Ein erfrischendes Ausflugsziel für heisse Tage sind die Seerenbachfälle am Walensee. Ein Naturschauspiel mit herrlichem Kühleffekt.
Nach rund eineinhalb Stunden wandern an der prallen Sonne schmecken die Lippen salzig, die Augen brennen vom Schweiss und das T-Shirt ist durch die Nässe eine Nuance dunkler geworden. Sichtbar und doch unerreichbar macht sich der kühle Walensee im Tal breit, das durch den Rheingletscher geformt wurde. Gletscher, Eis, Kälte. Schön wärs...
Anreise: Bequem per Zug nach Weesen. Es gibt auch Parkplätze.
Dauer: Die Wanderung von Weesen nach Quinten dauert rund drei Stunden. Die erste Stunde verläuft auf Asphalt, danach gehts weiter auf Naturpfaden. Die Seerenbachfälle erreicht man nach rund eineinhalb Stunden.
Höhenunterschied: 300 Höhenmeter.
Rückreise: Ab Quinten verkehren Schiffe nach Weesen, Mühlehorn, Murg, Unterterzen, Betlis und Walenstadt.
Schwierigkeitsgrad: Einfache Wanderung, die beim Abstieg nach Quinten eine gewisse Trittsicherheit erfordert.
Verpflegung: Nicht nur in Weesen und Quinten, sondern auch unterwegs gibt es Beizen.
Ideale Zeit: Ganzjahreswanderung. An Sonn- und Feiertagen muss mit zahlreichen Ausflüglern gerechnet werden.
Doch weiter gehts leicht bergauf auf einem Naturpfad ab Betlis, bis ein Wasserfall, der Hunderte von Metern über die senkrechten Felsen im Churfirstengebiet hinabfällt, wie aus dem Nichts ins Blickfeld rückt. Das müssen die Seerenbachfälle sein, im Freundeskreis unter anderem als «tosendes Naturwunder» oder «Salto Ángel der Schweiz» gefeiert. Insgesamt bestehen die Seerenbachfälle aus drei Stufen, die zusammen rund 600 Höhenmeter überwinden. Damit zählen sie zu den höchsten Wasserfällen Europas und belegen weltweit den 10. Platz der frei fallenden Wasserfälle, weit vor den Niagara- oder Victoriafällen.
Je mehr ich mich dem herabstürzenden Wasser nähere, desto spürbarer wird die kalte Gischt. Und ja: Es donnert, tost und rauscht in der Schlucht. Die Gischt stammt allerdings nicht von den Seerenbachfällen, sondern von der Ringquelle, die unmittelbar neben den Wasserfällen keine 50 Meter über dem Boden plötzlich aus der Felswand schiesst. Ich breite die Arme aus und lasse mich von den Tropfen abkühlen. Der Effekt ist besser als ein Bad im Walensee.
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Die Ringquelle lebt vom Wasser des grossen, teils noch unbekannten Höhlensystems unter den Churfirsten. Es ist erst teilweise erforscht, obwohl die Entdeckungstouren schon früh begannen. Einen Meilenstein legte 1973 der deutsche Taucher Jochen Hasenmayer, der in die Gänge hineinschwamm. Bis er in einem Nebengang auftauchen konnte, musste er 930 Meter unterirdisch zurücklegen. Mit seiner Tauchleistung verhalf er der Ringquelle zur Auszeichnung längste bekannte Unterwasserhöhle. Eine Tafel bei den Wasserfällen klärt über die Forschungen auf. Noch sind nicht alle Geheimnisse gelüftet.
Nach diesem Höhepunkt der leichten Wanderung steigt der Weg nochmals zügig an, bevor er ebenso steil Richtung Quinten abfällt. Streckenweise helfen Drahtseile beim Abstieg, nötig sind sie höchstens bei Regen. Hier wird der Walensee seinem einstigen Ruf als staureicher «Qualensee» gerecht: Der sonntägliche Stau befindet sich allerdings auf dem steinigen Wanderweg abwärts nach Quinten.