Erste Anzeichen einer Demenzerkrankung können seltsames Verhalten und beginnende Verwahrlosung sein. Wie Betroffene und Angehörige mit der Diagnose Alzheimer umgehen können und was Loriot damit zu tun hat.
Eine Demenz erkennt man immer später, als sie begonnen hat. Rückblickend erinnern sich Angehörige an seltsame Situationen, die schon früh auf die Krankheit hingedeutet haben. Im Alltag fallen Betroffene dadurch auf, dass sie sich plötzlich nicht mehr an die Regeln des sozialen Zusammenlebens halten. Es kann sein, dass jemand, der stets zuverlässig den Tisch gedeckt und abgeräumt hat, dies plötzlich nicht mehr tut. Auch die Selbstvernachlässigung ist ein Hinweis: das Hemd hat einen Fleck, die Hose ein Loch ... Es gibt öfters Streit, weil sich der Erkrankte nicht mehr an die Regeln hält. Kurz: Die Demenz beginnt für Aussenstehende häufig mit einem sozial gestörten Verhalten des Kranken.
Mit riesiger Verunsicherung – der Erkrankte weiss, dass etwas mit ihm nicht stimmt, hat aber keine Ahnung, was es sein könnte. Er kann seinen Zustand nicht einordnen. Solange niemand sagt, dass es eine Demenz sein könnte, verdrängt er diese Möglichkeit. Es gibt sie dann einfach nicht.
Nachdem die Diagnose Demenz gestellt worden ist und bis er sie akzeptieren kann – was oft lange nicht gelingt. Dann malt sich der Demenzerkrankte aus, wie es sein wird, wenn er die Kontrolle verlieren wird über sich selbst. Das ist die schlimmste Zeit. Sie kann Jahre dauern. Dazu kommt jedes Mal ein Panikschub, wenn er merkt, dass er immer mehr vergisst. Es gibt auch Patienten, die sagen, ich regle jetzt alles, danach lasse ich es auf mich zukommen. Manche melden sich bei Exit an. Solange sie noch bewusst handeln können, ist Exit nicht nötig. Ein gut kontrolliertes Leben ist ja immer noch möglich. Wenn Demenzerkrankte dann den Kontrollmechanismus verloren haben, ist es für Exit zu spät.
Sehr individuell. Manche werden wütend, andere geniessen das Leben erst recht, wieder andere ziehen sich zurück.
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Oft weisen sie den Kranken – ohne es zu merken – dauernd auf sein Defizit hin, etwa durch häufige Fragen wie: «Wer bin ich?» «Wie alt bist du?» «Warum willst du nicht an dem Platz im Zug sitzen, wo du bis anhin immer gesessen bist?» Diese Fragen erinnern den Erkrankten jedes Mal daran, dass er nicht mehr richtig im Kopf ist.
Sie sollten versuchen zu unterscheiden, was das Bedürfnis des Kranken ist, und was ihre eigenen Bedürfnisse sind. Vielleicht haben Arbeit oder Hobbys den Stellenwert für den Erkrankten verloren. Dann sind Bemerkungen wie: «Du bist doch immer so gern in den Garten gegangen» kontraproduktiv. Häufig antworten Demenzerkrankte, wenn ich sie frage, was sie tun wollen: «Ich mache Pause». Sagt das ein Kranker, herrscht Alarmstimmung. Gesunde aber fliegen meilenweit, um in einem Retreat in Asien genau das zu lernen – das Nichtstun. Loriot bringt diese Diskrepanz der Bedürfnisse in seinem Sketch: «Ich will hier nur sitzen» herrlich auf den Punkt.
Er macht verschiedene Abklärungen. Das sind ganz unterschiedliche Untersuchungen, die treffsicher die Diagnose Demenz liefern. Diese Diagnose möglichst früh zu hören und zu begreifen ist wichtig für Betroffene und Angehörige. Nur dann lässt sich die Zukunft planen und nur dann kann die Familie ins System integriert werden.