Nasenbohren ist ein weit verbreitetes Phänomen, das jedoch nicht nur negative Seiten hat, wie iMpuls zeigt.
Dass das Bohren in der Nase in unserer Gesellschaft schief angesehen wird, musste Joachim Löw schmerzlich erfahren. Fernsehkameras zoomten den deutschen Fussballnationaltrainer vor ein paar Jahren während eines Spiels heran, wie er auf der Trainerbank genüsslich in der Nase popelte. Das Fernsehpublikum zeigte sich schockiert und amüsiert zugleich.
Die Verkrustungen in der Nase sind unangenehm. Mit Nasenbohren wird das angetrocknete Sekret entfernt, Atmen fällt wieder leicht. Dass Nasenbohren verbreitet ist, legt der «Internationale Tag des Nasenbohrens» jeweils am 23. April nahe. Und: 62 Prozent der Männer und 51 Prozent der Frauen bohren heimlich in der Nase. Das zeigen die Auswertungen des Autors Christoph Drösser für sein Buch «Wie wir Deutschen ticken».
Nasenbohren ist zwar eine stark verbreitete Angewohnheit. Aber im Unterschied zum deutschen Cheftrainer bohren die meisten nur im Versteckten. «So etwas tut man nicht», bekommen schon kleine Kinder zu hören. Nasenbohren gilt schliesslich als etwas Unanständiges und Unhygienisches.
Auch von medizinischer Seite werden Bedenken geäussert. Hals-Nasen-Ohren-Ärzte machen darauf aufmerksam, dass bei unsauberen Fingern die Gefahr besteht, dass Keime (Staphylokokken) beim Nasenbohren in die Nase gelangen und Entzündungen verursachen. Wegen der Hautabschürfungen, die das Nasenbohren verursache, könnten Krusten und Blutungen hervorgerufen werden und auf diese Weise Bakterien in den Körper gelangen.
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Wissenschafter des renommierten US-Universitäten Massachusetts Instituts of Technology (MIT) und der Harvard haben in einer Studie die Grundlage für Annahmen in den Medien gelegt, dass das Popeln sogar gesund sein könnte, wenn man das Sekret isst... Die vorhandenen Bakterien hätten positive Auswirkungen auf den Mund- und Rachenraum und stärkten damit das Immunsystem. Auch sollen damit Atemwegserkrankungen und Magengeschwüren vorgebeugt werden können.
«Ich denke, die Information ist kein Fake, sondern interessant und etwas Neues», sagt dazu Prof. Daniel Bodmer, Chefarzt HNO am Universitätsspital Basel. Kinder würden tatsächlich gerne in der Nase bohren und einen Teil verschlucken. Eventuell könne das Sinn machen, «da in der Natur kaum etwas ohne Sinn geschieht». Mit offiziellen Empfehlungen, das Sekret zu essen, möchte er aber noch zuwarten, bis weitere Studienergebnisse vorliegen. Sich mit dem Thema näher auseinanderzusetzen, sei aber sinnvoll und angezeigt.
Die US-Forscher gehen sogar noch einen Schritt weiter und wollen jetzt eine spezielle Zahnpasta entwickeln, welche synthetischen Nasenschleim beinhaltet. Wem jetzt das grosse Gruseln kommt, sollte sich im Klaren sein: Einen beträchtlichen Teil des Nasensekrets schlucken wir – ohne uns dessen besonders bewusst zu sein – bereits über den Nasen-Rachenraum. Die Bakterien werden dann von der Magensäure neutralisiert, respektive vernichtet. Guten Appetit!