Kopfschmerz ist nicht gleich Kopfschmerz: Die Fachwelt unterscheidet zwischen mehr als 200 Schmerzarten. Die wichtigsten Kategorien auf einen Blick.
Intensiv, pochend oder ziehend, plötzlich auftretend oder anhaltend: Kopfschmerzen können sich sehr unterschiedlich äussern. Zu den wichtigsten Kopfschmerzarten zählen Spannungskopfschmerzen, Migräne oder Clusterkopfschmerzen. Sie unterscheiden sich in Schmerzlokalisation, Intensität, Charakter und Begleitsymptomen.
Migräne betrifft etwa 20 % der Frauen und tritt bei ihnen häufiger auf als bei Männern. Dies deutet auf eine wichtige Rolle der weiblichen Hormone hin. Zyklische Migräne spricht oft schlecht auf herkömmliche Schmerzmittel an.
Es gibt über 200 verschiedene Arten von Kopfschmerzen. Sie können als eigenständige Erkrankung auftreten, ohne dass eine organische Ursache gefunden wird (primäre Kopfschmerzen). «Kopfschmerzen als Begleitsymptom treten aber oft auch bei anderen Erkrankungen auf (sekundäre Kopfschmerzen), zum Beispiel bei Infektionen wie Grippe oder Erkältung, bei Bluthochdruck oder nach einem Schlaganfall», erklärt Dr. med. Stefan Maydl, Facharzt für Allgemeinmedizin, Medbase Wil. Aber auch die Einnahme von (Kopfschmerz-) Medikamenten kann Kopfschmerzen verursachen (medikamenteninduzierter Kopfschmerz).
Etwa vier Prozent der Bevölkerung leiden täglich unter Kopfschmerzen. Die häufigste Form der primären Kopfschmerzen ist der sogenannte Spannungskopfschmerz, bei dem die Ursache Letzen Endes unklar ist.
Sekundäre Kopfschmerzen entstehen dagegen meist durch strukturelle oder systemische Ursachen wie Schädel-Hirn-Traumata, zerebrovaskuläre Erkrankungen, Infektionen oder Medikamentenübergebrauch.
Sowohl primäre als auch sekundäre Kopfschmerzen können sowohl akut als auch chronisch verlaufen. Belastende Lebenssituationen, Ängste oder Depressionen sind Risikofaktoren für die Chronifizierung von Kopfschmerzen. «Vielen Betroffenen kann jedoch mit der richtigen Therapie geholfen werden», sagt der Facharzt. Dazu gehört unter anderem, nur wenig Kaffee, Rotwein, Weichkäse oder andere tyraminhaltige Lebensmittel zu konsumieren. Tyramin entsteht etwa beim Gären oder Fermentieren von Lebensmitteln. Wichtige Therapiemassnahmen sind ausserdem Bewegung, Physiotherapie sowie Entspannungsübungen (autogenes Training, progressive Muskelrelaxation).
Diese Kopfschmerzen treten oft beidseitig auf. Sie sind weder pulsierend noch mit Übelkeit verbunden. Meist werden sie auch nicht durch Bewegung verschlimmert.
Einseitiger, pulsierender Kopfschmerz, der sich bei körperlicher Anstrengung verstärkt. Eventuell begleitet von Übelkeit, Erbrechen, Licht- und Geräuschempfindlichkeit, und das bis zu drei Tage lang - das ist typisch für Migräne.
Ein Beispiel: Wenn z. B. Stress als Auslöser einer Migräne identifiziert wird, sollten die Betroffenen Entspannungstechniken anwenden, um den Stress abzubauen. Mehr über Migräne in diesem Artikel.
Er ist selten, einseitig, dauert 15 Minuten bis drei Stunden, tritt gehäuft über Wochen bis Monate auf und treibt die Betroffenen die Wände hoch. Am häufigsten nachts zwischen ein und zwei Uhr. Meist erleidet man innerhalb von 24 Stunden ein bis drei extrem schmerzhafte Attacken. «Die Clusterkopfschmerzen zählen zu den schlimmsten Schmerzen», so Stefan Maydl.
Die einfachste Regel lautet: So wenig wie möglich. Wer an mehr als 14 Tagen im Monat Schmerzmittel benutzt, sollte sich am besten an eine Ärztin oder einen Arzt wenden.
Bei Nackensteifigkeit, Fieber, Gewichtsabnahme, plötzlich auftretenden, sehr heftigen oder bisher unbekannten Kopfschmerzen, Kopfschmerzen in der Schwangerschaft, wenn sich die «gewohnten» Kopfschmerzen verändern oder ungewöhnliche Begleitsymptome wie Lähmungserscheinungen auftreten, sollte rasch ein Arzt aufgesucht werden. Auch wer nach dem 50. Geburtstag erstmals migräneartige Kopfschmerzen hat, sollte andere Ursachen ausschließen lassen. Dazu gehören zum Beispiel ein erhöhter Blut- oder Augendruck.
Manchen Personen hilft ein Kaffee oder Espresso mit Zitrone, wenn die Kopfschmerzen beginnen. Mehr als fünf Tassen täglich können bei der Migräne aber auch die Anzahl der Attacken erhöhen. Dasselbe passiert oft, wenn gewohnheitsmässige Kaffeetrinkerinnen den Kaffee abrupt weglassen.
Alkohol zählt zu den Dingen, die Kopfschmerzen auslösen können – oder auch nicht. Manchmal spielt dabei auch die Uhrzeit eine Rolle. Sicher ist: Wer ordentlich einen über den Durst trinkt, hat danach mit hoher Wahrscheinlichkeit Kopfschmerzen. Auch wenn es Dutzende von angeblichen Mitteln gegen den «Kater» gibt: Wissenschaftlich erwiesen ist nichts. Am ehesten hilft es, vor der Party genügend Nicht-Alkoholisches zu trinken und ausreichend zu essen.
Akupunktur kann zum Beispiel helfen oder auch Hypnose und Achtsamkeitstraining. Für die meisten alternativen Methoden gibt es allerdings keinen wissenschaftlichen Beweis, dass sie wirken.
Moderates Ausdauertraining kann dazu beitragen, die Häufigkeit, Intensität und Dauer von Anfällen zu reduzieren. Zu den empfohlenen Ausdauersportarten gehören Nordic Walking, leichtes Joggen, Wandern, Schwimmen, Aerobic und Skilanglauf. Beim Training mit Geräten sind Fahrrad, Laufband, Rudergerät und Crosstrainer besonders empfehlenswert. Wichtig ist, Freude an der Bewegung zu entwickeln und diese in den Alltag zu integrieren.