Wanderstöcke sind auf Bergtouren beliebte Begleiter. Was sie uns nützen, wie sie richtig eingesetzt werden – und in welchen Situationen man besser darauf verzichtet.
Der Wanderstock und rote Socken waren schon immer das Sinnbild für Bergtouren. Aber genauso, wie sich die Sockenfarbe geändert hat, ist aus der klobigen Holzgehilfin von einst ein filigranes und leichtes Sportutensil – zum Beispiel aus Carbon oder Titanium – geworden, das sich in der Teleskop-Variante erst noch in der Länge verstellen lässt.
So erstaunt es nicht, dass beim Rucksackpacken immer häufiger auch die Wanderstöcke ihren Platz finden. Denn gutes Schuhwerk reicht nicht immer aus, um sich in unwegsamem Gelände oder auf nassem Untergrund sicher zu bewegen.
Hinzu kommt, dass der Einsatz von Stöcken die Muskeln entlastet, während gleichzeitig Oberkörper und Armmuskulatur trainiert werden – eine klassische Win-win-Situation. Gemäss Berechnungen der deutschen Prüfinstitution «TÜV SÜD» müssen die Knie mit Stöcken während einer dreistündigen Tour rund eine Tonne weniger Gewicht abfedern. Die Entlastung von Knie und Beinen durch die Stöcke muss der Oberkörper ausgleichen. Bei Tennisarm oder anderen Beeinträchtigungen im Oberkörper sind Stöcke mit Vorsicht oder gar nicht einzusetzen. (Lesen Sie unten weiter...)
Entscheidend ist, die Stöcke richtig einzusetzen. Beim Bergabgehen sollten zum Beispiel nicht zu grosse Schritte gemacht werden, da so die Knie stärker belastet werden. Je weiter nämlich der Fuss vor dem Körper aufgesetzt wird, umso mehr Gewicht muss von den Knien aufgefangen werden.
Zudem empfiehlt es sich, die Länge der Wanderstöcke dem Gelände anzupassen – das ist mit Teleskopstöcken problemlos möglich. Als Grundregel gilt: In der Geraden sollte der Winkel zwischen Unter- und Oberarm rund 90 Grad betragen – der Unterarm ist also etwa parallel zum Boden.
Die Formel für die optimale Längeneinstellung lautet gemäss SportXX: Körpergrösse in Zentimetern x 0,68 = Stocklänge. Bergauf zum Beispiel sollten die Stöcke tendenziell etwas kürzer gehalten werden, da man mit den Stöcken automatisch weiter oben am Hang aufsetzt. Bergab werden die Stöcke entsprechend verlängert. (Lesen Sie unten weiter...)
Allerdings sind Wanderstöcke nicht in jedem Fall angebracht. Wer ausschliesslich mit diesen Gehhilfen wandert, beeinträchtigt über kurz oder lang den Gleichgewichtssinn, das Koordinationsvermögen und die Trittsicherheit. Deshalb empfiehlt es sich, die Stöcke von Zeit zu Zeit wegzulassen – sofern man nicht die Gelenke wegen bereits vorhandener Schäden entlasten muss oder mit einem besonders schweren Rucksack unterwegs ist. Denn in diesem Fall entlasten Wanderstöcke Schultern und Wirbelsäule und ermöglichen einen aufrechten Gang trotz schwerem Gepäck.
In besonders schwierigem Gelände kann es angebracht sein, die Wanderstöcke vorübergehend im Rucksack zu verstauen – ganz offensichtlich dann, wenn die Hände zum Einsatz kommen, um sich fortzubewegen, oder wenn zum Beispiel der Untergrund nass und felsig ist und Gefahr besteht, dass die Stöcke abrutschen und somit keinen Halt mehr bieten.