Eine banale Virusinfektion ist der häufigste Grund für eine Entzündung des Herzmuskels. Um Komplikationen zu verhindern, sollte man sich dann schonen.
Eine Herzmuskelentzündung kann in jedem Lebensalter auftreten und auch junge, bisher herzgesunde Menschen treffen. In der Fachsprache spricht man von einer Myokarditis. Der Begriff setzt sich zusammen aus dem «Myokard» (auf deutsch Herzmuskel) und der Endung «-itis». Diese wird in der Medizin gebraucht, wenn eine Entzündung vorliegt.
Der Herzmuskelentzündung geht oft eine Infektion voraus, die auf den Herzmuskel übergreift. Meist handelt es sich um einen grippeähnlichen Atemwegsinfekt oder um eine infektiöse Durchfallerkrankung. Schuld an der Myokarditis sind meist Viren (beispielsweise sogenannte Adenoviren oder Coxsackie-Viren) und seltener Bakterien und andere Erreger (zum Beispiel bestimmte Streptokokken, die Scharlach verursachen, oder Borrelien, die bei einem Zeckenbiss übertragen werden können). Auch bei einer Infektion mit Sars-CoV-2 oder nach der Covid-Impfung kann es in seltenen Fällen zu einer Myokarditis kommen.
Ein seltenerer Grund für eine Myokarditis ist eine Autoimmunerkrankung. Dabei greift das Immunsystem den Herzmuskel an, wodurch es zur Entzündung kommt. Auch Medikamente – insbesondere bestimmte Chemotherapien – können das Herz schädigen und zur Myokarditis führen. Und nicht zuletzt sind auch Gifte dazu imstande, allen voran Alkohol im Übermass oder andere Drogen.
Eine Myokarditis kann neben einem allgemeinen Krankheitsgefühl vor allem drei Symptome hervorrufen: Brustschmerzen, Luftnot bei Anstrengung und Herzrhythmusstörungen. Die Herzrhythmusstörungen können sich bemerkbar machen durch Herzstolpern, kurze Aussetzer, ungewöhnlich schnellen oder auch sehr langsamen Puls oder gar durch eine kurze Bewusstlosigkeit. Bei starken Symptomen sollte man die Ambulanz rufen. Vorangegangen ist dem Ganzen meist ein banaler Atemwegsinfekt oder eine Durchfallerkrankung.
Wer an einer Myokarditis leidet, fühlt sich fast immer insgesamt müde und ist schnell erschöpfbar. Wenn der Herzmuskel stärker entzündet ist, kann die Pumpleistung des Herzens nachlassen. Das macht sich eher bei Anstrengung bemerkbar als in Ruhe. Sinkt die Pumpleistung des Herzens deutlich, kommt es zur Wassereinlagerung im Körper mit geschwollenen Fussknöcheln, steigendem Körpergewicht und verstärkter Atemnot.
Der schlimmste Fall – ein plötzlicher Herztod – tritt zum Glück nur selten ein.
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Die Basis der Untersuchung bilden das Gespräch mit dem Arzt oder der Ärztin, eine körperliche Untersuchung, eine Blutuntersuchung und das Messen der Herzströme (EKG), eventuell auch ein Röntgenbild des Brustkorbs. Diese Untersuchungen können zumeist beim Hausarzt durchgeführt werden. Wenn sich dort nichts ergibt, ist eine Myokarditis sehr unwahrscheinlich. Fällt dabei hingegen etwas auf, erfolgt eine eingehendere Diagnostik mit Herz-Ultraschall, MRI und/oder weiteren Spezialuntersuchungen. In schweren Fällen wird eine Herzkatheteruntersuchung durchgeführt und/oder eine kleine Gewebeprobe am Herzmuskel entnommen.
Der erste Rat lautet, sich zu schonen und in der Regel bis zu sechs Monate lang auf Sport zu verzichten. Die Mehrzahl der Herzmuskelentzündungen heilt allein mit dieser Therapie folgenlos aus. Wenn immer möglich, wird zudem die Ursache der Myokarditis behandelt oder es werden entzündungshemmende Medikamente gegeben.
Falls die Herzleistung in ernsteren Fällen merklich abnimmt, werden –wie auch bei anderen Formen von Herzschwäche – Medikamente eingesetzt, um den Herzmuskel zu entlasten und ihn zu unterstützen. Dazu zählen beispielsweise sogenannte ACE-Hemmer oder Betablocker. In schweren Fällen wird der oder die Betroffene stationär behandelt. Dann kommen je nachdem auch Medikamente zum Einsatz, die das Immunsystem bremsen.
Eine Faustregel besagt, dass etwa zwei Drittel der Herzmuskelentzündungen folgenlos ausheilen. Bei einigen Betroffenen kann die Erholung auch inkomplett sein und zum Beispiel eine Neigung zu «Extra-Herzschlägen» bestehen bleiben.
Bei rund 15 bis 20 von 100 Erkrankten schädigt die Myokarditis den Herzmuskel derart chronisch, dass die Pumpleistung des Herzens dauerhaft nachlässt. Dann wird das Herz mit Medikamenten und wenn nötig mit einem Herzschrittmacher unterstützt. Selten lässt die Herzleistung so stark nach, dass nur noch eine Herztransplantation hilft.