Immer mehr Füchse suchen in Städten und Agglomerationen nach Nahrung und verbreiten so den Fuchsbandwurm. Grund zu Panik besteht laut Experten nicht, Vorsicht ist aber geboten. Denn unbehandelt führt die Erkrankung zum Tod.
Kaum zurück aus den Ferien in Brasilien, plagen Markus Uebelhart plötzlich Durchfall, Bauchschmerzen und eine Gelbsucht. Die Kilos purzeln. Die Ärzte untersuchen ihn auf zahlreiche Krankheiten, darunter Hepatitis und Bauchspeicheldrüsen-Krebs. Nach zahllosen Blutabnahmen für Dutzende von Untersuchungen, wird er noch auf den Fuchsbandwurm getestet. Die Ärzte landen damit einen Volltreffer.
Nach der Diagnose ist Markus Uebelhart erleichtert: «Zum Glück nur ein Wurm, der lässt sich gut behandeln». Er irrt sich gewaltig. Für den Rest seines Lebens muss Markus Uebelhart täglich Medikamente nehmen, um die Ausbreitung der Larven des Fuchsbandwurmes auf seiner Leber einzudämmen. Unbehandelt führt der Parasitenbefall – im Fachjargon Alveoläre Echinococcose genannt – innerhalb von 10 Jahren zum Tod. Bei Markus Uebelhart ist die Erkrankung fortgeschritten. Wird sie früh erkannt, lässt sie sich durch eine OP an der Leber beheben.
«Die Symptome der Erkrankung sind unspezifisch, deshalb steht der Verdacht auf den Fuchsbandwurm bei den oben geschilderten Symptomen nicht im Vordergrund. Ausserdem ist die Krankheit selten», sagt Bruno Gottstein, Professor und Leiter des Institutes für Parasitologe an der Uni Bern. Er gehört einem Experteam der Universitäten Bern und Zürich an, das den gefährlichen Parasiten erforscht.
Momentan gibt es in der Schweiz 600 erkrankte Menschen. Pro Jahr kommen laut Schätzungen des Expertenteams zwischen 30 und 60 Patienten dazu. Das sind zweieinhalb Mal so viele wie im Jahr 2000. «Eine massive Zunahme», sagt Gottstein.
Einer der Gründe dafür sind Füchse, die sich zunehmend in dicht besiedeltem Gebiet aufhalten. In der Schweiz sind 40 bis 60 Prozent vom Parasiten befallen. Rund 40 000 bis 60 000 infizierte Füchse streifen durch die Schweiz. 400 bis 600 dürften es alleine im Gebiet der Stadt Zürich sein. Auch 1800 Hunde in der Schweiz sind Träger des gefährlichen Wurmes. (Fortsetzung weiter unten…)
Mit dem Kot scheiden infizierte Füchse und Hunde die Eier des Fuchsbandwurmes aus. Sie selber erkranken nicht, sondern sind Wirte der Würmer. Die Eier können Mensch und Tier oft über Monate anstecken. Aus den Eiern werden Larven, die sich in der Leber einnisten und diese zerstören.
Bei gesunden Menschen bricht die Erkrankung 10 bis 15 Jahre nach der Ansteckung aus. Im Durchschnitt sind die Erkrankten 54 Jahre alt.
Den 52-jährigen Markus Uebelhart lässt das Ganze nicht in Ruhe. Er geht davon aus, dass zahlreiche Menschen erkrankt sind, ohne es zu wissen. Er befürchtet, dass eine regelrechte Epidemie auf uns zurollen wird. Was sagen die Experten?
Die Parasitologen schätzen, dass die Anzahl der Neuerkrankungen stabil bleiben wird. Einerseits weil der Fuchsbestand nicht weiter wachsen wird, andererseits weil die Krankheit selten ausbricht.
Bruno Gottstein: «Nur bei einem von 100 angesteckten Menschen bricht die Krankheit aus». Das zeigten neue Untersuchungen. Warum das so ist, wissen die Wissenschaftler noch nicht. Häufig betroffen seien Menschen mit geschwächtem Immunsystem. «Es besteht kein Grund zur Panik. Vorsichtsmassnahmen im Alltag sind aber angebracht».
Markus Uebelhart weiss nicht, wo er sich angesteckt hat. Gewiss ist hingegen: Bis an sein Lebensende wird er monatlich einen Sack voll Pillen schlucken müssen. (Fortsetzung weiter unten…)
Die Eier des Fuchsbandwurmes befinden sich im Kot von Füchsen, aber auch von Hunden. Via Kot landen die Eier auf dem Waldboden, auf Wiesen, in Gärten, auf Gemüseäckern, in Sandhaufen und auf öffentlichen Plätzen. Fuchskot hat einen Durchmesser von 1–2 cm und eine Länge von 8–10 cm. Die Spitze des Kegels ist gedreht. Meist ist er bläulich bis schwarz. Quellen für eine Infektion sind auch Felle von befallenen Tieren. Tipps für den Schutz: