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Ein Männlein steht im Walde

Die Laufschuhe bindet unser Autor Lukas Hadorn äusserst ungern. Trotzdem – oder gerade deshalb – hat er mitten auf der Laufstrecke seinen persönlichen Kraftort gefunden.

Ich bin kein Läufer. Stünde ich vor Ihnen, wüssten Sie warum. Zu gross, zu schwer und, ja – zu faul. Ich bin nicht unsportlich. Aber eben auch nicht intrinsisch motiviert, wenn es darum geht, mich zu bewegen. Ich bin einer jener Menschen, die Gegner und Spielgerät brauchen, um an die körperlichen Grenzen zu gehen. Mit dem inneren Schweinehund duelliere ich mich nur, wenns unbedingt sein muss.

Am liebsten jage ich ihn dann über den Vita-Parcours, der in der Nähe unseres Wohnorts durch ein lichtes Mischwäldchen führt. Eine kurze, fiese Strecke, die schon nach dem zweiten Posten steil eine Hügelflanke hochführt und den Puls in ungeahnte Höhen treibt. Genau dort liegt – überraschenderweise – mein Kraftort.

Sonne und Zitronenfalter

In der Mitte des Aufstiegs verläuft der Weg kurzzeitig in der Horizontalen. Er führt mitten durch eine Waldlichtung am Hang, und als ich den Parcours einst im Frühling absolvierte und von der kalten Luft überrascht wurde, die noch im Wald lag, blieb ich dort kurz stehen, um die Sonnenstrahlen zu geniessen. Und wie ich so dastand, im Scheinwerfer der Natur, und meine Atmung immer tiefer und die Entspannung spürbar wurde, breitete sich ein Gefühl des Glücks und der Zufriedenheit in mir aus, das mir so nicht bekannt war. Ich öffnete die Augen und entdeckte ein paar Zitronenfalter, die um mich herum in der Sonne tanzten, und die mir bis dahin nie aufgefallen waren. Fünf Minuten stand ich da, atmete tief durch und erlebte wohl einen jener Momente, die man heutzutage als «achtsam» bezeichnen würde.

Seither bleibe ich auf meinen sporadischen Läufen durch den Wald immer dort stehen. Die Zitronenfalter zeigen sich nicht jedes Mal. Aber der Ort übt stets eine entspannende und gleichzeitig anregende Wirkung auf mich aus. Vielleicht mischt sich zu den schönen optischen Eindrücken auch der Stolz der Gewissheit, den Kampf mit dem inneren Schweinehund mal wieder angenommen und die ersten Runden bereits gewonnen zu haben.

Motivierende Wirkung

Inzwischen ist es sogar so, dass mich der Ort dazu motiviert, überhaupt die Laufschuhe zu schnüren. Die Vorfreude darauf, in dieser Waldlichtung stehen zu bleiben und diesen Moment auf mich wirken zu lassen, ist stärker geworden als meine Abneigung gegen das Laufen. Wenn das kein Kraftort ist.

von Lukas Hadorn,

veröffentlicht am 17.05.2017, angepasst am 22.08.2019


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