Ein Fussballer, der am Boden liegen bleibt oder ein Tennisspieler, der vom Platz humpelt. Ein Muskelfaserriss gehört zu den typischen Sportverletzungen und kommt vor allem bei sogenannten Stop-and-go-Sportarten häufig vor.
Muskelfaserrisse kann man sich bei jeder Sportart zuziehen. Der typische Unfallhergang sind ungenügendes Aufwärmen und ruckartige Bewegungen mit starkem Beschleunigen oder Abbremsen, zum Beispiel beim Tennis, beim Sprint oder bei Sprüngen. Auch zu hohe Muskelbelastungen können zu Muskelfaserrissen führen oder – bei Kontaktsportarten – die Einwirkung des Gegners. Schlafmangel und Überbelastung sind weitere Risikofaktoren.
Am häufigsten betroffen sind die Muskeln an der Wade, am Oberschenkel oder am Oberarm. Beim Muskelfaserriss schiesst der Schmerz ohne Vorwarnzeichen ein. An der gerissenen Stelle ist eine Delle spürbar. Ausserdem kann auch die Muskelkraft merklich nachlassen. Infolge der Verletzung kommt es zur Blutung in den Muskel und anschliessend zu einer lokalen Entzündung. Als Faustregel gilt: Je stärker die Schmerzen bei Bewegung und je eingeschränkter die Beweglichkeit, desto schwerwiegender ist die Verletzung.
Muskelfunktionstests, die Physiotherapeuten und Ärzte durchführen, helfen, die Diagnose zu sichern. Eine Ultraschalluntersuchung (in bestimmten Fällen auch ein MRI) kann das Ausmass zeigen. (Lesen Sie unten weiter...)
Gute Vorbereitung ist entscheidend. Dazu gehören richtiges und massvolles Training, Aufwärm- und Dehnübungen. Nach einer Verletzung – dazu zählt auch eine Muskelzerrung – ist es wichtig, Geduld zu haben und den Schaden erst ausheilen zu lassen.
Im Querschnitt erinnert ein Muskel an ein Kabel: Aussen die Umhüllung (Faszie), die den Muskel umgibt, innen die Faserbündel, die jeweils eine eigene Hülle besitzen. Jede Muskelfaser besteht aus Myofibrillen, die wiederum aus sogenannten Sarkomeren bestehen. Bei der Muskelzerrung werden «nur» die Sarkomere überdehnt. Sie heilt rascher aus als ein Muskelfaserriss. Noch gravierender ist der Bündelriss und beim Muskelabriss reisst der ganze Muskel.
Ein Muskelfaserriss verheilt normalerweise innerhalb von vier bis acht Wochen vollständig, wenn man folgende Regeln und die Trainingspause einhält:
Die sportliche Aktivität sofort beenden und nach dem PECH-Schema vorgehen.
Pause: Sportliche Aktivität abbrechen und die verletzte Extremität ruhigstellen.
Eis: Die verletzte Stelle zehn bis zwanzig Minuten mit einem kalten Umschlag oder einer Eispackung (nicht direkt auf die Haut legen, mit Tuch umwickeln) behandeln.
Compression: Für rund 20 Minuten einen Kompressions-/Druckverband anlegen, fünf Minuten lockern und wieder für etwa 20 Minuten anlegen.
Hochlagerung: Die Extremität sollte hochgelagert werden, damit weniger Blut ins verletzte Gewebe strömt.
Nach der akuten Phase können wieder sanfte Bewegungen durchgeführt werden, wenn dabei keine Schmerzen auftreten. Bei grösseren Muskelfaserrissen ist es sinnvoll, sich physiotherapeutisch anleiten zu lassen.
Operiert wird ein Muskelfaserriss nur in einer Minderheit der Fälle: Wenn er über ein Drittel des Muskelquerschnitts betrifft, wenn die Blutung zu stark ist oder wenn die Verletzung zu einem kompletten Funktionsausfall des Muskels führt.
An der Stelle des Muskelfaserrisses sollte man nicht massieren, weil dies später zu Verkalkungen im Muskel führen kann.
Bei ausgedehnten Rissen kann der Bluterguss die Blutzufuhr in den Muskel drosseln. Das führt zu starken Schmerzen. Dann sollte man sofort einen Arzt konsultieren.