Tanzen macht nicht nur fit, sondern auch glücklich. Warum man sich so gern zu den Klängen von Musik bewegt, und wie das Tanzen sogar das Immunsystem stärkt.
Bewegung ist gesund, so weit die Binsenwahrheit. Dass choreografierte Bewegung zu Musik – also Tanzen – ausserdem auch glücklich macht, wissen zumindest diejenigen, die sich regelmässig aufs Parkett wagen. Damit gehören sie bei uns aber zur absoluten Minderheit. In der Studie Sport Schweiz von 2020 gaben über elf Prozent der Befragten an, irgendeine Art von Tanzsport zu betreiben – fast drei Viertel davon Frauen. Damit hat Tanzen in den letzten Jahren seine Beliebtheit gesteigert. Allerdings tun sie das im Durchschnitt nur an 10 Tagen im Jahr.
Diese Zurückhaltung ist eigentlich seltsam, denn Tanzen zählt zu den ursprünglichsten Bewegungsformen des Menschen. Bereits Kleinkinder wippen vergnügt im Takt der Musik, oft noch bevor sie laufen können. Jugendliche lassen sich mit Tanztherapien besser ansprechen als mit anderen Massnahmen, Paare mittleren Alters kommen sich beim Tanzen näher und schaffen einen Ausgleich zum Alltag. Und Seniorinnen und Senioren bewegen sich an Tanznachmittagen scheinbar mühelos und knüpfen wertvolle Sozialkontakte.
«Damit sich Bewegung positiv aufs Wohlbefinden auswirkt, sollte sie Spass machen», sagt Eva Martin, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Bewegung und Gesundheit an der Universität Zürich. «Beim Tanzen stellt sich die Frage: Welche Musik gefällt mir, was sind meine körperlichen Möglichkeiten, möchte ich mit einem Partner, in der Gruppe oder allein tanzen?» Grundsätzlich werden bei jeder Tanzform die Kondition, die Beweglichkeit sowie der Gleichgewichtssinn gefördert, mit unterschiedlicher Intensität.
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Die rhythmische Bewegung stärkt Rumpf- und Beinmuskeln, fördert die Körperspannung und beugt somit Rückenproblemen vor. Wer regelmässig tanzt, minimiert das Verletzungsrisiko bei einem Sturz. Denkfähigkeit und Gedächtnis profitieren vom Merken der Schrittfolgen und der Orientierung im Raum, was beide Hirnhälften aktiviert. Laut einer Langzeitstudie des Albert Einstein Colleges in New York beugt Tanzen dem Verlust von Synapsenverbindungen im Gehirn besser vor als Lesen oder Rätsel lösen.
Das Immunsystem wird ebenfalls gestärkt, weil Tanzen Stresshormone abbaut. Im Gegenzug schüttet das Gehirn unter dem Einfluss der Musik das Glückshormon Endorphin aus. Um positive Effekte auf die Gesundheit zu erreichen, müsse man nicht zwingend ins Schwitzen und ausser Atem kommen, erläutert Eva Martin. Während eine Stunde auf dem Laufband ziemlich lang erscheinen kann, geht sie auf dem Parkett wie im Flug vorbei: Im Gegensatz zum Training im Fitnesscenter wird Tanzen nicht als anstrengend empfunden. Ein ideales Ganzkörpertraining ist es trotzdem, und zwischen 300 und 500 Kalorien pro Stunde schmelzen im Rhythmus dahin.