Alle reden von der Coronaimpfung. Doch auch vor anderen Krankheiten muss man sich schützen. Welche Impfungen sind dringend nötig, und was kann man tun, wenn man sein Impfbüchlein verloren hat?
Das Bundesamt für Gesundheit empfiehlt ein ganzes Arsenal von Impfungen. Nur schon Babys und Kinder sollten vor zehn Krankheiten geschützt werden: Diphtherie, Starrkrampf, Keuchhusten, Kinderlähmung, Hirnhautentzündung, Hepatitis B, Pneumokokken, Masern, Mumps und Röteln. In der Jugend kommen dann Impfungen gegen das HPV-Virus, Meningokokken sowie Windpocken hinzu, falls man diese Krankheit nicht schon als Kind überstanden hat. Als Erwachsener sollte man die Impfungen gegen Starrkrampf und Diphtherie regelmässig auffrischen lassen, ebenso gegen Keuchhusten, wenn man engen Kontakt zu Säuglingen hat.
«Ja, unbedingt», sagt Christoph Aebi, Chefarzt für Infektiologie an der Berner Universitätsklinik für Kinderheilkunde. «Es geht hier um gefährliche Krankheiten; sie können bleibende Schäden hinterlassen oder sogar zum Tod führen.» Als Beispiel nennt er die Diphtherie, die bis Ende der 1940er-Jahre in der Schweiz ganze Familien dahinraffte. Ein Grossvater des Arztes hat durch diese Seuche vier Geschwister verloren. «Der Erreger der Diphtherie ist nicht ausgerottet», so Aebi. «Würden wir nicht auf breiter Front dagegen impfen, käme es wieder zu Ausbrüchen, wie sich das in den 90er Jahren in der ehemaligen Sowjetunion gezeigt hat.»
«Die Vorsorge gegen die Hirnentzündung nach Zeckenstichen (FSME) zum Beispiel gehört zwar nicht zu den Basisimpfungen, ist aber auch wichtig», erklärt Aebi. «Doch zu wenige Leute denken daran.» Im vergangenen Jahr gab es rund 450 Fälle, so viele wie nie zuvor. Viele Menschen gingen als Ausgleich zur Homeoffice-Arbeit in den Wald, darum kam es häufiger zu Zeckenbissen.
Im hellblauen Büchlein sind die Daten der Impfungen, die Namen der Impfstoffe und die Chargennummern verzeichnet, ausserdem unterschreibt jeweils eine medizinische Fachperson.
Ein neues Impfbüchlein gibt’s gratis in Arztpraxen und Apotheken. Die bisherigen Impfungen stehen im Patientendossier des Kinder- oder Hausarztes. Falls diese Einträge aber lückenhaft sind, kann man Impfungen bestenfalls mit aufwendigen Antikörpertests nachweisen, was zudem unzuverlässig ist. «Die Schweiz braucht darum dringend eine digitale Alternative zum Impfbüchlein», findet Martin Denz, Facharzt für Allgemeine Medizin, Innere Medizin und Psychiatrie bei Medbase Winterthur. Mit der Plattform Meineimpfungen.ch gab es bis vor Kurzem ein solches Angebot. Das Projekt einer privaten Stiftung wies jedoch gravierende Sicherheitslücken beim Datenschutz auf und wurde eingestellt.
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Das gelbe ist das internationale Impfbüchlein. Diesen Ausweis benötigt man, wenn ein Land vor der Einreise den Nachweis einer bestimmten Impfung verlangt. Bisher wurden hier zum Beispiel vor Reisen in die Tropen Impfungen gegen Gelbfieber eingetragen.
«Ich finde das eine gute Lösung, solange das Schweizer Covid-Zertifikat noch nicht da ist», sagt Denz. «Mindestens Grenzübertritte und Reisen in die Nachbarländer der Schweiz sollten dank dem Impfnachweis im gelben Büchlein einfacher werden.»
Spätestens bis Ende Juni soll es erhältlich sein – voraussichtlich in Impf- und Testzentren, Spitälern, Arztpraxen und Apotheken. Man wird damit die Corona-Impfung, eine überstandene Erkrankung oder ein negatives Testergebnis belegen können. Laut dem Bundesamt für Gesundheit wird es ein Papier mit aufgedrucktem QR-Code sein. Wer ihn einscannt, kann eine App auf dem Handy speichern. Anschliessend lässt sich das Zertifikat wahlweise als Papier oder als App vorweisen – zusammen mit einem Personalausweis. Das Zertifikat ist mit der EU abgestimmt und soll Reisen innerhalb von Europa vereinfachen.