Der perfekte Sommerspass: im Gummiboot einen Fluss hinunterschippern und das Leben geniessen – fünf Routen für Anfängerinnen und Anfänger.
Beim Fahr Stilli – einer Uferstelle, von wo aus jahrhundertelang Menschen, Vieh und Kutschen mit Fähren übergesetzt wurden – lässt man sein Boot über ein flaches Grasbord in die Aare gleiten. Nachdem der Fluss weiter oben rauschend und wirbelnd die Aareschlucht durchquert hat, fliesst er hier wieder ruhig. Ideale Verhältnisse zum Baden oder für eine Wasserschlacht.
Zwischen grünbewachsenen Ufern treibt man unter einer Bandstrasse hindurch, die aussieht wie eine filigrane Brücke. Das Rasseln kommt von den gebrochenen Steinen, die von einem nahegelegenen Steinbruch in eine Fabrik befördert werden. Dann erscheinen auch schon die Signalisationstafeln, mit denen Kapitäne angewiesen werden, sich ans linke Ufer zu halten. Flussabwärts liegt das Wehr der Kraftwerkinsel Beznau, das man umtragen muss oder mithilfe einer Schleuse überwindet. Entscheidet man sich für Letzteres, fordert man über die Telefonanlage an Land die Benutzung an und paddelt in die Schleuse. Der Wasserspiegel sinkt darin sieben Meter, samt Boot und Besatzung. Wenn die Tore aufgehen, fährt man aus. Die zwei folgenden sanften Flussbiegungen eignen sich wieder für einen Schwumm. Bei der Strassenbrücke Döttingen kann man über eine kleine Treppe aus dem Fluss aussteigen.
Streckenlänge: 8 km
Dauer: ca. 2,5 h
Anreise (ÖV): Bushaltestelle «Stilli, Aarebrücke», der Strasse 200 m nordwärts folgen und ans Ufer hinunter
Rückreise (ÖV): Bahnhof Döttingen; 250 m die Strasse hochgehen
Achtung: Ab der ersten Signalisationstafel bis 500 m nach dem Wehr nicht baden wegen möglichem Sog und Rücklauf.
Von der Brücke Pont Sous-Terre, wo man über eine Betonrampe einbootet, treibt man unter malerischen Brücken Richtung Frankreich. Schaut man nach dem Einsteigen zurück, erkennt man in der Ferne den Jet d’eau, das Wahrzeichen Genfs. Dann zieht linkerhand die von Pappeln gesäumte Rhone-Halbinsel Jonction vorbei. Bald erscheinen rechterhand hohe Moränenfelswände. Nach dem Eisenbahnviadukt kann man Ausschau halten nach einem langen niedrigen Mäuerchen rechts. An dessen Ende liegt ein lauschiger Ort zum Picknicken: ein Sandstrand mit hohen Bäumen.
Je weiter man sich von Genf entfernt, desto langsamer wird die Rhone: Das Wehr des Kraftwerks Verbois staut weit zurück. Nach einer weiten Flussbiegung tauchen am rechten Ufer zwei Hochhäuser auf. Sie gehören zur 1960er-Jahre-Mega-Siedlung Le Lignon, deren längstes Gebäude einen Kilometer misst. Es lohnt sich, sie anzuschauen. Man wassert rechts unter der Fussgängerbrücke aus und folgt dann dem Spazierweg den Hang hoch. Der Weg führt über den Hauptplatz der Siedlung mit Kirche und weiter zur Bushaltestelle.
Streckenlänge: 5,5 km
Dauer: ca. 3 h
Anreise (ÖV): Bahnhof Genf, dann Bus 7 (Richtung «Vernier, Lignon-Tour») bis «Délices», dort gerade zur Brücke Pont Sous-Terre hinunter
Rückreise (ÖV): Bushaltestelle «Vernier, Lignon-Cité»; den Fussweg zur Siedlung Le Lignon hoch nehmen und diese durchqueren
Achtung: Wochentags verkehrt dreimal täglich ein grosses schnelles Abfalltransportschiff. Das Ufer entlangfahren.
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Auf seinen letzten 20 Kilometern ist der Ticino kanalisiert und fliesst ruhig. Die Ufer sind mit Blocksteinen befestigt und üppig grün bewachsen. Darüber erheben sich die Gipfel der Tessiner Alpen. Steigt man in Bellinzona ein, verläuft der Fluss zuerst gerade Richtung Süden. Dabei unterquert man die elegante weisse Fussgängerbrücke Bellinzona‒Monte Carasso. Im Rechtsknick des Ticino bei Giubiasco lädt ein Strand - der einzige Strand der Route - zur Siesta ein.
Im folgenden Abschnitt liegen ein paar grosse Steine im Fluss, die man mit kräftigen Paddelschlägen umschiffen muss. Gegen den Lago Maggiore hin nimmt die Strömung ab, und die Ufervegetation ändert sich. Schilfgürtel säumen den Fluss. Die Bolle di Magadino sind eine der letzten unverbauten Flussmündungen der Schweiz. Zum Schutz der Tiere im Schilf bleibt man in der Flussmitte. Im Lago Maggiore angelangt, peilt man die weisse Kirche von Magadino an. An der kleinen Landspitze darunter kann man ausbooten und noch einen Sun-downer von der Strandbar geniessen.
Streckenlänge: 5,5 km
Dauer: ca. 2,5 h
Anreise (ÖV): Bushaltestelle «Bellinzona, Via Lepori», zur Brücke gehen und von dort ans Wasser
Rückreise (ÖV): Bushaltestelle «Magadino, Casa Comunale»; ein paar Schritte zur Hauptstrasse hochgehen
Los geht’s in der malerischen Altstadt von Solothurn, und zwar beim mittelalterlichen Landhaus, das für seine kulturellen Veranstaltungen bekannt ist. Die breite Steintreppe zur Aare ist ein perfekter Einstieg für Böötlifans mit Sack und Pack, Kind und Kegel. Die Strömung trägt einen sanft hinaus ins Grüne. Der Blick geht auf waldige Jurahöhen. Dann erscheint linkerhand der Industriekomplex Attisholz, der im letzten Jahrhundert lange als Papierfabrik diente.
Die Strömung verlangsamt sich nun merklich wegen des Rückstaus des Wehrs Flumenthal, das einen Kilometer flussabwärts liegt. So hat man genügend Zeit, ans rechte Ufer zu paddeln, um das Boot um das Wehr herum zu tragen. Dann treibt man durch Hügel und Felder. Nach der gedeckten Aarebrücke von Wangen kann man die Tour beenden, indem man an einem Rasenstreifen anlandet.
Streckenlänge: 10 km
Dauer: ca. 3 h
Anreise (ÖV): Bahnhof Solothurn; durch die Hauptbahnhofstrasse zur Fussgängerbrücke über die Aare gehen, diese überqueren, dann noch flussaufwärts gehen bis zum Landhaus (160 m ab Brücke)
Rückreise (ÖV): Bahnhof Wangen an der Aare; das Städtchen durchqueren und links in die Bahnhofstrasse einbiegen
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Das Aargauer Nest Sins hat eine hübsche gedeckte Brücke, die mit Blumen geschmückt ist. Unter den Pfeilern kann man sein Boot ins Wasser lassen. Die Reuss ist meist über zwanzig Grad warm, denn sie ist auf diesem Abschnitt nur hüfttief, und im Vierwaldstättersee hatte das Wasser schon Zeit, sich aufzuwärmen. Ideale Voraussetzungen also für einen ausgedehnten Schwumm. Besonders viel Spass macht er mit einer Schwimmbrille. Damit sieht man die Steine im Flussbett besonders gut.
Auf Kiesbänken kann man rasten. Das Feuermachen ist aber verboten, weil die Reuss hier durch ein Naturschutzgebiet fliesst. Wo in der rechten Flusshälfte eine niedrige Holzpflockreihe auftaucht, hält man links. Es handelt sich um das Streichwehr Ottenbach, mit dem einst Wasser in den Kanal zu einer Weberei abgeleitet wurde. Dann lässt die Strömung nach. Der Rückstau des Wasserkraftwerks Bremgarten-Zufikon macht sich bemerkbar. Man dümpelt der Doppel-Stahlbogenbrücke von Rottenschwil entgegen, wo man linksufrig an Land gehen kann. Von dort sind es nur ein paar Schritte zu einem Parkplatz, zu einer Bushaltestelle und einem Gartenrestaurant.
Streckenlänge: 17 km
Dauer: ca. 3,5 h
Anreise (ÖV): Bahnhof Sins, von der Ostseite des Bahnhofs 300 m in südöstlicher Richtung gehen bis zur gedeckten Zollbrücke
Rückreise (ÖV): Bushaltestelle «Rottenschwil, Hecht»; zur Strasse gehen (60 m)
Fotos: Christoph Hurni
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