Es begann mit Durchfall, Bauchweh und Gelbsucht, die Markus Uebelhart plötzlich heimsuchten. Gefühlte 60 Ampullen Blut wurden ihm abgezapft, bis die Diagnose feststand: Fuchsbandwurm. Er ist selten, doch heimtückisch. Unbehandelt führt er zum Tod. Markus Uebelhart erzählt. Experten erklären.
«Ich habe nicht ansatzweise gewusst, dass ich den Fuchsbandwurm hatte. Begonnen hat alles nach meinem Aufenthalt in Brasilien. Plötzlich hatte ich Durchfall, Bauchschmerzen und Gelbsucht. Ausserdem nahm ich innert Kürze von 81 auf 76 Kilogramm ab. Ich vermutete, dass es Hepatitis sein könnte, obwohl ich dagegen geimpft bin. Medizinische Untersuchungen zeigten, dass dies nicht der Fall sein kann. Danach kam der Verdacht auf Bauchspeicheldrüsenkrebs auf.
Für diese und weitere Abklärungen durchlief ich zahlreiche Untersuchungen wie MRI, PET CT und Ultraschall. Insgesamt wurden mir wohl gefühlte 60 Ampullen Blut abgezapft. Während gut 4 Wochen musste ich immer wieder ins Spital für weitere Untersuchungen. Ganz zum Schluss wurde mein Blut noch auf den Fuchsbandwurm getestet. Als sich dieser Verdacht bestätigte, dachte ich: Zum Glück nur ein Wurm, das lässt sich sicher easy behandeln. Dem war nicht so. Die Erkankung am Fuchsbandwurm ist selten, aber gefährlich.
Die Larven setzen sich in der Leber fest und führen unbehandelt zum Tod. Meine behandelnde Ärztin sagte mir, dass bei Früherkennung der befallene Teil der Leber operativ entfernt werden könne. Wenn die Leber bereits stark befallen sei, müsse auf eine OP verzichtet werden, da die Gefahr zu gross sei, die Larven im ganzen Körper zu verteilen. Bei mir war eine OP nicht mehr möglich. Ich muss nun lebenslang alle 12 Stunden eine Tablette gegen die weitere Verbreitung des Fuchsbandwurmes nehmen.
Die Krankheit hat auch Auswirkungen auf die Ernährung: Um meine Leber zu schonen, nehme ich möglichst wenig Alkohol zu mir und auch bei fettigen Lebensmitteln bin ich vorsichtig. Je nach Nahrung kann es sein, dass sich mein Bauch aufbläht und ich Bauchschmerzen bekomme. Die Tablette nehme ich aber immer mit etwas Fett (z.B. Butter) ein, damit sie besser wirkt. Die Tablette repariert die Leber nicht, verhindert aber immerhin die Ausbreitung des Befalls. Die Pillen erhalte ich einzeln verpackt, jede mit Beipackzettel. Normalerweise werden sie für die Behandlung von anderen Krankheiten eingesetzt, in einer ganz kleinen Dosierung, deshalb ist das so. Ich marschiere nun also jeden Monat mit einer Tüte voller Pillen aus der Apotheke. Kostenpunkt: Fast 900 Franken pro Monat. (Lesen Sie unten weiter...)
Ich las mich ins Thema ein. Bei rund 20 bis 30 Menschen pro Jahr bricht die Krankheit in der Schweiz aus. Das ist nicht viel, aber doch eine Verdoppelung seit dem Jahr 2000. Da es 10 bis 15 Jahre dauert, bis die Krankheit ausbricht, war ich alarmiert. Werden die Erkrankungen weiter zunehmen? Droht eine Epidemie? Ich stelle meine Daten der Forschung zur Verfügung, da ich es wichtig finde, mehr über den Fuchsbandwurm zu erfahren.
Ich habe keine Ahnung, wo ich den Fuchsbandwurm aufgelesen habe. Man hat mir erklärt, dass ich den Bandwurm allenfalls von Pilzen, Bärlauch, Beeren oder Salat aufgelesen habe, falls diese Lebensmittel nicht richtig gewaschen waren. Da bei uns in der Schweiz an die 60 Prozent der Füchse Träger des Fuchsbandwurmes sind, fürchte ich, dass ein grosses Verbreitungspotenzial besteht. Ich nehme zum Glück ausser demjenigen gegen den Fuchsbandwurm keine Medikamente. Schockiert war ich trotzdem, als ich erfuhr, dass sich die Behandlung gegen den Fuchsbandwurm nicht mit allen Medikamenten verträgt. Wer etwa HIV-positiv ist und deshalb entsprechende Medikamente einnimmt, kann nicht gleichzeitig den Fuchsbandwurm medikamentös bekämpfen. Für HIV-Positive ist die Diagnose deshalb allenfalls ein Todesurteil, falls keine OP mehr möglich ist.»