Wo Coronaviren überall zu finden sind, wie lange sie sich auf Kleidung und Masken halten und wie man sich am besten schützt.
Dieser Artikel gibt den Stand der Erkenntnisse vom August 2021 wieder.
Das hängt vom Material ab, von den Temperaturen und von der Luftfeuchtigkeit. Trocknen die Viren beispielsweise auf einem Metallplättchen, sinkt ihre Anzahl innerhalb von einer Stunde auf weniger als ein Hundertstel der ursprünglichen Menge. Trotzdem konnten Forscher dort noch nach über einer Woche ansteckende Virenpartikel finden. In einem anderen Experiment waren auf Kupfer bereits nach vier Stunden keine aktiven Viren mehr zu finden, auf Pappkarton erst nach 24 Stunden. Am längsten, nämlich bis zu drei Tage lang, überlebten die neuen Coronaviren (Sars-CoV-2) auf rostfreiem Stahl und Plastik, wenn die Bedingungen günstig waren.
Aber: Das sind die Ergebnisse von Laborversuchen. Erstens setzen im realen Leben viele Umwelteinflüsse den Viren zu. Dazu zählt zum Beispiel austrocknende Hitze. Zweitens braucht es eine ausreichend grosse Virenmenge für eine Ansteckung. Drittens müssen sie erst von einem ansteckenden Menschen auf eine Oberfläche gelangen und von dort irgendwie in die Atemwege eines anderen. Und viertens sind die Coronaviren durch Hände waschen und geeignete Putz- oder Desinfektionsmittel für Oberflächen leicht zu beseitigen. Fazit: Solange niemand krank ist, genügt es, diejenigen Oberflächen mit Reinigungsmittel abzuwischen, die dauernd von vielen Menschen berührt werden.
Weitere Quellen: «NEJM»
Solange niemand im Haushalt infiziert ist, werden auch keine Coronaviren auffindbar sein. In Spitälern, in denen Covid-Kranke lagen, haben Hygienefachleute nach Virenteilchen gesucht. Sie fanden sie unter anderem auf Computermäusen, Türgriffen, Abfalleimern, Handläufen und Schuhsohlen. Vermutlich über die Schuhe schafften es diese Viren sogar bis in entfernte Räume. Was die Forscher aber nicht wissen ist, wie lange die Erreger dort noch ansteckend waren. Im Allgemeinen tummeln sich auf allen Gegenständen, die häufig mit Fingern berührt werden, eine Vielzahl von Mikroben, zum Beispiel auf Liftknöpfen oder den Tasten von Bezahlterminals für Scheckkarten.
Es gibt ein Merkblatt zu diesem Thema vom Robert Koch Institut. Grundsätzlich gilt, alles, was der Patient regelmässig berührt, sollte auch regelmässig desinfiziert werden.
Bei Gesundheitspersonal, das Covid-Kranke versorgte, wurden Virenteilchen an den Kleidungsärmeln gefunden. Es ist aber ungewiss, ob diese Viren noch ansteckend oder bereits «ausgetrocknet» waren. Chinesische Wissenschaftler konnten in einem Experiment ab dem zweiten Tag keine Coronaviren mehr auf Stoff entdecken (das galt aber nicht für chirurgische Masken, dort hafteten unter Umständen sogar nach sieben Tagen noch ansteckungsfähige Viren auf der Aussenseite). Die mit Sars-CoV-2 verwandten Sars-Viren blieben auf Baumwollgewebe bis zu zwei Tage lang ansteckend – aber nur, wenn es mit sehr vielen Viren «verseucht» war. Gerieten nur wenige Viren darauf, waren diese innert einer Stunde nicht mehr ansteckend. Wäsche von Erkrankten sollte man möglichst wenig berühren und nicht ausschütteln, sondern direkt in die Waschmaschine stecken oder in einem Beutel sammeln.
Nein, denn die neuen Coronaviren können die Haut nicht durchdringen. Entscheidend ist, ob die Viren an Mund, Nase oder Augen gelangen. Das kann mit Handschuhen ebenso passieren wie mit der blossen Hand, wenn man sich ins Gesicht fasst (oder mit Handschuhen oder ungewaschenen Händen zum Beispiel ein Sandwich isst). Zudem sind die Viren auf Plastik länger ansteckungsfähig als auf der Haut. Wer permanent Plastikhandschuhe trägt, tut überdies seiner Haut nichts Gutes.
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Austrocknung vertragen diese Viren schlecht. Bei einem Säurewert (pH-Wert) von unter drei gehen sie ebenfalls kaputt. Im nüchternen Magen hätten sie also kaum eine Chance, denn Magensaft hat einen tieferen pH-Wert. Auch UV-Licht zerstört diese Viren. Was die Temperaturen betrifft, sind die Forschungsergebnisse uneinheitlich. Die nah verwandten Sars-Viren waren in einem Experiment bei 56 Grad Celsius nach etwa 15 Minuten inaktiviert. Zur Sterilisation werden nun aber höhere Temperaturen und eine längere Zeitdauer empfohlen.
Quellen: «Journal of Infection», «mSphere»
In Asien gab es immer wieder Corona-Ausbrüche auf Fischmärkten. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die neuen Coronaviren bei einer Temperatur von vier Grad Celsius mehr als eine Woche lang aktiv bleiben können, zum Beispiel auf gekühltem Lachs.
Bis jetzt ist aber nicht bekannt, dass sich jemand über Lebensmittel angesteckt hat. Theoretisch wäre es zwar denkbar, Beispiel Rinder-Coronaviren etwa können auf Salat im Kühlschrank mindestens 14 Tage lang ansteckend sein können. Rinder-Coronaviren sind verwandt mit den neuen Coronaviren beim Menschen. «Aber unser Salat kommt nicht mit virenhaltigen Fäkalien oder Speichel in Kontakt, zudem wird er vor dem Verzehr gewaschen. Essig und Zitronensaft im Dressing setzen etwaigen Coronaviren zu und spätestens im sauren Magensaft würden sie zerstört», sagt Alfred Metzler, ehemaliger Professor für Veterinärvirologie in Zürich. Er rät zu den Massnahmen, die auch sonst gelten: Waschen, Schälen, Kochen – oder verzichten. Und natürlich die Hände vor der Zubereitung und vor dem Essen waschen. Wer das beherzigt, wird sich über diese Nahrungsmittel nicht anstecken.
Nein. Es gibt zwar Virenarten und andere Erreger, die von bestimmten Mücken oder Zecken übertragen werden können. Die neuen Coronaviren zählen aber nicht dazu.
Katzen, Hunde, Hamster, Frettchen, Nerze, Affen, Löwen und Grosskatzen wie zum Beispiel Tiger sind schon mit den neuen Coronaviren angesteckt worden. Mit einer sehr hohen Virusdosis haben Forscher in einem Experiment auch einige Ferkel infizieren können, nur bei einem Ferkel fanden sie aber ansteckungsfähige Viren. Kaninchen scheinen ebenfalls empfänglich zu sein, Hühner und Enten dagegen nicht. Auch untereinander können zumindest Katzen und Frettchen die neuen Coronaviren weitergeben und sich gegenseitig anstecken. Veterinäre fanden Spuren der Viren auch im Kot einer Katze. Ob diese aber wirklich ansteckend waren, ist fraglich.
Bisher haben sich jedenfalls keine Tierhalter bei ihren Vierbeinern angesteckt. Theoretisch könnte es dazu kommen, wenn eine kranke Person zum Beispiel in die Hand hustet, dann das Haustier streichelt, danach eine gesunde Person das Tier berührt und diese Viren in den Mund oder die Atemwege gelangen. Wie lange solche Viren im Fell ansteckend wären, ist unbekannt. Sie würden beim Shampoonieren des Tiers inaktiviert, beruhigen Experten der Universität Wien.
Die auf Tiere spezialisierten Typen von Coronaviren, an denen Katzen, Hunde, Pferde, Kälber oder Schweine erkranken können, sind keine Gefahr für den Menschen. «Theoretisch wäre es denkbar, dass es zur Bildung eines neuartigen Virus kommen könnte, wenn sich ein Tier gleichzeitig mit verschiedenen Arten von Coronaviren infiziert», sagt Alfred Metzler. Das Bundesamt für Gesundheit empfiehlt den Kontakt mit Tieren zu vermeiden, wenn man an Covid-19 erkrankt ist. Auch die US-Gesundheitsbehörde «CDC» rät zum «social distancing» mit Haustieren und – wenn das nicht geht – zum Mundschutz.
Wohl kaum, wenn er einen nicht in dem Moment anhustet, niest oder anschreit. Beim Atmen stösst ein Mensch schätzungsweise 50 bis 5'000 Tröpfchen aus, beim Husten etwa 3’000 und beim Niesen 30’000. Ist eine Person ansteckend, enthalten diese Tröpfchen Viren. Bei einem Hustenstoss können so 200 Millionen Viren in die Umgebung geschleudert werden, rechnet der US-Biologieprofessor Erin Bromage in seinem Blog vor.
Grössere Tröpfchen, die mehr Viren enthalten, fallen aber rasch zu Boden. Als Faustregel gilt: Je grösser der Abstand von Kopf zu Kopf und je kürzer die Zeit, die man miteinander verbringt, umso kleiner ist das Risiko, sich anzustecken. Denn für eine Infektion braucht es eine gewisse Menge an Viren – allerdings ist noch nicht bekannt, wie viele.
Im Speichel sind die neuen Coronaviren bei Erkrankten regelmässig zu finden und auch infektiös. Im Stuhlgang finden Forscher bei Erkrankten und Genesenen häufig Spuren der Viren, im Urin bisher kaum. Bisher scheint sich auch kein Mensch über diese Wege angesteckt zu haben. Ob die Viren beim Sex übertragen werden können, ist ebenfalls fraglich. Chinesische Ärzte fanden bei sechs von 38 untersuchten Männern Virenspuren im Sperma, aber es ist nicht klar, ob diese Viren ansteckend waren. Bei schwer kranken Menschen wurden die neuen Coronaviren auch im Blut gefunden.
Spricht, atmet oder singt ein ansteckender Mensch, können virenhaltige Aerosole entstehen, die womöglich mehrere Stunden lang in der Luft verbleiben. Beim Joggen oder Gehen werden diese Aerosole jedoch durch den entstehenden Luftzug in der Regel an einem vorbeigezogen, schreibt die New York Times im Interview mit einem Virologen. In einer kleinen Studie mit Grippekranken gab jeder Dritte beim Atmen Viren in die Umgebungsluft ab. Stündlich waren es zwischen 190 und 1’200 – allerdings waren nicht alle davon auch infektiös.
Bei Sars-CoV-2 sind sich die Wissenschaftler noch uneins, welchen Stellenwert die Aerosole bei den Ansteckungen haben. Es kam vor, dass sich Menschen im Bus, in einem Büro, einem Restaurant oder bei einer Feier mit Sars-CoV-2 angesteckt haben, mutmasslich über Aerosole. Sicherheitshalber solle man auch den WC-Deckel vor dem Spülen schliessen, raten chinesische Spezialisten. Denn beim Spülen entstehen ebenfalls Aerosole. Etwaige Coronaviren, die möglicherweise mit dem Kot ausgeschieden werden, könnten dabei hochgewirbelt werden.
Quellen: «Science»
Eine Rolle kann dabei zum Beispiel spielen, wie viele Viren eine Person «abbekommt» und wie viele «Eintrittspforten» die Viren im Körper finden. Sie wählen dafür ganz bestimmte Stellen auf den Zellen. Diese sogenannten ACE2-Rezeptoren kommen zum Beispiel im Rachen vor, in der Lunge und im Darm. Kinder besitzen weniger von diesen Viren-Eintrittspforten, ältere Menschen mehr. Das trägt zum Krankheitsverlauf bei, ebenso wie die ererbten Gene, Vorerkrankungen und noch weitere, unbekannte Faktoren.
Quellen (grossteils auf Englisch): NEJM, The Lancet, Jama Network Open, Clinical Infectious Diseases, WHO, Int J Environ Res Public Health, World Journal of Clinical Cases, Robert Koch Institut, Journal of Hospital Infection, Emerging Infectious Diseases, Medrxiv, CDC, PLoS One, Food Microbiology, The Lancet Infectious Diseaes, Infection Control & Hospital Epidemiology, Primary Care, Nature, The New York Times, Universität Wien, Jama, Science, Science