie viel sich die Eigenschutzzeit der Haut verlängert. Bei sehr heller Haut beträgt die Eigenschutzzeit ca. 10 Minuten, bei normaler Haut etwa 20 bis 30 Minuten und bei mediterranen und dunklen Typen ungefähr 30 bis 50 Minuten. «Empfohlen ist ein Lichtschutzfaktor von mindestens 30, bei empfindlicher Haut gar von 50», sagt die Expertin.
Eine Sonnencreme mit LSF 10 hält etwa 90 Prozent der UV-Strahlen ab, bei einem Lichtschutzfaktor von 50 sind es ganze 98 Prozent. Die Strahlen können als nicht vollständig abgeblockt werden. Darum wird die Haut auch mit Sonnencreme gebräunt – wenn auch etwas langsamer.
Grundsätzlich schützen Sonnencremes und Sonnensprays mit gleichem LSF gleich gut. Oftmals werden Sprays jedoch spärlicher aufgetragen, was die Schutzleistung verringert.
Gut zu wissen: Der LSF bezieht sich immer auf die UVB-Strahlen. Achte darauf, dass auf dem Sonnenschutzmittel auch ein eingekreistes UVA-Siegel aufgedruckt ist. Dann absorbiert es auch UVA-Strahlung. Filter, die sowohl UVA- als auch UVB-Strahlung absorbieren, werden als Breitbandfilter bezeichnet. Infrarot-A-Strahlung (IR-A) kann – anders als die UV-Strahlung – nicht durch Filter in der Sonnencreme unschädlich gemacht werden. Dafür braucht es antioxidative Wirkstoffe . Sie neutralisieren die freien Radikale, die durch die Infrarot-Strahlung in den Hautzellen freigesetzt werden.
Gewisse chemische Filter, zum Beispiel Oxybenzon und Octinoxat, können Korallen bleichen. Deshalb sind sie zum Beispiel in Hawaii seit 2021 verboten.
Mineralische Filter, zum Beispiel Titanoxid und Zinkoxid, wirken auf der Hautoberfläche. Sie reflektieren, streuen und absorbieren die UV-Strahlung. Mineralische Filter sind ohne Einwirkzeit sofort wirksam. Sie sind besser verträglich und lösen weniger häufig Allergien aus. Zudem sind sie umweltschonender als chemische Filter. Der Nachteil ist, dass sie sich teilweise schlechter verteilen lassen oder ein weisser Film zurückbleibt. Zudem kommen sie bei Lichtschutzfaktoren über 30 meistens an ihre Grenzen.
Chemische Filter dringen in die oberste Hautschicht ein und absorbieren die Sonnenstrahlung und wandeln sie in Wärmestrahlung um. Sie können Allergien auslösen, diese sind jedoch insgesamt selten. Die derzeit zugelassenen Filter gelten als medizinisch sicher.
In Sonnenschutzmitteln werden oftmals chemische und mineralische Filter kombiniert, um einen möglichst wirkungsvollen Schutz zu gewährleisten. In Naturkosmetik hingegen sind meist nur mineralische Filter enthalten. Klar deklariert ist dies jedoch meistens nicht. Wer wissen möchte, welche Filter verwendet werden, muss die Liste der Inhaltsstoffe überprüfen.
Achte beim Auftragen von Sonnencreme auf die folgenden Punkte für optimalen Schutz:
Babys, die jünger als ein Jahr sind, sollten immer vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt werden. Ihr Eigenschutz hat sich noch nicht entwickelt. Ein Sonnenschirm reicht dafür jedoch nicht aus. Neben Sonnenschutzkleidung gibt es auch spezielle Sonnenschutzmittel für Kleinkinder – zum Beispiel auf Mikropigment-Basis.
Spezielle Sonnenschutzkleidung ist sinnvoll für Kinder, Menschen mit sonnenempfindlicher Haut und auch alle anderen, die länger der Sonne ausgesetzt sind. Die Kleidung sollte nicht zu eng sitzen, der Kragen sollte gut schliessen. Sonnenschutzkleidung die das Label «UV-Standard 801» tragen, haben die strengste Prüfung bestanden.
Weichspüler, Chlor, Meerwasser und das Trocknen an der Sonne strapazieren die Materialien. Spätestens nach 5 Jahren sollte man die Sonnenschutzkleider ersetzen. Ist das Material ausgeleiert oder durchsichtig geworden, schon früher.
Auch die Kopfhaut kann von einem Sonnenbrand betroffen sein. Gerade der Scheitel oder eine Glatze sind prädestiniert dafür. Ein Sonnenhut oder Tuch kann Abhilfe schaffen. Am besten schützen UVP-Hüte, die den «UV-Standard 801» erfüllen.
«Man sollte darauf achten, dass der Sonnenhut nicht nur den Kopf, sondern auch gleich die Ohren und den Nacken schützt», ergänzt die Dermatologin.
Gewisse Sonnenschutzmittel haben ein Verfallsdatum, auf anderen Produkten ist angegeben, wie viele Monate nach dem Öffnen sie noch verwendet werden sollten. Achte zudem darauf, die Sonnencreme nicht direkt in der Sonne liegen zu lassen.
Schatten schützt nicht vor UV-Strahlen. Es gibt zwar Sonnenschirme mit einem «Ultraviolet Protection Factor» (UPF) von 50, die vor der Sonnenstrahlung von oben schützen. Sonnenstrahlen können aber auch durch Wasser, Sand oder Gebäude reflektiert werden. Deshalb kannst du zum Beispiel auch unter dem Sonnenschirm einen Sonnenbrand bekommen.
Und auch Wolken bedeuten nicht, dass keine UV-Strahlung durchkommt. Sie schwächen diese zwar ab, doch auch eine dicke Wolkendecke kann die Strahlenintensität nur um 30 bis 70 Prozent reduzieren.
Ja, das Wasser reflektiert die UV-Strahlen, wodurch ihre Intensität gar erhöht werden kann. Zudem kann die Strahlung durch das Wasser dringen. Deshalb ist auch auf oder im Wasser Vorsicht geboten.
Der Lichtschutzfaktor in der Tagescreme soll vor allem vor der Hautalterung schützen, nicht vor einem Sonnenbrand. Auch wenn viele Tagescremes mittlerweile auch einen UVA-Filter enthalten, solltest du dein Gesicht bei längeren Aufenthalten im Freien trotzdem besser mit einer Sonnencreme schützen.
Gut zu wissen: Solltest du trotz Sonnencreme noch ein Serum verwenden, trägst du dieses zuerst auf. Und Vorsicht gilt bei Vitamin A-haltigen Nachtcremes, zum Beispiel Anti-Age-Produkten: Die Haut kann am Tag danach empfindlicher auf die Sonnenstrahlen reagieren.
Ja, tatsächlich schützt farbige Kleidung besser als weisse. Sie lässt deutlich weniger UV- Strahlen durch. Zudem haben zum Beispiel Kleidungsstücke aus Polyester eine bessere Schutzwirkung als solche aus Baumwolle, da ihre Fäden dichter gewoben sind.
Nein. Jede Bräunung der Haut ist ein Zeichen dafür, dass sie sich schützen will. «Es gibt keine gesunde Bräune und jeder Sonnenbrand ist einer zu viel» meint auch die Dermatologin Dr. med. Brigitte Kalbacher.