Mancherorts sind es Tausende, anderswo ein paar Dutzend: Jedes Jahr steigen Schweizerinnen und Schweizer an allen möglichen Gewässern im Land gemeinsam ins Wasser, um ans gegenüberliegende Ufer zu schwimmen. Ein paar Tipps, damit die Seeüberquerung auch gelingt.
Das Buch Besser Kraul-Schwimmen erklärt die richtigen Techniken, um länger und ökonomischer zu schwimmen und präsentiert 16 Methoden zur Verbesserung der Effizienz.
Egal, welche Bahnen das Leben sonst gerade so schlägt, an diesem einen Sommernachmittag im Jahr steht ein Ziel unmissverständlich fest: das andere Ufer. Mit jedem Zug im Wasser verblasst dann das, was an Land eben noch unerträglich war, die Zwischenprüfung, die in wenigen Wochen ansteht, die Kollegen, die nerven, die erfolglose Suche nach einer bezahlbaren Vierzimmerwohnung. Es sind ziemlich viele Menschen, die alle Jahre irgendwo in der Schweiz gemeinsam ins Wasser steigen, um einen See zu überqueren, sei es in Murten, Zug oder Lugano.
Zwischen einem und drei Kilometern ist die Strecke durchschnittlich lang, die man auf einer Seeüberquerung oder bei einem Flussschwimmen zurücklegt. Das ist für jemanden, der regelmässig schwimmen geht, in der Regel kein Problem. Ein wenig Vorbereitung empfiehlt sich dennoch auf den Anlass, der grossmehrheitlich von verschiedenen Sektionen der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft organisiert wird.
«Es liegt selten an mangelnder Kondition oder grosser Erschöpfung, wenn jemand eine Seeüberquerung vorzeitig abbricht», sagt Bruno Röthlisberger, der in der Nähe von Thun mit seiner Frau ein Unternehmen zur Gesundheitsförderung führt und Schwimmkurse an der Klubschule Migros gibt. «Der Grund sind viel öfter die Temperatur des Wassers und der dunkle Seegrund.»
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Wer normalerweise im Hallenbad seine Längen schwimmt, dem kann schnell unbehaglich werden, wenn er auf einmal keinen Boden mehr unter sich sieht. Röthlisberger rät deshalb, vor einer Seeüberquerung unbedingt mehrmals an einem geeigneten Ort (und in Begleitung) länger in einem See schwimmen zu gehen. So mache man sich nicht nur mit der Dunkelheit und dem kühlen Wasser an den tieferen Stellen vertraut, sondern auch mit der Wirkung von Wind und Wellen.
Sinnvoll ist es auch, im Hallen- oder Freibad einmal die ganze Distanz weitgehend an einem Stück zu schwimmen, doch noch wichtiger ist das kontinuierliche Training, auch wenn es sich dabei um kürzere Strecken handelt, wie Röthlisberger sagt. «Im entscheidenden Moment sind wir dann sowieso viel leistungsfähiger als im Alltag.»
Damit man nicht schon unterkühlt losschwimmt, geht man besser nicht zu früh ins Wasser, sondern bleibt bis zum Startschuss an Land und hält Arme und Beine in Bewegung. Manche Schwimmer ziehen selbst ihre Socken erst aus, wenn es ernst gilt. Und ob aller Vorfreude und Aufregung: Essen nicht vergessen. Die letzte Mahlzeit – reichhaltig, aber nicht zu schwer – sollte etwa zwei Stunden zurückliegen, als Snack gleich vor dem Start eignet sich eine halbe Banane.
Nach dem Schwimmen gilt es schliesslich, den Körper rasch wieder auf die normale Temperatur zu bringen, also etwas Warmes anzuziehen, Tee oder Bouillon zu trinken und natürlich zu essen. «Ideal wäre es nun, noch etwas auszuschwimmen», sagt Röthlisberger. «Aber die meisten haben an diesem Tag wohl schon genug Zeit im Wasser verbracht.»