Wenn im Unterland die ersten Blumen blühen und die Vögel zwitschern, dann herrscht in den Bergen noch tiefer Winter. Beste Zeit, um nochmals mit Schneeschuhen loszuziehen – zu SAC-Hütten, die mit Gemütlichkeit, Aussicht und Feinem aus der Küche locken.
Im Sommer wimmelt es zwischen dem Oberalppass und der Maighelshütte von Wanderern. Die Quelle des Rheins liegt hier oben, am malerischen Tomasee, der sich in schönsten Blautönen präsentiert. Im Winter ist die Welt eine andere. Tomasee und Rhein liegen unter einer meterhohen Schneedecke, Ruhe und Einsamkeit dominieren. Nun gewinnt die Bergwelt an Dominanz, präsentiert sich mit schroffen Felswänden, steilen Hängen, engen Tälern und mächtigen Bergen. Mitten in dieser Trutzburg aus Gneis thront die Maighelshütte, die Camona da Maighels, an bester Aussichtslage über dem Val Maighels. Den Blick ins weite Tal Richtung Süden und die Gastfreundschaft des Hüttenteams muss man sich verdienen, der Zustieg vom Oberalppass ist gespickt mit knackigen Ab- und Aufstiegen und Traversen. Auch das Wetter sollte man nicht unterschätzen: Im Quellgebiet des Rheins macht die Sonne dem Wind und dichten Wolken rasch Platz. Der viele Schnee nährt den längsten Fluss Europas. Nach 1231 Kilometern mündet der Rhein bei Hoek van Holland in die Nordsee. Der Leuchtturm am Oberalppass erinnert daran.
Gewisse Berge haben eine so markante Form, dass man sie auf Anhieb erkennt. Das Matterhorn ist der bekannteste unter ihnen. Die Churfirsten mit ihren in den Walensee abfallenden Felswänden gehören auch dazu. Und dann ist da noch der Spitzmeilen. Wo andere Berge einen «normalen» Gipfelaufbau haben, leistet er sich einen mächtigen Zapfen aus dunklem Gestein, so genanntem Liaskalk. Die Spitze des Spitzmeilen zu erklimmen ist eine Herausforderung, ein steiler Couloir führt zum obersten Punkt auf 2501 Metern. Für viele ist das ein Sommerabenteuer, im Winter geniesst man den Spitzmeilen aus Distanz – während der Schneeschuhtour vom Skigebiet Flumserberg zur Spitzmeilenhütte. Dann hat man auch seine Nachbarn Leist, Gulmen, Magerrain und Wissmilen im Blick. Sie begrenzen das weite Tal der Alp Fursch wie eine Arena und lassen einen eintauchen in eine Welt der Ruhe und Stille. Gemächlich ansteigend geht es so der Spitzmeilenhütte entgegen, die mit ihrer Form ihrem Namensgeber gleicht: ein moderner Holzwürfel mit ausgesprochen behaglichem Innenleben und einzigartiger Aussicht. Von gegenüber grüssen die Churfirsten.
(Fortsetzung weiter unten…)
Hoch über dem Gemmipass, im Grenzgebiet der Kantone Bern und Wallis und im Herzen des Wildstrubelmassivs mit seinen Gletschern und Dreitausendern, liegt die Lämmerenhütte. Erst durch die weisse Weite des Lämmerenbodens, dann eine Steilstufe überwindend geht es zur Hütte. Mit etwas Glück erblickt man Steinwild und Bartgeier.
Zuhinterst im Val Tuoi gelegen, zwischen dem Schellenursli-Dorf Guarda mit seinen reich verzierten Engadiner Häusern und dem Dreitausender Piz Buin, lädt die Chamonna Tuoi zum Besuch in die stille Unterengadiner Bergwelt. Unterwegs leistet der Bergbach La Clozza Gesellschaft, der sich mal unter dem Schnee versteckt und sich dann wieder munter sprudelnd zeigt.
Das Val Poschiavo ist abgelegen, keine Frage. Das gilt noch viel mehr für sein Seitental, das Val da Camp. Doch die einzigartige Landschaft und die wilde Natur lohnen die weite Reise ins italienischsprachige Bündner Südtal. In dieser Märchenwelt liegt das Rifugio Saoseo, malerisch eingebettet zwischen Arven und Lärchen und dem Saoseo-See, der wie sein Nachbar Viola-See zu weiteren Touren lädt.
(Fortsetzung weiter unten…)
Alpenraumschiff nennt sie sich, die Capanna Corno Gries im Bedrettotal. Weit ab von der Welt fühlt man sich, erklimmt man die spektakulär gelegene Hütte mit ihrem futuristischen Aufbau. Ans Tessin erinnert hier wenig, zwischen Nufenenpass und Val Formazza locken Pässe, Stauseen, Gletscher und der höchste Windpark Europas. Und eine Nacht im Dach des Raumschiffs.
Als Skifahren in Mode kam, realisierte die SAC-Sektion Lägern im Gletschergebiet der Furka die Rotondohütte. Das war 1909. Die Gletscher sind auf dem Rückzug, doch die Hütte im schneereichen Witenwasserental erfreut sich immer noch grosser Winterbeliebtheit. Das mag auch am Zustieg liegen: 33 Stangen weisen den Weg. Erstmals gesetzt wurden sie 1935, und jede trägt eine Nummer.
Alle hier vorgestellten Schneeschuhtouren zu SAC-Hütten führen in alpines Gelände. Die Routen sind ungesichert und werden nicht unterhalten. Die Begehung erfolgt auf eigenes Risiko, auch dort, wo Stangen bei der Orientierung helfen. Die Hüttenzustiege folgen den Skirouten, die auf den Swisstopo-Skitourenkarten eingezeichnet sind und unter www.map.geo.admin.ch abgerufen werden können. Sämtliche Hütten sind Ausgangspunkte für weitere schöne Schneeschuhtouren.
Basis einer Schneeschuhtour ist der sichere Umgang mit alpinen Gefahren, insbesondere der Lawinengefahr und der Orientierung. Eine komplette Lawinenausrüstung wie auch Hilfsmittel zur Orientierung gehören mit auf die Tour. Zu den aktuellen Verhältnissen geben die Hüttenwarte gerne Auskunft. Im Frühling sollte eine Schneeschuhwanderung früh gestartet und früh beendet werden, da mit der tageszeitlichen Erwärmung mit Schneerutschen gerechnet werden muss.