Erst wenige lassen sich gegen Gürtelrose impfen. Dabei könnte man damit viel Leiden verhindern. Prof. Dr. med. Stefan Kuster beantwortet die wichtigsten Fragen zur Gürtelrose-Impfung.
Gürtelrose ist eine sehr unangenehme Krankheit, die sich durch einen brennenden, schmerzenden Hautausschlag bemerkbar macht. Ein Ausbruch ist möglich, wenn man das Varicella-Zoster-Virus in sich trägt. Das ist bei fast allen Menschen der Fall, denn es handelt sich um dasselbe Virus, das in der Kindheit Windpocken verursacht. Nach der Genesung schlummert es im Körper weiter. Seit Kurzem kann man sich gegen beide Krankheiten schützen.
Ja: Seit 2017 steht in der Schweiz eine Impfung zur Verfügung. Vier Jahre später wurde der noch bessere Impfstoff namens Shingrix zugelassen. Er wird zweimal, im Abstand von zwei Monaten, über eine Injektion in den Oberarm verabreicht. Die Impfung wird in Arztpraxen oder Apotheken angeboten. Die Kosten werden von der Grundversicherung übernommen, jedoch nur wenn eine ärztliche Verordnung vorliegt. In den Apotheken gehen die Kosten zu Lasten der geimpften Person.
Die Impfung richtet sich generell an Menschen ab etwa 65 Jahren sowie an immungeschwächte Personen ab 50 Jahren. «Die Wirksamkeit ist sehr gut», sagt Stefan Kuster, Chefarzt der Infektiologie am Kantonsspital St. Gallen. Wie Studien an über 70-Jährigen zeigen, verhindere die Impfung bei 90 Prozent eine Erkrankung an Gürtelrose. Trotzdem würden sich erst wenige Menschen impfen lassen, bedauert der Arzt. «Möglicherweise hat dies mit mangelnder Bekanntheit zu tun oder mit der verbreiteten Impfskepsis», mutmasst er.
Es können Schmerzen an der Injektionsstelle auftreten und manchmal auch eine Rötung und Schwellung oder Juckreiz. Zudem kommt es nach der Impfung gelegentlich zu Müdigkeit, Fieber, Kopf- oder Muskelschmerzen sowie Magen-Darmbeschwerden. Die Nebenwirkungen zeigen sich in den ersten drei Tagen und sollten nicht länger als drei Tage anhalten. Schmerzen können mit einem Schmerzmittel bekämpft werden. «Die Angst vor Nebenwirkungen sollte niemanden von der Impfung abhalten», stellt Kuster klar. Die Erkrankung selbst ist weit schlimmer.
Wie lange der Schutz anhält, ist noch nicht bekannt, weil die Impfung erst wenige Jahre zur Verfügung steht. Bis jetzt habe man in der Schweiz noch keine Auffrischungsimpfungen verabreicht, sagt Stefan Kuster. Die Erfahrungen müssten erst zeigen, ob Menschen, bei denen die Impfung schon lange zurückliegt, wieder häufiger erkranken als solche, bei denen sie erst kürzlich erfolgte.
Mit der Impfung gegen Windpocken kann man verhindern, dass die auslösenden Varicella-Zoster-Viren überhaupt in den Körper gelangen. Seit Anfang 2023 gehört die Immunisierung in den regulären Impfplan für Babys. Sie wird zwischen neun und zwölf Monaten mit zwei Dosen verabreicht, zusammen mit den Impfstoffen gegen Masern, Mumps und Röteln. Die Impfung wird auch Menschen empfohlen, die jünger als 40 Jahre alt sind und noch nie an Windpocken erkrankt sind. «Es ist zu erwarten, dass auch Gürtelrose wegen der Impfung der Säuglinge in einigen Jahrzehnten immer seltener auftritt», sagt Infektiologe Kuster. Erfüllt sich seine Hoffnung, dürfte sich dann auch die Impfung gegen Gürtelrose erübrigen.