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Ein Ort, der musikalisch beflügelt

Ein Kraftort kann erden. Aber auch beflügeln. Bildstein in Vorarlberg lässt unsere Autorin Vera Sohmer entschweben – woran Mozart wesentlich beteiligt ist.

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Basilika Bildstein, Vorarlberg

Der Papst hatte 2018 der Wallfahrtskirche Bildstein den Ehrentitel einer Basilika zuerkannt.

An einem ungewöhnlich warmen Novemberabend kam ich zum ersten Mal nach Bildstein, ein Dörfchen auf einem Höhenzug nahe Bregenz. Den Kiesweg zur Basilika säumten Dutzende von Kerzenlichtern. Drinnen waren schon fast alle Bänke besetzt. Die ältere Frau, neben die ich mich freundlicherweise quetschen durfte, warnte: «Wer das einmal erlebt hat, kommt immer wieder.»

Ich war skeptisch: Das Mozart-Requiem steht auf der Evergreen-Hitliste ganz oben. Man bekommt es oft zu hören. Und das in spektakulären Konzertsälen mit gut aufgepolsterten Sitzen, den besten Chören, renommiertesten Orchestern, berühmtesten Dirigenten.

Mitten ins Herz

Die Musiker hier sagten mir nichts, und die Kirchenbänke waren Rückenkiller. Was allerdings schnell keine Rolle mehr spielte. Die Aufführung hatte Sogkraft. Bildstein liess offenbar auf besondere Weise musizieren: innig und schlicht, und deswegen so klar und wahr. Es gab weder ausladende Gesten noch unterkühlt wirkende Routine – wie manches Mal im grossen Klassik-Business. Dieses Requiem bahnte sich den Weg ins Herz.

Auf Wolken gehen

Die ältere Frau sollte Recht behalten. Bildstein zieht mich seither an wie ein Magnet. Und ich fahre nicht nur dann die schmale, geschlängelte Strasse hinauf, wenn ein Konzert stattfindet. Mein erstes Musikerlebnis hier hat sich tief eingeprägt. Es klingt noch immer, auch im mucksmäuschenstillen Kirchenraum. Auf einer der hölzernen Bänke sitzen, die Augen schliessen, den Melodien nachspüren. Dann sachte aufstehen und gehen wie auf Wolken.

Wenn man an einem sonnigen Sommertag das Hauptportal der Kirche aufstösst und auf die lichte Aussichtswiese tritt, erfasst einen manchmal ein duftiger Wind. Jetzt die Arme ausbreiten und abheben – auf Flügeln von Mozarts Musik.

von Vera Sohmer,

veröffentlicht am 02.06.2017, angepasst am 21.01.2020


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