Menschen, die nachts um sich schlagen, stören nicht nur ihre Bettgenossen. Bei manchen ist dieses Verhalten Vorzeichen einer ernsthaften Erkrankung wie Parkinson.
REM ist die Abkürzung für «Rapid Eye Movement» und bezeichnet die schnellen Augenbewegungen während des Schlafens. Etwa 90 Minuten nach dem Einschlafen beginnt die erste REM-Phase, in welcher man komplex und lebhaft träumt. Muskelbewegungen sind dann eigentlich nahezu vollständig unterdrückt. Man durchläuft mehrmals pro Nacht eine REM-Phase.
Sie schlagen und treten um sich, boxen, weinen, schreien – und schlafen dabei tief und fest. Menschen mit einer sogenannten REM-Schlafverhaltensstörung leben ihre Träume mit ganzem Körpereinsatz aus. Darunter leidet oft ihr Bettpartner, der gestört wird oder manchmal sogar verletzt.
Nicht immer sind die Symptome dieser Verhaltensstörung drastisch. «Manche zeigen nur leichtes Händezucken oder Kopfbewegungen, die aber im REM-Schlaf nicht auftreten dürften», sagt Claudia Trenkwalder, Leiterin der Paracelsus-Elena-Klinik in Kassel. Die Neurologin forscht über diese Schlafverhaltensstörung.
Bekannt wurde das Syndrom in den späten 80er-Jahren als Folge von Alkoholentzug. Nicht nur ein Entzug kann zu aggressivem Träumen führen. Auch Medikamente wie gewisse Antidepressiva lösen diese Schlafstörungen aus. Männer zwischen 50 und 60 Jahren zählen zur Hauptrisikogruppe. (Lesen Sie unten weiter...)
Die REM-Schlafverhaltensstörungen sind manchmal Vorboten einer ernsthaften Krankheit. Von zwei Dritteln der Betroffenen weiss man, dass sie rund zehn Jahre später an einem Morbus Parkinson oder an Demenz erkranken.
Umso wichtiger ist es, bei wilden Träumen früh genug zu reagieren. «Wir wissen heute, dass eine frühzeitige symptomatische Behandlung bei Parkinson günstige Auswirkungen auf den gesamten Krankheitsverlauf hat», sagt Claudia Trenkwalder.
Vermutlich spielt das Protein Alpha-Synuclein eine wichtige Rolle beim Zusammenhang zwischen den aggressiven Träumen und dem neurologischen Leiden. Es lagert sich in Nervenfasern ab und beeinflusst so die Steuerung der REM-Schlafphase.
Um die Symptome der REM-Schlafverhaltensstörung zu lindern, helfen in schweren Fällen Beruhigungs- und Schlafmittel mit dem Wirkstoff Clonazepam. Es gehört jedoch zu den Benzodiazepinen, bei ihnen besteht ein erhöhtes Abhängigkeitsrisiko. Als Alternative kann auch eine hoch dosierte Melatonin-Therapie sinnvoll sein. Das Hormon steuert unseren Schlaf-wach-Rhythmus.
Bevor man aber mit einer Therapie beginnt, muss das Syndrom eindeutig diagnostiziert werden. Dazu gehört etwa die Untersuchung in einem schweizerischen Schlaflabor. Denn es gibt viele andere Schlafstörungen, die ähnliche Symptome zeigen, aber anders therapiert werden müssen.