Schneeschuhlaufen kann man auf markierten Pisten, geführten Touren oder selbstgeplanten Routen. Wir zeigen auf, in welchen Situationen was zu beachten ist.
Abseits vom Skihalligalli tiefverschneite Landschaften geniessen und etwas Höhensonne tanken, ist einfach wunderschön. Darum haben viele Schweizerinnen und Schweizer in den vergangenen Jahren das Schneeschuhlaufen entdeckt. Die meisten bleiben dabei auf ausgeschilderten Wegen. Mit gutem Grund: Denn die weisse Pracht ist zwar schön, kann aber wegen Lawinen recht schnell gefährlich werden.
Mit der entsprechenden Vorbereitung kann man sich jedoch auch auf Touren abseits der Markierungen wagen. Wir zeigen gemeinsam mit Wanderleiterin Alexandra Marty auf, wie man vom Einsteiger zum Fortgeschrittenen wird und dabei stets den Überblick über die Gefahren in den Bergen behält.
Anfängerinnen und Anfänger halten sich zu Beginn tatsächlich am besten an die ausgeschilderten Routen. Auf SchweizMobil, dem offiziellen Netzwerk des Langsamverkehrs in der Schweiz, sind über 200 offizielle Schneeschuhtrails erfasst – mit allen relevanten Angaben, wie etwa einem ausführlichen Routenbeschrieb, praktischen Zusatzinformationen und der Detailkarte von Swisstopo zum Ausdrucken.
Schneeschuhwandernde können sich auf diesen Routen sicher fühlen, denn die ausgeschilderten Wege sind so angelegt, dass in der Regel keine Lawinengefahr droht. Und sollte doch einmal ein Abgang zu befürchten sein, wird die Route durch die Zuständigen vor Ort gesperrt.
Ein paar Grundregeln sollte man jedoch auch auf ausgeschilderten Routen beachten: Genügend Zeit einplanen und sich nicht überfordern, regelmässig trinken und essen sowie mit der passenden Ausrüstung unterwegs sein.
Zum Schneeschuhwandern braucht man zwei Walking- oder Skistöcke mit grossen Tellern, stabile und warme Schuhe sowie wetterfeste und warme Kleidung, am besten in mehreren Schichten. In den Rucksack gehören neben dem Picknick eine Taschenapotheke mit Rettungsdecke sowie ein aufgeladenes Handy, auf dem die Rega-App installiert ist. Ist die Sicht durch Nebel und oder starken Schneefall beeinträchtigt, bleibt man im Zweifelsfall lieber zu Hause. Denn bei schlechter Sicht kann es schwierig sein, die Markierungen zu finden. In diesem Fall muss man sich zwingend mit Karte, Kompass oder GPS orientieren können.
Da Schneeschuhwandern inzwischen so beliebt ist, sind viele ausgeschilderte Schneeschuhrouten jeweils relativ schnell ausgetreten. Wer durch jungfräulichen Schnee waten will, muss also früher oder später selber planen oder sich geführten Touren anschliessen.
Bei geführten Touren darf man sich in Sicherheit fühlen: Denn wer kommerzielle Schneeschuhtouren ab WT 3 anbietet, untersteht dem schweizerischen Risikogesetz und muss zwingend über den eidgenössischen Fachausweis für Wanderleiter oder Bergführer verfügen. Der Vorteil einer professionell geführten Tour ist zudem, dass die aufwendige Planung wegfällt.
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Wer mit dem Gedanken spielt, die signalisierten Wege dereinst zu verlassen, sollte sich schon jetzt etwas mit dem Kartenstudium befassen. Das A und das O im Schnee ist das Erkennen von Gefahrenstellen, und die liegen meist im steilen Gelände, wo eine instabile Schneedecke ins Rutschen geraten kann. Auf der Karte von SchweizMobil kann man sich die Steilheit des Geländes anzeigen lassen. Hierfür wählt man den Layer «Hangneigungsklassen ab 30°» auf der Winterkarte aus. Ab 30° steiles Gelände ist gelb und rötlich eingefärbt. Es empfiehlt sich, diese Karte auch für ausgeschilderte Touren auszudrucken und unterwegs immer wieder mal anzuschauen. Das schult das Auge und die Orientierung.
Spätestens bevor man seine erste eigene Tour abseits der Markierungen plant, sollte man einen Grundkurs in Lawinenkunde absolvieren. Hier lernt man die Situation bei der Planung zu Hause, im Gelände und vor dem Einzelhang zu beurteilen – und so die jeweils richtige Entscheidung zu treffen. Dabei werden immer die drei Faktoren Verhältnis, Gelände und Mensch berücksichtigt und miteinander verknüpft. Zudem lernen die Teilnehmenden den Umgang mit dem Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS), der Schaufel und der Sonde. Diese drei Gegenstände gehören übrigens zwingend in den Rucksack, sobald man die gesicherten Wege verlässt. Ein wichtiger Schwerpunkt eines Lawinenkurses ist zudem das Lesen des Lawinenbulletins, das vom Institut für Schnee- und Lawinenforschung täglich aktualisiert und via App «White Risk» zur Verfügung gestellt wird. Neben dem aktuellen Bulletin enthält die App auch viel Wissen rund um die Lawinengefahr.
Es versteht sich von selbst, dass man zu Beginn eigene Touren bloss in relativ flachem Gelände plant und nur bei geringer Lawinengefahr aufbricht. Wer dann mit einem fundierten Lawinenkurs und mit zunehmender Erfahrung die verschiedenen Situationen von Verhältnis, Gelände und Mensch einschätzen kann, wird sich auch auf anspruchsvolleren Touren in Sicherheit wiegen können. Oder, wie Wanderleiterin Alexandra Marty sagt: «Es ist ein Sich-langsam-Herantasten immer unter Berücksichtigung einiger wichtiger Regeln.» Zudem sei die laufende Reflexion und Weiterbildung wichtig, denn in Sachen Risikobeurteilung habe man nie ausgelernt.