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Gesünder leben?

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Adipositas: keine Wahl des Lebensstils, sondern eine Krankheit

Bereits 1997 wurde Adipositas von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) offiziell als Krankheit anerkannt. Weshalb kam es zu diesem Schritt und was bedeutet er für Betroffene und die Gesellschaft?

Adipositas zählt zu den grössten globalen Gesundheitsherausforderungen des 21. Jahrhunderts. Im Erwachsenenalter stellt sie einen bedeutenden Risikofaktor für viele häufige Ursachen von gesundheitlichen Problemen dar. Dazu gehören beispielsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen, verschiedene Krebsarten, Diabetes und Arthrose. Die Verbreitung von Übergewicht und Adipositas nimmt sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen weiterhin zu. Besonders stark ist der Anstieg in Ländern mit niedrigem bis mittlerem Einkommen. 

Die Definition von Adipositas

Die WHO definiert Übergewicht und Adipositas folgendermassen: abnormal or excessive fat accumulation that presents a risk to health. Heisst: eine atypische oder übermässige Ansammlung von Fett, die ein Gesundheitsrisiko darstellt.

Für die Bestimmung von Übergewicht und Adipositas wird der Body-Mass-Index (BMI) beigezogen. Er wird folgendermassen berechnet:

Gewicht in Kilogramm/Grösse in Metern im Quadrat

Bei einer Grösse von 1.70 m und einem Gewicht von 60 Kilogramm entspricht das beispielsweise einem BMI von 20,8.

Für Erwachsene gilt die folgende Abstufung:

  • BMI unter 18,5: Untergewicht
  • BMI zwischen 18,5 und 24,9: Normalgewicht
  • BMI zwischen 25 und 29,9: Übergewicht / Präadipositas
  • BMI ab 30: Adipositas
    • BMI zwischen 30 und 34,9: Adipositas Grad 1
    • BMI zwischen 35 und 39,9: Adipositas Grad 2
    • BMI über 40: Adipositas Grad 3 / Adipositas permagna

Bei Kindern unter 5 Jahren sowie Kindern und Jugendlichen zwischen 5 und 18 Jahren werden hingegen Wachstumsstandards resp. die Abweichung davon konsultiert, um Übergewicht und Adipositas zu bestimmen.

Die wissenschaftliche Perspektive von Adipositas

Aus wissenschaftlicher Perspektive wird Adipositas als komplexes Zusammenspiel biologischer, genetischer und umweltbedingter Faktoren betrachtet. Genetische Veranlagungen können sowohl die Fettverteilung als auch den Stoffwechsel beeinflussen, wodurch manche Menschen anfälliger für eine Gewichtszunahme sind. Gleichzeitig spielen Umweltfaktoren wie unausgewogene Ernährung, Bewegungsmangel und chronischer Stress ebenfalls eine Rolle bei der Entstehung von Adipositas. Darüber hinaus ist Adipositas eng mit zahlreichen Folgeerkrankungen verbunden. Dazu gehören zum Beispiel Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bestimmte Krebsarten. Diese Wechselwirkungen machen Adipositas zu einer ernstzunehmenden chronischen Krankheit, die multidisziplinäre Präventions- und Behandlungsansätze erfordert.

Die Rolle der WHO

Wann und warum hat die WHO Adipositas als Krankheit eingestuft?

1997 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Bericht « Obesity: Preventing and Managing the Global Epidemic» veröffentlicht, in dem Adipositas als globale Epidemie eingestuft wurde. Der Bericht hat unter anderem aufgezeigt, dass Adipositas nicht nur ein individuelles, sondern ein globales Gesundheitsproblem mit schwerwiegenden Folgeerkrankungen ist. Seither ist Adipositas von der WHO offiziell als eigenständige Krankheit anerkannt. Ziel dieser Einstufung war es, das Bewusstsein für die gesundheitlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen von Adipositas zu schärfen und Präventions- sowie Behandlungsmassnahmen voranzutreiben.
 

Wie unterstützt die WHO ihre Mitgliedsstaaten?

Die WHO unterstütz ihre Mitgliedsstaaten dabei, Massnahmen zur Senkung der Adipositas-Rate umzusetzen. Dazu gehört zum Beispiel auch das Thema Lebensmittelwerbung. Dabei geht es um einen Aktionsplan, der Kinder vor Werbung für ungesunde Lebensmittel mit hohem Fett-, Zucker- und Salzgehalt schützen soll. Zudem unterstützen sie die Regierungen auf ihrem Weg vom «Krankheitssystem» zu einem «Gesundheitssystem». Dabei sollen gesundheitsfördernde Umgebungen geschaffen und die Individuen stärker in den Fokus gerückt und begleitet werden.

In den betroffenen Ländern wurden bereits viele Massnahmen ergriffen. Auch wenn die meisten Länder noch weit davon entfernt sind, die Gesundheitsziele für 2025 zu erreichen, konnten in einzelnen Ländern zumindest erste Erfolge verzeichnet und die Adipositas-Rate bei Kindern beispielsweise stabilisiert werden.

Warum die Anerkennung von Adipositas als Krankheit wichtig ist

Die Anerkennung von Adipositas als Krankheit ist ein wichtiger Schritt, um die gesundheitlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen dieser Epidemie gezielt anzugehen. Sie ermöglicht Betroffenen den Zugang zu medizinischen Behandlungen und präventiven Massnahmen, die von Krankenkassen unterstützt werden. Zudem trägt sie dazu bei, die Stigmatisierung zu reduzieren, indem Adipositas als bedeutendes, ernstzunehmendes Problem anerkannt wird.

Gleichzeitig gibt es jedoch Herausforderungen: Die steigenden Kosten für das Gesundheitssystem können eine Belastung darstellen, und in der Gesellschaft fehlt oft noch das Verständnis dafür, dass Adipositas nicht allein durch individuelle Entscheidungen, sondern durch eine Vielzahl von – teilweise nicht beeinflussbaren – Faktoren wie Genetik, Biologie, Umwelt und Lebensstil beeinflusst wird. Eine umfassende Aufklärung und die Förderung von Massnahmen zur Prävention sind daher besonders wichtig, um diese Hürden zu überwinden.

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von Lara Brunner,

veröffentlicht am 17.11.2025


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