Entrümpeln bedeutet, nur zu behalten, was wirklich Freude macht. Damit schaffe man Klarheit im Schrank und auch im Kopf. Das sagt die Japanerin Marie Kondo, die als Beraterin auf diesem Gebiet weltbekannt ist.
Aufräumen bedeutet im Wesentlichen: Entscheiden, ob man etwas behalten will, und entscheiden, an welchen Platz etwas gehört, wenn man es gerade nicht benutzt. Aber warum fällt das bisweilen so schwer? Weil wir dieselbe Art von Dingen an unterschiedlichen Orten verstauen und darum keine Ahnung haben, wie viel wir tatsächlich unser Eigen nennen, sagt Marie Kondo, die sich als Expertin fürs Ausmisten weltweit einen Namen gemacht hat.
Die Japanerin hält auch wenig von ausgeklügelten Stauraumlösungen, verschleierten diese doch nur noch mehr, was man alles besitzt. Und Regeln wie «Wirf alles weg, was du ein Jahr lang nicht benutzt hast» könne man sich ebenfalls sparen. Schliesslich gehe es um die Frage, wie man sich zu Hause am wohlsten fühlt – und nicht einfach darum, möglichst viel loszuwerden.
Ein Leben zwischen Dingen, die uns Freude bereiten. Das verspricht Marie Kondo in ihrem Buch «Magic Cleaning – Wie richtiges Aufräumen Ihr Leben verändert» all denen, die nach ihrer Methode entrümpeln. Natürlich hat auch diese Regeln:
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Geschenke: Liegt das Halstuch von Tante Marta seit Monaten ungetragen in der Schublade? «Der wahre Zweck eines Geschenks ist, es zu erhalten», schreibt Marie Kondo. Bedanke dich also beim Halstuch (und der Tante) für die Freude, die dir diese Aufmerksamkeit bereitet hat – und gib es jemandem, der es trägt.
Kosmetikproben: Müsterchen sind doch praktisch mitzunehmen, wenn man für ein paar Tage verreist! Pflegeprodukte in kleinsten Mengen sollten höchstens ein Jahr aufbewahrt werden, in manchen Fällen sogar nur ein paar Wochen. Willst du dich an deinem Wellness-Wochenende wirklich mit einer alten Creme einreiben? Eben.
Kleingeld: Münzen gehören stets ins Portemonnaie und nicht in Schälchen, in denen sie irgendwann zur kiloschweren Last anwachsen.
Garantien und Gebrauchsanleitungen: Garantien bewahrt man am besten lose in einem Klarsichtmäppchen auf. So kann man beim Durchblättern gerade aussortieren, was abgelaufen ist. Gebrauchsanweisungen gehören in den Müll. Sollte man doch einmal eine benötigen, findet man diese online schneller als in einem verstaubten Ordner.
Knöpfe: Mal ehrlich: Wann hast du zum letzten Mal einen Knopf angenäht? Trägt man ein Kleidungsstück tatsächlich so lange, bis seine Knöpfe abfallen, ist sein Ende vermutlich sowieso nah. Allenfalls lohnt es sich, bei neuen Jacken oder Mänteln die Ersatzknöpfe gleich ins Futter zu nähen.
Wenn Kondo ihre Kundschaft beim Ordnung schaffen begleitet, beginnt sie also beim Kleiderschrank. Jeder Pullover und jeder Gürtel wird befühlt und betrachtet auf die Frage hin, ob man sich noch aufrichtig an ihm erfreue. Ausweichstrategien wie «Das könnte ich doch noch zu Hause tragen» oder «Ich hängs mal meiner Schwester in den Schrank» lässt sie nicht gelten.
Trennen sollte man sich auch von Kleidungsstücken, an denen nach drei Jahren immer noch das Preisschild hängt. «Viele der Dinge, die wir besitzen, haben ihre Rolle längst erfüllt», schreibt Kondo. So hatte der neue Jupe vielleicht einzig die Aufgabe, einem den letzten Zweifel daran zu nehmen, dass man eben doch ein Hosentyp ist.
Und auch bei den Büchern ist es nicht anders: Den Roman, den man vergangenen Sommer nicht zu Ende lesen mochte, wird man vermutlich auch kommende Ferien nicht mehr aufschlagen. Seine Bestimmung als halbgelesenes Buch hingegen hat er gänzlich erfüllt. Aus schlechtem Gewissen etwas zu behalten, macht den Kauf ja auch nicht ungeschehen. Was uns bleibt, ist, Buch und Jupe für ihre Dienste zu danken und uns zu verabschieden.
Entrümpeln ist ein simpler Akt, wegwerfen oder behalten. Doch ebendiese Frage bedeutet auch, dass wir uns mit Entscheidungen auseinandersetzen, die wir in der Vergangenheit getroffen haben. Dass wir hinterfragen, ob die Sachen, die wir besitzen, uns noch immer lieb sind oder es überhaupt einmal waren. Je weniger wir dann besitzen, das keine Bedeutung hat, umso klarer wird uns, was wirklich wichtig ist. «Die Dinge, die uns wirklich gefallen, verändern sich im Verlauf der Zeit oft nicht wesentlich», ist Kondo überzeugt. «Ordnung zu schaffen ist ein wunderbarer Weg herauszufinden, was für Dinge das sind.»