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Wiederholung: Wieso sie uns guttun

Immer wieder das Gleiche? Aber ja! Warum es uns guttut, bei einer Sache zu bleiben.

Schlechtes Image, positive Wirkung

Die Wiederholung hat ein mieses Image. Schon das Wort erinnert an Langeweile, Trott und Trübsinn. Wörtchen lernen, Klavier üben, Staub wischen. Dabei ist uns die Wiederholung durch und durch wohlgesonnen und eine überaus praktische Sache.

Es fängt schon damit an, dass sie uns das Leben enorm erleichtert: Jeden neuen Tag vom Aufstehen bis zum Schlafengehen anders zu gestalten als den vorherigen, mag ungeheuer kreativ sein, wäre auf die Dauer aber mörderisch anstrengend und schlichtweg nicht durchzuhalten.

So navigieren uns stattdessen viele kleine Wiederholungen, von denen uns die meisten noch nicht einmal bewusst sind, sicher und ausserdem kräftesparend durch den Alltag.

«Wir brauchen Wiederholungen», sagt Martin Meyer, Neurowissenschaftler und Professor für Psychologie an der Universität Zürich. «Sie geben uns Struktur und Überblick in unserem Alltag – und in einer immer komplexer werdenden Welt.»

Im Dschungel der Möglichkeiten

Tatsächlich sind die Millionen von Möglichkeiten, die uns heute zur Verfügung stehen, in der Summe oft mehr Fluch als Segen: Von der Zahnpastasorte über den Arbeitsweg, den Handyvertrag oder das Zmorge – ständig müssen wir Entscheidungen treffen. Wir würden verrückt werden, hätten wir nicht vieles davon zumindest vorläufig entschieden, sodass wir es nur noch zu wiederholen brauchen. Was uns als öde Routine erscheint, ist darum in Wirklichkeit oft eine Entlastung, ein Geländer für die vielfältigen Anforderungen des Alltags.

(Fortsetzung weiter unten...)

Rituale als Vehikel

Geradezu Magisches vollbringt die Wiederholung beim Einüben komplexer Tätigkeiten wie Autofahren oder bei verzwickten Abläufen im Job: Was am Anfang kaum machbar erscheint, wird mit jedem Mal ein bisschen leichter, müheloser. Und irgendwann ist es drin: Das Kleinhirn hat die Arbeit übernommen. Diese läuft nun automatisiert, fast ganz ohne unser bewusstes Zutun, sodass wir uns gedanklich anderen Dingen zuwenden können. Dabei bilden und verstärken sich neue neuronale Verbindungen.

Jeder Lernprozess basiert letztlich auf diesem Prinzip. Auch schädliche Gewohnheiten haben sich auf diese Weise ins Hirn geschrieben; das macht es so schwer, sie zu verändern. Aber es geht – mithilfe von Wiederholungen. «Am besten, man macht das gewünschte neue Verhalten zum Ritual, das man jeden Tag nach allen Regeln der Kunst zelebriert», empfiehlt Martin Meyer. «Auf diese Weise bekommt es einen festen Platz und wird mit der Zeit zum selbstverständlichen Teil unseres Lebens und von uns selbst. Voraussetzung ist allerdings, dass es etwas ist, das uns Freude bereitet.»

Freude als wichtige Voraussetzung

Denn Wiederholung allein macht aus dem ungeliebten Joggen noch kein neues Lieblingshobby. Um am Ball zu bleiben, müssen wir erleben, dass es sich lohnt. Das kann ein Gefühl von Ausgeglichenheit nach zwanzig Minuten Yoga sein, die grössere Fitness nach einem Frühstück mit Müesli und Obst oder das entspannte Einschlafen nach einer kurzen Meditation. Je häufiger wir positive Erfahrungen machen, desto wahrscheinlicher ist es, dass wir bei der neuen Gewohnheit bleiben.

Wiederholung ist also Weg und Ziel zugleich. Wenn wir nur wollen, macht sie aus Neuem Vertrautes, aus Hochkompliziertem Machbares, aus Fensterputzen eine Übung in Achtsamkeit. Zeit, sich mit ihr anzufreunden.

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von Ruth Hoffmann,

veröffentlicht am 12.07.2017, angepasst am 26.06.2023


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