Ein Spiel in einer heiteren Runde kann den Tag retten. Zudem haben Gesellschaftsspiele wichtige Effekte im Gehirn, erklärt die Neurowissenschaftlerin Barbara Studer.
Spielen baut Stress ab, es setzt die Glückshormone Dopamin und Serotonin frei und stärkt das Immunsystem. Gesellschaftsspiele wirken sich zudem positiv aufs Gehirn aus: Wenn wir das Arbeitsgedächtnis trainieren und gleichzeitig geistig und körperlich aktiv sind, sinkt das Risiko für Demenz.
«PBI – das Spiel» gibt Einblick in die spannende Arbeit eines*r Menschenrechtsbeobachter*in. Forscherin, Kommunikator oder Netzwerkerin: Die Spielenden schlüpfen in unterschiedliche Jobs, um gemeinsam Herausforderungen zu meistern. Das Spiel entstand mit Unterstützung des Migros-Kulturprozent und ist geeignet für 2-6 Spielende ab 10 Jahren.
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Teilnahmeschluss ist der 30. November 2023.
Barbara Studer: Bei Gesellschaftsspielen tauchen wir meist voll ein, vergessen unsere Alltagssorgen und kommen in einen Flow-Zustand. Wir treten mit anderen in einen Wettbewerb und können unseren Hang zum Konkurrenzieren auf spielerische Art ausleben. Zudem fühlen wir uns verbunden und lachen zusammen. Das alles wirkt beglückend und baut Stress ab.
Für Kinder ist vor allem das freie Spiel wichtig. Indem sie selber ausprobieren, erforschen, sinnliche Erfahrungen machen und mit sozialen Rollen experimentieren, lernen sie extrem viel für das ganze Leben. Studien konnten sogar zeigen, dass häufiges Spielen in der Kindheit später zu einem besseren schulischen Erfolg führt. Doch natürlich profitieren Kinder auch von Brett- und Kartenspielen mit klaren Regeln.
Doch, in anderer Form sehr wohl. Wir spielen zwar meist nicht mehr mit Plüschtieren, Autos und im Sandhaufen, doch improvisierende Tätigkeiten wie Musik machen, Gedichte schreiben, malen oder Theater spielen sind nach wie vor wertvoll − besonders, wenn sie ohne strenge Vorgaben ausgeführt werden. So entstehen im Gehirn neue Verbindungen zwischen den Nervenzellen.
Das kommt auf die Art des Spiels an. Wenn man in grösseren Runden kreative Spiele wie Activity, Uno oder Tabu spielt, entstehen Gemeinschaftsgefühle und Heiterkeit. Dies setzt die Glückshormone Dopamin und Serotonin frei und stärkt das Immunsystem. Lachen bringt aber auch den Kreislauf in Schwung. Es ist fast so gut wie ein Ganzkörpertraining.
Ja, das kann passieren. Gerade für Kinder sind solche Situationen wertvoll, um die Regulation von Gefühlen wie Frustration zu üben. So lernen sie, auch im richtigen Leben besser mit Niederlagen umzugehen. Beim Gewinnen dagegen wird das Belohnungssystem im Hirn stimuliert und wir erleben positive Emotionen.
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Besonders wertvoll für die psychische Gesundheit sind Gesellschaftsspiele, bei der eine grosse Vielfalt an Fähigkeiten genutzt werden. Bei Activity zum Beispiel muss eine Person ihren Gruppenmitgliedern Begriffe durch Worte, Zeichnen oder Pantomime erklären. Dies fördert die Fantasie und Kreativität. Es entsteht ein Wettbewerb mit der anderen Gruppe und meist wird viel gelacht.
Für kleinere Runden eignen sich Spiele wie Carcasonne oder Siedler. In Carcasonne erschaffen die Spielerinnen und Spieler mittelalterliche Landschaften und bevölkern sie. Mit dem Ziel, die Vormachtstellung rund um die südfranzösische Stadt Carcassonne zu erringen. Bei Siedler stellt das Spielbrett eine Insel (Catan) dar, die von den Spielerinnen und Spielern mit Städten und Strassen ausgestattet werden. Bei beiden Spielen kommt man mit mehreren Taktiken ans Ziel. Ein guter Mix also aus Glück und Strategie.
Ist man nur zu zweit, sind Scrabble und Backgammon gute Optionen − oder sogenannte Exit Games, bei denen man gemeinsam Lösungen finden muss, um sich aus einer Situation zu befreien.
Solche Spiele fördern vor allem die intellektuellen und mathematischen Fähigkeiten. Man lernt, vorauszuplanen und die nächsten Züge der Gegnerin oder des Gegners zu antizipieren. Beim Erlernen eines neuen, komplizierten Spiels ist man zudem gefordert, um die vielen Regeln im Kopf zu behalten. Bei diesen Prozessen ist das Arbeitsgedächtnis gefragt. Darin verarbeiten wir Informationen und speichern sie kurzfristig ab. Dies geschieht im Frontalkortex, im vorderen Teil des Gehirns. Dieser Bereich verliert im Alter etwas an Volumen. Wenn wir das Arbeitsgedächtnis trainieren und gleichzeitig geistig und körperlich aktiv sind, sinkt das Risiko für Demenz.
Spielen kann sehr gut therapeutisch eingesetzt werden und hilft gegen Stress. Menschen mit Angsterkrankungen und Depressionen zum Beispiel kann es helfen, eine Zeit lang in eine Spielwelt abzutauchen. Dabei kann sich das Gehirn etwas entspannen und eine Auszeit von den düsteren Gedanken nehmen. Am besten ist es natürlich, wenn die Menschen dabei lachen können. Dies stärkt die mentale Gesundheit.
Der Spieltrieb ist uns eigentlich angeboren. Ich empfehle Menschen, die schlechte Erfahrungen gemacht haben, es wieder mal zu versuchen. Während es früher neben Jassen, Eile mit Weile und Leiterlispiel nur wenige Möglichkeiten gab, ist das Sortiment heute extrem vielfältig. Die meisten finden ein Spiel, das ihnen zusagt.
Teilweise ja. Gute digitale Spiele fördern die Reaktionsfähigkeit, das strategische Denken und manchmal auch die Kreativität. Auch sie führen zu einer kognitiven Stimulation und Glücksgefühlen. Der Glückskick wird von den Herstellern jedoch sehr bewusst eingesetzt, um Spielende möglichst lange bei der Stange zu halten. Dies birgt Gefahren: Viele Menschen gamen deutlich zu lange. Dabei kommen der Schlaf, die körperliche Bewegung und soziale Kontakte zu kurz.
Definitiv nicht. Für die mentale Gesundheit ist exzessives Gamen schädlich. Bestimmte Gehirnstrukturen können darunter leiden. Direkte Interaktionen mit anderen Menschen sind in jedem Fall besser. Studien zeigen, dass spielende Menschen weniger häufig an Demenz erkranken und zufriedener sind.