Kalligrafie als Weg zu innerer Ruhe und Entspannung? Das geht, wenn man einen einfachen Grundsatz befolgt: Der Weg ist das Ziel.
Das hier ist leider schon meine letzte Kolumne für iMpuls. In den vergangenen knapp zwei Jahren habe ich ziemlich viele verschiedene Entspannungsmethoden ausprobiert, von klassischen Geschichten wie Yoga, Autogenem Training und Massage bis hin zu exotischeren Formen wie dem Knistern von Ohrkerzen, dem Kolorieren von Erwachsenenmalbüchern und der Vibration tibetischer Klangschalen.
Ob ich ein entspannterer Mensch geworden bin dadurch? Ein wenig, vielleicht. Auch bei der Entspannung macht letztendlich nur die Übung den Meister, weshalb mein monatliches Durcheinander unterschiedlichster Methoden sicher nicht der direkteste Weg zum inneren Frieden war, und doch habe ich ein paar Dinge mitgenommen, die bei mir, und hoffentlich bei euch, liebe Leserinnen und Leser, auch in Zukunft hängenbleiben.
Die wichtigste Erkenntnis ist eine Platitüde, die man im Google-Zeitalter gerne Konfuzius zuschreibt, auf die aber auch schon ein paar Denker vor ihm gekommen sein dürften: Der Weg ist das Ziel. Auf der Suche nach innerer Ruhe geht es nicht darum, möglichst schnell am Ziel anzukommen. Entspannung ist kein Wettkampf. Entspannung entsteht, wenn man sein Leben nicht mit Ablenkung und Abenteuern vollstopft, sondern immer mal wieder Raum für Langeweile und Müssiggang, aber auch für Konzentration und Kreativität lässt. Die Ruhe nistet sich dann wie von selbst in allen Zwischenräumen des Alltags ein.
Einer Entspannungsübung, die diesen Grundsatz besonders schön illustriert, bin ich in China begegnet: Beim «Dishu», dem Kalligrafieren mit einem wassergetränkten Schwammpinsel, geht es zwar auch darum, die Schriftzeichen möglichst stilvoll auf den Boden zu pinseln. Doch so schön die Zeichen auch sein mögen, verblassen und verschwinden sie nach ein paar Minuten wieder. Es ist ein Symbol dafür, sich bei der Ausübung einer Tätigkeit nicht auf das Resultat, sondern auf den Prozess zu konzentrieren und die Zufriedenheit in der Schönheit des Moments zu finden.
Stell dir den Weg zu mehr Entspannung also vor wie das Schreiben mit einem Wasserpinsel: Es zählt nicht das, was nach Aussen sichtbar wird, sondern die Veränderung im Inneren, die man nur selbst spürt. Ich wünsche dir gutes Gelingen!