Kann man sich einreden, entspannt zu sein? Ja, glaubt unser Kolumnist Lukas Hadorn. Auch wenn der innere Dialog nicht immer ganz zielführend ist.
Der Magen rumpelt, die Nase juckt, das Augenlid flackert.
«Ich bin ganz ruhig. Nichts kann mich stören.»
Habe ich das Handy ausgeschaltet?
«Ich bin ganz ruhig, nichts kann mich stören.»
Jetzt ruft dann garantiert gleich irgendeiner an.
«Ich bin ganz ruhig, nichts kann mich stören.»
Scheisshandy.
«Meine Arme und Beine sind ganz schwer.»
Na ja.
«Meine Arme und Beine sind ganz schwer.»
Warum ist das linke Bein so leicht?
«Meine Arme und Beine sind ganz schwer.»
Mein linkes Bein wird nie schwer.
«Meine Arme und Beine sind ganz warm.»
Nicht an die kalten Zehenspitzen denken.
«Meine Arme und Beine sind ganz warm.»
Ich glaube, sie werden wärmer.
«Meine Arme und Beine sind ganz warm.»
Yeah, geil. Das funktioniert! Ich habe warme Zehen!
«Meine Arme und Beine sind ganz warm.»
Nirvana, ich komme.
«Meine Atmung ist ruhig und regelmässig.»
Luft anhalten.
«Meine Atmung ist ruhig und regelmässig.»
Warum hältst du die Luft an?
«Meine Atmung ist ruhig und regelmässig.»
Mein Puls rast.
«Mein Herz schlägt ruhig und regelmässig.»
Nein, verdammt. Mein Puls rast.
«Mein Herz schlägt ruhig und regelmässig.»
Wie viele Schläge das wohl sind? 225? Mal mitzählen …
«Mein Herz schlägt ruhig und regelmässig.»
Das sind mindestens 200 …
«Das Sonnengeflecht ist strömend warm.»
So ein idiotischer Begriff. Sonnengeflecht.
«Das Sonnengeflecht ist strömend warm.»
Nein, ist es nicht. Aber meine Zehen sind warm. Immerhin.
«Das Sonnengeflecht ist strömend warm.»
Mein Magen gurgelt. Zählt das?
«Die Stirn ist kühl, der Kopf wird leicht und klar.»
Ich denke an nichts.
«Die Stirn ist kühl, der Kopf wird leicht und klar.»
Ich kann nicht an nichts denken.
«Die Stirn ist kühl, der Kopf wird leicht und klar.»
Verdammt, mein Handy!
Entspannungsfaktor: 4
Aufwand-/Ertrag: 5
Suchtpotenzial: 4
Skala von 1 bis 5