Praktisch unsichtbar, korrigieren Linsen Kurz-, Weit-, Alterssichtigkeit und Hornhautverkrümmung. Hier 15 Antworten vom Augenoptiker, damit das Linsentragen nicht ins Auge geht.
Ralf Carsten Jann ist Optometrist und Trainer bei Misenso. Der Augenoptikermeister und Betriebswirt für Augenoptik/Optometrie hat auch das Nicht-nur-Fachbuch über Augenoptik «Nice to see you» geschrieben. Das Optikfachgeschäft Misenso gehört zur Migros-Gruppe und ist an neun Standorten tätig, meist in Filialen der Migros.
Mit Kontaktlinsen können wir trotz Sehschwäche gut sehen. Gerade auch bei hoher Fehlsichtigkeit ist eine zufriedenstellende Korrektur oft möglich. Auch grössere Dioptrien-Unterschiede zwischen beiden Seiten lassen sich besser ausgleichen.
Mit Kontaktlinsen ist das Sichtfeld grösser, da kein Brillenrahmen stört. Linsen beschlagen nicht, sie reduzieren das Verletzungsrisiko und schenken uns viel Bewegungsfreiheit.
Auch aus medizinischen Gründen wie etwa nach Augenverletzungen und Hornhaut-Transplantationen oder beim Keratokonus, einer kegelförmigen Verformung der Hornhaut, können Linsen sinnvoll sein.
Viele entscheiden sich für weiche Linsen. Sie sind aus wasserhaltigen Hydro- oder Silikonhydrogelen und bieten von Anfang an viel Tragekomfort. Je intensiver und länger man Linsen trägt, umso besser sind harte – Experten reden von formstabilen – Linsen oder Tageslinsen, die aus Silikon-Hydrogel bestehen. Bei beiden ist das Risiko für Infektionen, Entzündungen und Hornhautgeschwüren geringer. Während weiche Linsen direkt auf der Hornhaut liegen, schwimmen die harten auf der Tränenflüssigkeit, welche Nährstoffe zur Hornhaut transportiert. Moderne harte Linsen bedecken eine kleinere Hornhautfläche und ermöglichen so eine bessere Nährstoffversorgung der Hornhaut.
Mit guter Hygiene. Das heisst: Hände stets gründlich waschen und trocknen. Linsen sollten nie mit Leitungswasser gespült werden. Wasser ist nicht steril. Zum Reinigen und Aufbewahren immer frische Lösung verwenden und den Behälter regelmässig ersetzen. Die hygienischste und sicherste Linsen-Variante ist die Tageslinse, von der man jeden Tag ein frisches Paar verwendet.
Jedes Auge ist individuell. Daher braucht es eine Linsen-Anpassung durch Fachleute. Hier ein paar Anhaltspunkte:
Man kann alle Kontaktlinsen den ganzen Tag am Auge haben. Die sehr sauerstoffdurchlässigen weichen Silikonkontaktlinsen könnte man auch mal über Nacht drauflassen. Allerdings benötigen unsere Augen individuell unterschiedliche Regenerations-Pausen. Daher sind regelmässige Kontrollen beim Optiker sehr zu empfehlen.
Sehr wichtig ist es, die Linsen nicht länger zu verwenden als vom Hersteller angegeben.
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Es gibt 24-Stunden-Linsen, welche über eine Zeitdauer von einer Woche oder einem Monat Tag und Nacht auf dem Auge bleiben können. Es handelt sich dabei immer um sauerstoffdurchlässige, silikonhaltige Linsen. Wer Linsen lange und intensiv tragen will, sollte sich stets vom Augenoptiker beraten lassen. Grundsätzlich sind Wochen- oder Monatslinsen angenehm zu tragen. Allerdings ist das Risiko für Entzündungen erhöht. Da Tageslinsen heute zu einem attraktiven Preis angeboten werden, ist diese Form des verlängerten Tragens meist nicht mehr nötig.
Diese Linsen modulieren über Nacht die Form der Hornhaut. Dieser Effekt hält eine Weile an, so dass man tagsüber ohne Sehhilfe richtig sieht. Gut korrigieren kann man Kurzsichtigkeit. Bei Weit- oder Alterssichtigkeit ist der Effekt kleiner. Nachtlinsen werden gerne auch als Therapie bei kurzsichtigen Kindern eingesetzt. Sie können die Geschwindigkeit, mit der sich die Kurzsichtigkeit verschlechtert, abbremsen.
Ja, da gibt es viele Möglichkeiten: Mit Linsen die Kurzsichtigkeit korrigieren und für die zusätzliche Alterssichtigkeit eine Lesebrille aufsetzen ist eine häufige Lösung. Sinnvoll ist es auch etwa bei einem grossen Stärkenunterschied, wenn eine Brille allein kompliziert wäre.
Ja, annähernd alle Kontaktlinsen haben einen integrierten UV-Filter. Da die Linse aber nur einen Teil des Auges bedeckt, ist ein Schutz durch eine gute Sonnenbrille zwingend.
Bei harten Linsen kann das eher passieren. Etwa wenn man stark blinzelt oder sich die Augen reibt. Es ist übrigens anatomisch nicht möglich, dass eine Linse hinters Auge rutscht.
Auch eine weiche Linse, die sich unter dem Augenlid faltet, lässt sich leicht hinausschieben.
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Ja, denn grundsätzlich schützt der Tränenfilm über dem Auge die Linse vor direktem Wasserkontakt. Empfohlen werden Tageslinsen (und Schwimmbrille), die danach entsorgt werden. In der Sauna verdunstet die Tränenflüssigkeit schneller. Oft hat man daher, trotz hoher Luftfeuchtigkeit, ein Trockenheitsempfinden in den Augen.
Sie stehen für Durchmesser (DIA) und Basiskurve (BC). Sie geben Grösse bzw. Krümmung der Linse an und sollten nebst der Sehstärke auf der Verpackung drauf sein. Vorsicht: Auch bei gleichen Werten können sich die Materialien der Linsen je nach Hersteller unterscheiden. Deshalb sind vor allem Hersteller und Produktname wichtig. Auch wer die Linsen schon gekauft hat, kann diese beim Augenoptiker kontrollieren und die eigenen Werte messen lassen.
Dieser medizinische Eingriff wird beim Grauen Star oft vorgenommen. Auch bei einer sehr, sehr starken Sehbeeinträchtigung, wenn Lasern und Brille unmöglich und Kontaktlinsen eine grosse Herausforderung sind, lässt sich eine künstliche Linse einsetzen.
Es gibt fast für jeden Menschen eine richtige Linse. Ausgenommen sind etwa Leute mit gewissen seltenen Nerven-Erkrankungen. Auch temporär bei Erkältungen, Grippe, Bindehautentzündung etc. sollte man keine Linsen ins Auge setzen.